Heftige Facebook-Posts von einem der Macher und Organisationsdefizite kratzen am Image des Charity-Events „Inselzauber“

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Der „Inselzauber“ auf der Burginsel Anfang Oktober war ein beliebtes Charity-Event, das mehrere tausend Menschen besucht haben. Im Nachgang hat das Event durch krasse Kommentare eines Vereinsvorstands bei Facebook, der Admin der größten Delmenhorster Facebook-Gruppe ist, sowie durch Holprigkeiten bei der Organisation Schrammen einen Imageschaden erlitten.

Yücel Yavuzcan, Antragsteller für das Charity-Event „Inselzauber auf der Burginsel“ ist in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten. Er ist Admin der größten Delmenhorster Facebookgruppe „Delmenhorst Unsere Stadt .“, die fast 18.000 Mitglieder zählt.

Schon länger gibt es dort Ärger, weil in der Gruppe nicht konsequent gegen juden- und queerfeindliche Beiträge vorgegangen wird. Das Fass zum Überlaufen brachte allerdings ein Posting des Administrator selbst, in dem er die Kritik aus Deutschland am WM-Ausrichter Katar als Hetze bezeichnete und sie mit der Reichsprogromnacht gleichsetzte. Der Post wurde inzwischen von ihm gelöscht.

„Ich bin kein Judenhasser“, sagt Yücel Yavuczan auf Nachfrage. Er habe nur einen heftigen Vergleich machen wollen, weil ihn die deutsche Kritik an Katar störe.  Der Nachgeschmack blieb. Zumal auch andere extreme Meinungen in der Facebook-Gruppe oft unkommentiert bleiben und Yavuzcan unter anderem auch schon mal Israel als Terrorstaat bezeichnet hatte.

 

Dieses – inzwischen entfernte – Posting sorgte für Wirbel.

Joschka Kuty: „Ich schäme mich, ihn unterstützt zu haben“

Eine AfD-kritische Facebookgruppe äußerte sich nach dem Post kritisch zu diesem und weiteren Postings Yavuzcans. Ratsmitglied Joschka Kuty, der das vorherige Charity-Event „Winterzauber“ mit einem Poetry Slam-Auftritt  unterstützt hatte, sagte über Yavuzcan: „Ich schäme mich echt, ihn unterstützt zu haben. Ihn und seine scheinheiligen Charityaktionen. Dieser Typ ist einfach nur heftig.“ Kuty ärgert sich, nicht vorher genauer nachgeschaut zu haben, wie er sagt.

Deniz Kurku verurteilt Äußerungen

Deniz Kurku, Landtagsabgeordneter und seit kurzem Landesbeauftragter für Migration und Teilhabe, war Schirmherr des von Yücel Yavuzcan und zahlreichen weiteren Unterstützern unter dem Namen „Delmenhorster Schutzengel“ veranstalteten Event. Er sieht die Aussagen Yavuzcans ebenfalls äußerst kritisch. Auf Nachfrage sagt er, er sei vor dem Event, das eine breite Unterstützung erfahren habe, gefragt worden, ob er die Schirmherrschaft übernehmen wolle. Dem sei er gern nachgekommen. „Ich möchte jedoch nicht verantwortlich gemacht werden für die Postings Einzelner. Grundsätzlich verurteile ich queerfeindliche, antisemitische oder grundsätzlich menschenfeindliche Postings, unabhängig von wem sie kommen“, so Kurku.

Fahrrad angeschafft, Verein noch nicht eingetragen

Inzwischen wurde mit dem Erlös des Charity-Events ein Plattform-E-Bike angeschafft, mit dem ein Mensch samt Rollstuhl befördert werden kann. Es war von vorneherein Ziel des Events, Spenden zu sammeln, um solch ein Fahrzeug zum kostenlosen Ausleihen für jedermann zu ermöglichen.

Schwierigkeiten mit der Vereinssatzung

Doch auch hier lief nicht alles glatt. So sind die „Delmenhorster Schutzengel“ noch immer kein eingetragener Verein, wie Yücel Yavuzcan auf Nachfrage zugibt. „Es gab Schwierigkeiten mit der Vereinssatzung, der Notar kümmert sich derzeit darum.“ Zum einen empfiehlt es sich natürlich, sich vor der Ausrichtung einer Spendenaktion bereits als gemeinnütziger Verein eintragen zu lassen, um die Ausstellung von Spendenquittungen zu ermöglichen. Zum anderen hatte der Verein bereits auf Plakaten mit dem Zusatz „e.V.“ geworben – was er bislang noch nicht ist.

 

 

Stadtverwaltung riet vom Bereitstellen der Burginsel ab

Das könnte man alles als holprige Startschwierigkeiten einer Charity-Aktion abhaken, wenn nicht bereits im Vorfeld der Veranstaltung die Delmenhorster Stadtverwaltung davon abgeraten hätte, die Burginsel für das Event zur Verfügung zu stellen. In der Vorlage für den Stadtrat riet sie, den von Yücel Yavuzcan eingebrachten Antrag abzulehnen.

Wörtlich hatte die Stadt in der entsprechenden öffentlichen Vorlage argumentiert: „Eine Gewinnerzielungsabsicht kann nicht ausgeschlossen werden. Die in Aussicht gestellte Spende in Höhe der Umsätze kann nicht kontrolliert werden.“ Am Ende stimmte der Rat mit den Stimmen von SPD, FDP und Freien Wählern einem Kompromiss von Robert Gabriel (SPD) zu, der vorgeschlagen hatte, die Einnahmen der Spendenaktion müssten offengelegt und kontrollierbar sein. CDU und Grüne blieben skeptisch, sie stimmten dagegen. 

