Kita-Verpflegung in Delmenhorst soll besser werden – künftig gleiche Standards für alle

Werbung
Werbung
Werbung

In Delmenhorst soll die Verpflegung in den Kindertagesstätten verbessert und zugleich vereinheitlicht werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Delmenhorster Liste (DL) bereits im September 2022 gestellt. Inzwischen steht das Verfahren politisch kurz vor dem Abschluss. Wie es in der Praxis umgesetzt wird, wird sich im Anschluss zeigen.

In Delmenhorst gibt es zwar gleiche Kosten für das Kita-Essen, aber verschiedene Anbieter und somit unterschiedliche Qualitäten. So kochen zum Beispiel drei Delmenhorster Kindertagesstätten selbst, es sind die Kita St. Christophorus, der Waldorf-Kindergarten sowie der Sprachheilkindergarten.

Das „Cook & Chill-Verfahren“

Sieben weitere Kitas im Stadtgebiet plus perspektivisch eine weitere werden vom DRK mittels des sogenannten „Cook & Chill“-Verfahrens beliefert. Bei diesem wird das Essen gekocht, im Nachgang per Schnellkühlung auf unter +4 Grad Celsius heruntergekühlt und vor dem Verzehr in sogenannten Regenerationswagen (Konvektoren) vor Ort wieder erhitzt. Vorteil dieses Verfahrens: Es gilt als praktikabel und durch die schnelle Abkühlung insbesondere in Bezug auf die Bildung von Keimen und Toxinen als hygienisch. Darüber hinaus können – sofern benötigt – mit Cook & Chill zubereitete und anschließend heruntergekühlte Speisen mehrere Tage gelagert werden.

Mit dem Cook & Chill-Verfahren und den entsprechenden Regenerationswagen werden nach Angaben der Stadt folgende Kitas im Stadtgebiet mit Mittagessen beliefert: Kita Langenwisch, Kita Wildeshauser Straße, Kita Ströhen, Kita Moorkamp, Kita Villa Kunterbunt, Kita Süd, Kita DRK. In Planung ist die Belieferung der Kita St. Martin (ein Regenerationswagen ist bereits vorhanden, zentral wird ein Wagen als Ausfallreserve vorgehalten), teilt die Stadt mit. Die übrigen 20 Kitas im Stadtgebiet werden von verschiedenen Caterern beliefert.

Forderung der Delmenhorster Liste: einheitliche Standards, hohe Qualität

Die Wählergemeinschaft Delmenhorster Liste hat in ihrem Antrag die Einrichtung einheitlicher und transparenter Qualitätsstandards für die Verpflegung in Kindertageseinrichtungen in Delmenhorst gefordert. Sie sollen angelehnt sein an die Publikation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. mit dem Titel: „Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder“.

Darüber hinaus soll eine Expertengruppe geschaffen werden, die ein Konzept für Qualitätsstandards und Sicherstellung der Qualität unter Berücksichtigung der Kostenstruktur erstellt. Als dritter und letzter Punkt soll zudem die Etablierung einer regelmäßigen externen Qualitätskontrolle der Verpflegung in den Einrichtungen erfolgen. Die Kosten für diese Qualitätskontrolle sollten dabei nicht auf die Verpflegungsgelder umgelegt werden, so der Antrag der Liste. Anders formuliert: Die Stadt müsste diese Kosten tragen.

 „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“

Bei den ersten beiden Punkten war sich die Politik bereits einig. Bei der Jugendhilfeausschusssitzung am 5. März wurden die ersten beiden Punkte angenommen. Der dritte Punkt, die externe Überwachung, wurde allerdings abgelehnt. Antragsteller Dr. Heinrich Lau von der Delmenhorster Liste bedauert dies: „Das Essen soll den Kenntnissen der Ernährung von Kindern entsprechen. Das gehört zertifiziert.“

Bei der Kinderernährung könne man viel falsch machen. Die Kosten für die Zertifizierung einer Menüreihe werden mit knapp 900 Euro beziffert. Das ganze Thema wird in der Ratssitzung am 3. April noch einmal abschließend  thematisiert.

