Bildungsausschuss verschiebt Entscheidung über Schulentwicklung – Emotional geführte Debatte

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Eine wichtige Entscheidung war heute, 13. November, Grund für eine Sondersitzung des Bildungsausschusses: Die Schulentwicklungsplanung. Dabei geht es um die Frage, wie die Schullandschaft der kommenden Jahre aufgestellt werden soll. Doch der Ausschuss vertagte die Entscheidung auf das nächste Frühjahr.
 
Offensichtlicher Hauptgrund für die Vertagung der Entscheidung war eine der Varianten, die die Verwaltung erarbeitet hat. Darin wird die Auflösung der Hauptschule und Realschule vorgeschlagen, um im Gegenzug eine neue Oberschule zu gründen. Das stieß bei den Politikern und den zahlreichen Zuschauern – viele davon von den betroffenen Schulen – auf Unverständnis.
 

Beratungsbedarf angemerkt

Gegen den Verwaltungsantrag, die entsprechende Variante 3a zu beschließen, setzte Enno Konukiewitz (SPD) einen eigenen Antrag, der aus der Beschluss- eine reine Diskussionsvorlage ohne Entscheidung machte. Es gäbe zu großen Beratungsbedarf. Uwe Dähne (UAD) ergänzte den Antrag um die Frist, bis zu den Osterferien eine Entscheidung zu treffen. Dem stimmte der Ausschuss einstimmig zu.
 
Dann erörterten Markus Pragal, Erster Stadtrat, und Hero Mennebäck, Leiter des Fachbereichs Bildung, Wissenschaft, Sport und Kultur die sechs Varianten, die die Verwaltung für die Schulentwicklung erarbeitet hat. Neben einer steigenden Schülerzahl — auch durch Einwanderung — und die Verlängerung des Abiturs um eine Klasse bestünde künftig ein größerer Bedarf an Schulräumen in der Sekundarstufe eins. Und daher Handlungsbedarf.
 

Verwaltung verteidigt Vorschlag

Mennebäck verteidigte Variante 3a. Die sah neben der neuen Oberschule auch eine Zusammenlegung der Standorte der Oberschule Süd am Brendelweg vor.
 
Mit dem Ersatz von Haupt- und Realschule durch eine neue Oberschule wollte die Verwaltung offenkundig ein Problem lösen: Die Hauptschule wird wenig nachgefragt, während die Realschule jetzt sogar dreizügig an der Lilienstraße betrieben wird – zumindest in den Klassen sechs und acht, die viele Wechsler von den Gymnasien aufnehmen. Laut Pragal wird die Größe der Realschule vom Land nur geduldet. Das sähe lieber eine gleichmäßigere Verteilung über verschiedene Schulformen.
 
Laut Pragal würde eine neue Schule nicht bedeuten, dass Vorgängerschulen sofort geschlossen würden. Vielmehr würde jeder bestehende Schüler an der Haupt- oder Realschule dort seinen Abschluss machen, während neue Schüler an der neuen Oberschule aufgenommen würden.
 

Konukiewitz will mehr Daten

Gabi Baumgart (SPD) merkte an, dass viele Eltern zur Integrierten Gesamtschule (IGS) abwandern würden. Eine zweite IGS sei daher sinnvoll.
 
Konukiewitz störte sich daran, dass zwar die Eltern von der Verwaltung zu ihren Schulpräferenzen für ihre Kinder befragt wurden. Aber nur die Eltern von Dritt- und Viertklässlern. Zudem müssten weitere Daten vorliegen, bevor eine Entscheidung über die Schulentwicklung getroffen werden könne. Die Schulentwicklungsplanung, die auch die verschiedenen Entwicklungsvarianten umfasst, war ihm mit 51 Seiten offenbar nicht umfangreich genug.
 

Politiker mehrheitlich für Beibehaltung der Realschule

„Jedes Kind muss eine Chance und Perspektiven auf den höchsten Schulabschluss haben, ohne dass es unter- oder überfordert wird“, sagte Dähne. Und da jeder Schüler unterschiedlich sei, müssten unterschiedliche Schulformen erhalten bleiben. „Die Realschule ist gewollt.“
 
Frauke Wöhler (CDU) wies darauf hin, dass sie und Michael Adam (ebenfalls CDU) erst im Frühjahr mit einem Antrag den Bestandsschutz und der begrenzten Dreizügigkeit der Realschule am Standort Lilienstraße durchgesetzt hatten. Dass die Hauptschule weniger gefragt sei, führe dort zu kleineren Klassen und somit einer intensiveren Betreuung jedes einzelnen Schülers.
 
Axel Unger (Gruppe Bürgerforum, Freie Wähler und Unger) plädierte hingegen für eine zweite IGS. Zur Realschule sagte er: „Keine Kommune mit 80.000 Einwohnern kann sich alle Schulformen leisten.“ Auch Edith Belz fand eine neue Oberschule statt Haupt- und Realschule besser als das jetzige Bildungssystem. Das stamme aus dem 19. Jahrhundert und teile die Schüler in Schichten ein.
 

CDU mit eigenem Vorschlag

Zudem brachte die CDU-Fraktion einen eigenen Vorschlag ein, den die Verwaltung zu ihren Vorlagen aufnahm. Darin ist die Zusammenlegung der Oberschule Süd am Standort Brendelweg mit Anbau vorgesehen. Zudem solle eine der zwei Oberschulen einen gymnasialen Zweig erhalten.
 
Die Außenstelle des Willmsgymnasiums – bei dem Andrang auf das Gymnasium eine notwendige Außenstelle – würde in die Königsberger Straße ziehen, die die Oberschule Süd dann nicht mehr benötigt. Die Realschule am Standort Lilienstraße solle durchgängig dreizügig werden. Und beide Realschulstandorte zu zwei eigenständigen Realschulen werden.
 

Zuschauer mit Verwaltung unzufrieden

Zahlreichen Zuschauer – etwa 200, darunter viele Kinder und Eltern der Haupt- und Realschule – nutzten die Ausschusssitzung nicht nur, um die Verwaltungsvorschläge unter die Lupe zu nehmen. Viele fürchteten, falls Variante 3a beschlossen würde, sei bald das Ende der beiden Schulen besiegelt. Entsprechend baten mehrere Schüler mit Plakaten und Wortbeiträgen in der Einwohnerfragestunde darum, die Schulen zu erhalten. Im Vorfeld hatte sich bereits der Stadtelternrat für den Erhalt der Real- und Hauptschule ausgesprochen.
 
Elke Harms, Mutter von zwei Töchtern auf der Realschule in der Lilienstraße, wies darauf, hin, dass die Realschule viele Gymnasialschüler aufnehme. Werner Kenner warf der Verwaltung einen Alleingang vor. Die AG Schulentwicklungsplanung sollte wiederbelebt werden. Dass nur eine der Vorlagen der Verwaltung ursprünglich zur Abstimmung stehen sollte – oder zumindest von der Verwaltung dazu vorgeschlagen wurde -, ärgerte ihn besonders: „Da fühle ich mich verarscht.“
 

Verwaltung: Qualität der Bildung Grundlage für Planung

Markus Wohl, dessen Sohn auf die Realschule geht, wollte wissen, welche Kosten einzelne Schüler in den einzelnen Schulformen verursachten – offenbar als Grundlage für die Entscheidung.
 
Dieser Bitte widersprach die Verwaltung: Einerseits wäre es aufwendig, die Kosten genau auf jedes Kind herunter zu rechnen. Andreas Tensfeldt, Fachbereichsleiter Gebäudemanagement, ergänzte, dass die Entscheidung für die Schulplanung nach der Qualität der Bildung gehen müsse.
 

Pragal verteidigt Vorgehen der Verwaltung

Erster Stadtrat Markus Pragal verteidigte das Vorgehen der Verwaltung: Erst sollten die Varianten als Diskussionsgrundlage erstellt werden, bevor öffentlich diskutiert wird. Zudem war der Bildungsausschuss seiner Ansicht nach der beste Ort dafür – andere Gremien weniger. Zugleich freute er sich über die ausgiebige Diskussion und zeigte sich für neue Vorschläge offen.
 
Überzeugen konnte er damit vermutlich nur wenige Eltern. Das mag auch der Akustik geschuldet gewesen sein. Im Commedia-Veranstaltungssaal auf der Nordwolle gab es mehrfach Tonprobleme, sodass sicher nicht jeder Zuschauer jede Aussage verfolgen konnte.
 
Foto oben: Für den Erhalt der Realschule — auch der an der Lilienstraße —demonstrierten in der Sitzung zahlreiche Eltern und Schüler.
 
Foto unten: Markus Pragal, Erster Stadtrat, hatte Mühe, die Zuschauer von der Sicht der Verwaltung zu überzeugen.
 

 

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