Breite Zustimmung für das Event

Trotz der zumindest teilweisen Skepsis im Vorfeld schlug dem Event und seinen Machern eine Welle der Sympathie entgegen. Vereine, Musiker, darunter auch Hochkaräter wie Ex-Touché-Mitglied Dennis Frey oder Persönlichkeiten wie Dr. Hans Böhmann, ehemaliger Leiter der Delmenhorster Kinderklinik, brachten sich ein.

Unprofessionelle Organisation

Auf Nachfrage gibt Ex-Ratsfrau Gabi Baumgart, die das Organisationsteam  unterstützt hat, im Nachhinein allerdings zähneknirschend zu: „Es war ein schönes Event, aber so würde ich es nicht noch einmal unterstützen.“ Die Organisation sei „überhaupt nicht professionell“ gewesen.

Stadt bekommt Einblicke

Die Stadt Delmenhorst hat bereits Einblicke in die Unterlagen der Organisation bekommen, laut Yücel Yavuzcan habe er beim Fachdienst Gewerbeservice vor einigen Wochen auf deren Nachfrage Kontoauszüge eingereicht.

Yavuzcan: „Die Abrechnung ist in Ordnung“

Da er seitdem nichts mehr gehört habe, gehe er davon aus, dass alles zur Zufriedenheit der Behörde sei, so Yavuzcan.  Das gelte auch allgemein für die Abrechnung des Events: „Es ist alles in Ordnung. Wenn jemand Fragen hat, kann er mich gern fragen.“

Städtischer Gewerbeservice zuständig

Timo Frers, Pressesprecher der Stadt Delmenhorst, bestätigt, dass der städtische Gewerbeservice tätig geworden sei: „Der Fachdienst Gewerbeservice ist grundsätzlich auch für sogenannte kleine Lotterien zuständig und weist dementsprechend auf die Rechtsgrundlage hin.“ Paragraf 18 des Glücksspielstaatsvertrages und Paragraf 11 des Niedersächsisches Glücksspielgesetzes würden „die Erlaubnisfiktion von ‚kleinen Lotterien‘ “ regeln. Auf Grundlage dieser Paragrafen werde der Fachdienst Gewerbeservice im Regelfall tätig. Was das Ergebnis bei der Prüfung der Tombola des Inselzaubers sei, sagt Frers nicht: „Konkrete Aussagen zum Einzelfall können vom Fachdienst Gewerbeservice aufgrund des Datenschutzes und aus steuerrechtlichen Gründen nicht getroffen werden.“

CDU sieht sich in Ablehnung bestätigt

Kristof Ogonovski, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat, sieht sich jedenfalls in der ablehnenden Haltung seiner Fraktion bestätigt. Auf Nachfrage sagt er: „Den Verein scheint es noch nicht zu geben, das stellt man sich alles etwas seriöser vor.“

Crowdfunding-Projekt nicht mehr online

„Wir sammeln über ein Crowfunding-Projekt noch für ein zweites Fahrrad“, sagte Yücel Yavuzcan vor einigen Tagen. Das Projekt werde über ein Crowfunding-Projekt finanziert. Allerdings ist zwei Tage später das Projekt von der Internetseite „viele-schaffen-mehr.de“ der Volksbank verschwunden.

Eskalation im sozialen Netz –

Rechtliche Schritte in Erwägung gezogen

Zu einer Facebook-Eskalation kam es am Mittwochabend. Yavuzcan warf Ratsherr Kuty auf seinem Profil und in der Facebook-Gruppe vor, für eine Terrororganisation Spenden gesammelt zu haben.  Zum Hintergrund:  Die Partei „Die Partei“, bei der Kuty einst war, hatte Spenden für die Menschen im autonomen Gebiet Rojava im Norden Syriens gesammelt, das sich an der Grenze zur Türkei befindet.

Joschka Kuty reicht es nun. Er prüft rechtliche Schritte gegen Yücel Yavuzcan. Kuty ist übrigens nicht der erste, der mit ihm aneinander geriet. Mehrere örtliche Parteimitglieder der FDP, die nicht im Stadtrat sitzen, liegen im Clinch mit ihm aufgrund seiner drastischen Äußerungen. CDU-Fraktionschef im Stadtrat Kristof Ogonovski war einst von ihm gar als „Joseph Göbbels“ bezeichnet worden.

In die Gruppe und die Diskussion Ruhe reinzubringen wäre nun angebracht. Allerdings hat Yücel Yavuzcan als Unterstützer seiner Tätigkeit in der besagten Facebook-Gruppe nun wissentlich einen Moderator in die Gruppe geholt, welcher der AfD nahe steht und laut Yavuzcan ein Montagsspaziergänger sei. „Er war der erste, der sich gemeldet hat“, so Yavuzcan.

 

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1 Kommentar
  1. Lucia Canboga sagte:

    Yucel Yvzcn hetzt in der Facebook Gruppe gegen Deutschland und gegen Kurden. Andere Meinungen werden nicht akzeptiert und man wird für die Gruppe gesperrt.
    Ich verstehe nicht warum nicht dagegen vorgegangen wird.
    Es werden politische Falschmeldungen geteilt und verteidigt.

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