Knackpunkt DGE-Standards

Künftig soll sich das Essen in den Delmenhorster Kitas zudem an den sogenannten DGE-Standards orientieren. Das DRK lehnt sich schon heute daran an. Allerdings, zu dem Ergebnis kommt eine im November 2022 eingerichtete Expertengruppe, sei schon die Anlehnung an diese Standards insbesondere für Caterer schwierig.

Was ist überhaupt die DGE? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist laut eigener Beschreibung eine unabhängige wissenschaftliche deutsche Fachgesellschaft, die vor allem zwei Ziele verfolgt: Förderung, Auswertung und Publikation ernährungswissenschaftlicher Forschung sowie Ernährungsberatung und -aufklärung im Dienste der Gesundheit der Bevölkerung.

Keine Wurst zum Frühstück

Die DGE hat Ideal-Standards für Kita-Essen entwickelt. Strenge Standards, könnte mancher womöglich sagen, so sehen diese für das Kita-Essen beispielsweise vor, dass es keine Wurst zum Frühstück geben soll. Die meisten Kita-Kinder essen das von den Eltern mitgegebene Frühstück.

Entsprechend geht die Expertengruppe, die sich seit November 2022 in Delmenhorst mit dem Thema Kita-Essen in Delmenhorst beschäftigt, davon aus, dass sich Eltern nicht dazu zwingen lassen werden, die DGE-Standards beim mitgegebenen Frühstück ihres Nachwuchs einzuhalten. Nach Ansicht der Experten brauchen viele Eltern „viele freundliche Hinweise, um das Mitgeben ‚ungesunder‘ Snacks langfristig einzustellen“, so die Stadt.

Einführung eines Kita-Frühstücks möglich

Im Gespräch ist allerdings auch die Einführung eines Frühstücks in den Kitas. Das hätte zur Folge, dass bei einer Ausgabe des Frühstücks durch die Kita dieses den DGE-Standards entspräche. Eine entsprechende mögliche Einführung in den Kitas muss allerdings noch mit diesen sowie den entsprechenden Elternbeiräten abgesprochen werden, heißt es seitens der Stadt.

Mittagessen: maximal einmal pro Woche Fleisch

Auch für das Mittagessen, das von den Kitas zubereitet bzw. bereitgestellt wird, an dem allerdings nicht alle Kita-Kinder teilnehmen, gibt es DGE-Standards. Fleisch oder Wurst zum Mittagessen ist demnach maximal einmal pro Woche vorgesehen. Dr. Lau als Mediziner begrüßt diese Standards und fordert, sie 1:1 umzusetzen. „Kinder sind unsere Zukunft.“ Er wünscht sich, dass die Kinder frisches Obst und auch mal ein Glas frischen Orangensaft bekommen.

Der Geschmack der Kinder entscheidet

Die Vorstellung, dass nicht alles, was gesund ist, auch allen Kindern gut schmeckt, sieht er nicht als Gefahr. „Die Essen sind, nur weil sie gesund sind, nicht weniger schmackhaft.“ Zu einer anderen Einschätzung kommt allerdings die Stadtverwaltung. Auch sie ist für eine Orientierung an den DGE-Standards, allerdings müssten sie „an einigen Punkten noch an die Delmenhorster Verhältnisse“ angepasst werden, wie es in einer Vorlage zum Thema heißt. Der Geschmack der Kinder soll weiterhin ein wichtiges Kriterium bleiben.

So soll der regelmäßige Austausch aller Beteiligten Priorität haben, sodass der Geschmack der Kinder in der Herstellerküche auch berücksichtigt wird. In der Expertengruppe sei immer wieder thematisiert  worden, dass die Einhaltung der DGE-Standards allein nicht garantiert, dass die Mahlzeiten von den Kindern gegessen werden. Und darauf wird es letztlich ankommen. Der Stadtrat wird in seiner Sitzung am 3. April abschließend über das Thema Kita-Essen sprechen und über den Antrag der Delmenhorster Liste befinden.

 

Für Interessierte:

Checkliste Kita-Verpflegung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE)

 

Symbolbild oben: Das Essen in Delmenhorster Kitas ist aktuell Thema in der Delmenhorster Lokalpolitik.

AdobeStock/Robert-Kneschke

 

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert