Delmenhorster Stadtwerke-Chef Hans-Ulrich Salmen tritt nach über 20 Jahren ab – Dienstverhältnis endet am 31. August

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Der langjährige Geschäftsführer der Delmenhorster Stadtwerke, Hans-Ulrich Salmen, wird seinen Posten zum 31. August 2024 räumen – nach DelmeNews-Informationen auf eigenen Wunsch.Er tritt in den Ruhestand.

Anfang 2023 war bekannt geworden, dass der Delmenhorster Stadtwerke-Chef nicht wie geplant im gleichen Jahr in den Ruhestand geht, sondern sein Vertrag um 2 Jahre bis Ende 2025 verlängert wird. Gern wollte Salmen noch die Transformation der Stadtwerke mitgestalten, weg von einem Gaslieferanten und weg von carbonhaltigen Energieträgern hin zu einem nachhaltigen Energieversorger.

SWD-Chef Salmen wollte und will die Stadtwerke Delmenhorst im Rahmen der Transformation von den fossilen Energien lösen

Ärger um die Trinkwasserförderung

Allerdings gab es zuletzt viel Gegenwind für den inzwischen 65-jährigen, noch amtierenden Stadtwerke-Chef. Das inzwischen mehr als ein Jahrzehnt währende Thema Trinkwassergewinnung in der Graft bzw. deren Vernässung sorgte zuletzt regelmäßig für Ärger zwischen ihm und Teilen des Rates. Bekanntermaßen steht Hans-Ulrich Salmen seit jeher einer Neuaufnahme der Trinkwasserförderung kritisch gegenüber. Die schlechte Qualität des Rohwassers in der Graft, die Kosten durch den Bau eines Wasserwerks, die auf den Trinkwasserpreis drücken würden und nicht zuletzt die in seinen Augen mangelnden Auswirkungen eines neuen Wasserwerks auf die Graftvernässung waren stets seine Argumente dagegen. Demgegenüber standen die Ansichten eines Großteils des Stadtrates, der bereits 2013 den Neubau eines Wasserwerks beschlossen hatte.

Das umstrittene Moorgutachten

Im Mai 2023 präsentierte Salmen ein Gutachten des Moorforschers Prof. Hans Joosten, wonach die Wiekhorner Wiesen einst ein Moor gewesen seien, das aus ökologischer Sicht mit dem Ziel einer Co2-Einsparung wieder vernässt werden sollte. Ein Großteil des Stadtrates sah in dem Gutachten einen weiteren Schachzug, den Bau eines Wasserwerks in der Graft zu verhindern. Das Gutachten brachte Salmen allerhand Ärger ein, eine Rechtsanwaltskanzlei kam sogar zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um eine Pflichtverletzung des Geschäftsführers gehandelt habe. Die Stadt hätte demnach sogar die Möglichkeit gehabt, Schadenersatz für die Kosten des Gutachtens einzufordern, heißt es.

Überflutete Wiese oder ein Moor? – Die Wahrnehmung der Wiekhorner Wiesen war unterschiedlich (Archivbild aus Februar 2024).

Im Januar 2024 wurden die Stadtwerke zudem per Ratsbeschluss aufgefordert, endlich Tempo beim Bau eines neuen Wasserwerks aufzunehmen. Ein einmaliger Vorgang. Die behördliche Genehmigung für die neuerliche Trinkwasserförderung in der Graft liegt inzwischen bereits seit über einem Jahr vor.

 

Statement von Hans-Ulrich Salmen

All diese Gegebenheiten haben laut Insidern aus dem lokalpolitischen Umfeld dazu geführt, dass Hans-Ulrich Salmen sich selbst und seine Arbeit nicht mehr ausreichend gewürdigt und wertgeschätzt gesehen habe. Daher sei er bereits im Januar auf die Gesellschaftervertreter mit dem Wunsch einer Ablösung auf die Gesellschaftervertreter zugegangen.

Auf Nachfrage sagt der Stadtwerke-Chef am Mittwochabend: „Wir sind gegenseitig aufeinander zugegangen.“ Als Grund für sein Ausscheiden nennt er zwei Argumente: „Ich sehe meinem Ruhestand mit Freude entgegen. Der Großteil der anstehenden Transformation der Stadtwerke ist abgearbeitet.“ Kritik an seinem Handeln beim Thema Trinkwasserförderung gibt er nicht als Grund für sein Ausscheiden an: „Das war nicht der ausschlaggebende Grund. Es gibt unterschiedliche Meinungen, aber auch einen Ratsbeschluss, den es gilt umzusetzen. Wenn die Trinkwasserförderung der Grund wäre, hätte ich schon vor zehn Jahren in den Sack hauen müssen.“

