Schulentwicklung: Gespräch zwischen Politik, Verwaltung und Schulleitern – Noch keine Entscheidung

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Wie die künftige Schullandschaft in Delmenhorst aussehen soll, beschäftigt seit Monaten viele Delmenhorster. Am Dienstag, 22. Januar, trafen sich daher die Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen, Vertreter der Verwaltung, einige Schulleiter, Stadteltern- und Stadtschülersprecher zu einem nicht öffentlichen Gespräch. Wir haben bei den Beteiligten nachgefragt, was dabei herauskam.
 
Bestätigt wurde das Gespräch durch Stadtsprecher Timo Frers. Dabei sei es um einen Austausch von Positionen gegangen. „Die abschließende Entscheidung trifft aber der Rat der Stadt“, betonte er. Weiterhin wünsche sich die Verwaltung eine Entscheidung bis Ostern wie geplant. Mindestens die Raumfragen für das neue Abitur mit einem Jahr mehr Zeit müssten bis dahin geklärt werden, weil auch mehr Raumbedarfe entstünden.
 

Axel Unger für zweite IGS

Kristof Ogonovski, Fraktionsvorsitzender der CDU, wollte nicht näher auf das Gespräch eingehen. Zwar habe die schulpolitische Sprecherin Frauke Wöhler für seine Partei daran teilgenommen. Aber erst am Montag (28. Januar) will die Fraktion das Thema in Ruhe besprechen. Dass die Entscheidung über die Schulentwicklungsplanung wie beschlossen bis Ostern fallen soll, sei aber weiter von seiner Partei gewünscht. Marianne Huismann (Grüne) verwies darauf, dass der Gesprächsinhalt vertraulich gewesen sei. Weiterhin sei ihre Partei dafür, dass Schüler gemeinsam lernen und nach ihrem Leistungsstand gefördert werden.
 
Bei der Gruppe Bürgerforum/Freie Wähler/Unger findet ebenfalls Montag eine Fraktionssitzung statt. Uns gegenüber betonte Ratsherr Axel Unger: „Wir sind bereit, ungewöhnlich zu denken.“ Die bisherigen Planungen seien zu sehr am Status Quo orientiert. Er selbst sei für eine 2. IGS, die Abschaffung der Realschule – auch um den Schülerbedarf einer neuen IGS zu decken – und eine Deckelung der Schülerzahlen der Gymnasien. „Die IGS ist die Schulform, die eine frühe Sortierung der Schüler verhindert.“ Auch das soziale Lernen funktioniere dort gut. Die Schulempfehlung abzuschaffen, sei eine Fehlentscheidung des Landes gewesen.
 

FDP für Erhalt der Realschule

Ausführlicher äußerte sich Murat Kalmis (FDP). Er schreibt: „Das informelle Gespräch war seit langem die erste Sitzung Arbeitskreises Schulentwicklungsplanung.“ Seine Partei plädiere dafür, die Real- und die Hauptschule so lange beizubehalten, wie sie von den Eltern nachgefragt würden. Die IGS soll um ein bis zwei Züge erweitert werden. Für eine zweite Schule derselben Form fehle die Nachfrage.
 
Neue Räume fürs Max-Planck-Gymnasium ließen sich vor Ort realisieren, beim Gymnasium an der Willms könnten Erweiterungen an den Realschulstandorten geprüft werden. Die Oberschulen sollten sich eine einzige, gemeinsame gymnasiale Oberstufe teilen.
 

Viele Schulleiter verweisen auf Vertraulichkeit

Volker Gauert, Schuleiter der Wilhelm-von-der-Heyde-Oberschule, wollte sich viele wegen der Vertraulichkeit des Gesprächs nicht äußern. Stefan Nolting, Leiter des Gymnasiums an der Willms, betonte, dass seine Schule mit zusätzlich gut 160 Schülern zum 1. August 2020 rechne, wenn seine Schule dann sechszügig würde. „Die 165 Schüler des jetzigen 11. Jahrgangs sind alle in Wanderklassen untergebracht“, schreibt er. Ohne eine Lösung, die bis Ostern getroffen werde, ließe sich der Elternwille nicht umsetzen.
 

Realschulleiter: Eltern gegen Oberschule

Andreas Bohlen, Leiter der Realschule Delmenhorst, erklärt: „Die Realschule lehnt die von der Verwaltung bevorzugte Variante der Schulstrukturreform ab.“ Denn eine mögliche Zusammenlegung seiner Schule mit der Hauptschule zu einer neuen Oberschule würde den Elternwillen nicht berücksichtigen. Laut einer Umfrage würden nur vier Prozent der Eltern eine Beschulung ihrer Kinder an einer Oberschule begrüßen.
 
Dass es in der Stadt ein Spannungsverhältnis zwischen den Oberschulen und der Realschule geben soll, kann Bohlen ebenfalls nicht nachvollziehen: „Durch den Wegfall der Schullaufbahnempfehlungen ist zu beobachten, dass Eltern den bestmöglichen Abschluss für ihre Kinder wünschen. Dadurch kommt es insgesamt zu einer Schieflage bei der Anwahl der geeigneten Schulform.“
 
Zwar würden Schüler an den Oberschulen länger gemeinsam lernen, bevor sie nach Haupt- oder Realschule differenziert werden. Aber spätestens nach Klasse sieben greife die Aufteilung. Für die Vergrößerung des Gymnasiums an der Willmsstraße gäbe es andere Alternativen, als die Realschulräume zu nutzen.
 

Viele Bürger für Erhalt der Realschule

Auch eine andere Person, die am Gespräch teilnahm und uns bekannt ist, äußert Bedenken gegen jene Verwaltungsvariante, die eine Abschaffung der Realschule vorsieht. „Jeder Schulleiter wollte seine eigene Schule hervorheben“, sagt die Quelle. Das sei verständlich. Dass die Nachfrage nach einer neuen IGS da sei, sei von Sigrid Radetzky, Leiterin der bisherigen IGS, bezweifelt worden. Radetzky äußerte sich auf Nachfrage nicht zum Gespräch.
 
„Die Gymnasien sind stark, vielleicht sollte etwas Kraft in andere Schulen gesteckt werden“, findet die Quelle. Die Schulleiter hätten mehrheitlich zu Variante drei – Zusammenlegung von Haupt- und Realschule – oder Variante zwei tendiert. Letztere sieht unter anderem eine Vereinigung der Realschulstandorte vor.
 
Bereits letzte Woche hatte sich das Kinder- und Jugendparlament für einen Erhalt der Realschule ausgesprochen. Und im November demonstrierten bei einer Sitzung des Bildungsausschuss zahlreiche Bürger ebenfalls für dieses Ziel (wir berichteten).
 
Foto oben: Ein Knackpunkt der künftigen Schulentwicklung ist die Frage, ob die Realschule (hier Standort Lilienstraße) künftig erhalten bleibt.
 
Foto unten: Murat Kalmis (FDP) will Haupt- und Realschule erhalten.
 

 

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