 

Am Mittwoch wurde alles besiegelt –

Verhandelte Zahlen werden nicht bekannt gegeben

Am heutigen Mittwoch, 3. April hat zunächst der Verwaltungsausschuss, anschließend der Stadtrat, danach der Aufsichtsrat der Stadtwerke und schließlich die Gesellschaftervertretung getagt. Über die Konditionen der Vertragsauflösung sollen im Vorfeld Anwälte auf Seite von Salmen bzw. der Stadt Delmenhorst verhandelt haben. Das Verhandlungsergebnis ist nichtöffentlich, auch der Stadtrat kennt die Zahlen nicht. Nach DelmeNews-Informationen bekommt Hans-Ulrich Salmen noch ein Drittel der Gesamtanspruchsumme, die ihm an Gehalt, privater Alterversorgung etc. bis zum Ende seiner Dienstzeit zustehen würde. Darüber hinaus wird er auch für die Jahre 2022 und 2023 entlastet. Das offizielle Dienstende ist der 31. August 2024. Die Stadt Delmenhorst hat eine Pressemitteilung zur Beendigung der Zusammenarbeit herausgegeben. Demnach soll nun unverzüglich der Findungsprozess für eine Nachfolge Salmens gestartet werden. Eine Stellungnahme von Hans-Ulrich Salmen zur Vertragsauflösung gegenüber DelmeNews steht noch aus.

Der Stadtwerke-Chef und die Oberbürgermeister

Seite 2002 ist Hans-Ulrich Salmen Geschäftsführer der Stadtwerke Delmenhorst. Manche Delmenhorster sehen in ihm nicht nur den Chef der Stadtwerke, sondern auch eine Art heimlichen Oberbürgermeister – mit entsprechenden Reibungspunkten mit eben genau jenen. Seine Auseinandersetzung mit Oberbürgermeister Patrick de Lanne über die Kenntnis eines Gutachtens zur Graftvernässung ist manchen ebenso in Erinnerung wie jene mit Axel Jahnz über die nichterfolgte Vergabe der Konzession an die Stadtwerke für das Delmenhorster Stromnetz im Jahr 2016. Auch mit der amtierenden Oberbürgermeisterin Petra Gerlach soll es zuletzt thematische Reibungspunkte gegeben haben.

Hans-Ulrich Salmen mit Oberbürgermeister Patrick de La Lanne bei der Eröffnung der Garfttherme im August 2011

Projekte der Stadtwerke unter Hans-Ulrich Salmen

Mehr als 20 Jahre leitet Hans-Ulrich Salmen die Geschicke der Stadtwerke Delmenhorst. In seiner Zeit als Geschäftsführer wurden etliche Projekte realisiert. So wurde das marode Freizeit- und Freibad Delfina abgerissen und durch das neu gebaute Freizeitbad mit Saunabetrieb GraftTherme ersetzt, die im August 2011 eröffnet wurde. Am 21. Januar 2011 wurde die Trinkwasserförderung im Wasserwerk An den Graften eingestellt. Das Trinkwasser kommt seitdem neben dem damals bereits lange in Betrieb befindlichen Wasserwerk in Annenheide auch durch Zukauf vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) in die Delmenhorster Haushalte.

Die GraftTherme wurde im August 2011 eröffnet.

Im Dezember 2018 wurde der Neubau des städtischen Parkhauses in der Straße Am Stadtwall eingeweiht.

Oberbürgermeister Axel Jahnz, Parkhaus-Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen und Lars Satthoff (Baufirma Goldbeck) eröffneten am 8. Dezember 2018 mit dem Druck auf einen Knopf symbolisch das neue Delmenhorster Parkhaus.

Seit Januar 2022 beliefern die Stadtwerke die Delmenhorster Stadtverwaltung mit Strom, bereits zuvor bezogen Privathaushalte und Gewerbebetriebe Strom der SWD. Am 13. September 2023 wurde schließlich der Spatenstich für den Bau eines großen zentralen Recyclinghofes in der Steller Straße begonnen, einer der ersten in Deutschland überhaupt, der als sogenanntes Rückkonsumzentrum ökologisch wegweisend ist.

Stadtwerkechef Hans-Ulrich Salmen (Mitte) mit Oberbürgermeisterin Petra Gerlach (3. v. l.), Stadtbaurätin Bianca Urban (2. v. l.), ADG-Aufsichtsratschef Jürgen Waßer und Vertretern der baubeteiligten beim 1. Spatenstuch für das neue Rückkonsumzentrum an der Steller Straße

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