Gelbe Tonne löst 2022 den Gelben Sack ab – Stadtrat lehnt kompostierbare Säcke für Grünabfall ab

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In der Ratssitzung am gestrigen Mittwoch, 10. Februar, die erstmals in Hybridform abgehalten und von anfänglichen Startschwierigkeiten begleitet wurde, debattierten die Ratsmitglieder ausgiebig über zwei Themen der Müllentsorgung. Ein Antrag der Delmenhorster Liste (DL) sah vor, für die Grünfallabfuhr zusätzlich zur Biotonne kompostierbare Grünabfallsäcke zu erlauben. Außerdem schlug die Stadtverwaltung vor, Gelbe Säcke überall im Stadtgebiet durch Gelbe Tonnen zu ersetzen.
 
Beantragt wurde von der Delmenhorster Liste, dass der Abfallwirtschaft Delmenhorst (ADG) dazu veranlasst wird, für die Abfuhr der Grünabfälle neben der Biotonne noch die Verfügbarmachung der Abfälle über bei der ADG käuflich zu erhaltende, kompostierbare Grünabfallsäcke zuzulassen. Von der Stadtverwaltung wurde der Vorschlag unterbreitet, einen zeitlich auf ein halbes Jahr und räumlich auf den Abfuhrbezirk 6 in Deichhorst begrenzten Testlauf vorzunehmen, damit Erkenntnisse zum Bedarf und zur Umsetzbarkeit gesammelt werden können.
 

Antrag wurde entsprechend der vorgeschlagenen Probephase geändert

„Es bleibt jedem freigestellt seinen Grünabfall bei den Deponien abzugeben“, Ratsherr Lothar Mandalka, Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Ungebundenen (FdU). Seine Sorge ist, dass die damit verbundenen Kosten auf die Bürger umgewälzt werden könnten. Er gibt zu bedenken: „An anderer Stelle wollen wir Plastik vermeiden.“

Ratsfrau Margret Hantke (DL) wies ausdrücklich darauf hin, dass es sich um kompostierbare Säcke handelt. Bettina Oestermann, Fraktionsvorsitzende der DL, erklärte die Bereitschaft, auf den Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung einzugehen und den Antrag entsprechend zu ändern. „Ich kann dem Vorschlag der Verwaltung nur bedingt folgen. Ich halte es für eine gute Idee, dass die Abholung der Grünabfälle befristet erfolgen soll, will aber nicht, dass es auf den Abfuhrbezirk 6 beschränkt bleibt“, teilt Ratsfrau Antje Beilemann mit.
 

Gesamte Stadt sollte am Probelauf teilhaben können

Sie verwies auf größere Grünflächen im Stadtsüden als in Deichhorst und sprach sich dafür aus, auf die Freiwilligkeit der Bürger zu setzen. Persönlich sei Beilemann sogar dazu bereit, einen geringen Geldbetrag dafür zu bezahlen. Oestermann ließ den geänderten Antrag entsprechend ergänzen, sodass dieses Angebot während einer zwölfmonatigen Testphase auf die gesamte Stadt ausgeweitet wird.

Ratsherr Andreas Neugebauer (DL) stellt klar: „Die Grünen Tonnen sollen nicht abgeschafft werden, sondern es geht um eine Ergänzung.“ Für Ratsherr Hartmut Rosch (Linke) war die Diskussion nicht mehr ganz nachvollziehbar. Gerade vor dem Hintergrund des selbst gesteckten Ziels, Klimamusterstadt werden zu wollen, sollten die Bürger aus seiner Sicht sollten lieber Komposthaufen in ihren Gärten anlegen.

Wenn dann noch Bedarf bestehe, könne über zusätzliche Maßnahmen nachgedacht werden. „Die SPD-Fraktion wird den Antrag ablehnen“, kündigt Ratsherr Alexander Mittag, Fraktionsvorsitzender der SPD, an. Murat Kalmis, Fraktionsvorsitzender der Ratsgruppe FDP/UAD entgegnet: „Wir von der FDP werden zustimmen.“ Ratsherr Harald Schneewind (Grüne) bekundet: „Es geht darum, einen Versuch zu starten. Das ist eine bürgerfreundliche Sache. Deshalb werden wir zustimmen.“
 

Gelbe Tonne wird seit 2020 in Brendel/Adelheide getestet

Laub sowie Grün- und Rasenschnitt standen bei diesem Antrag im Vordergrund, wie Ratsherr Peter Stemmler (UAD) vor Augen führte. Er konstatiert: „Die Grüne Tonne ist nach einmal Rasenmähen voll. Das ist eine gute Sache. Die Delmenhorster Liste hat sich Gedanken gemacht.“ Schließlich fand der Antrag bei der Abstimmung mit 15 Befürwortern und 23 Gegenstimmen keine Mehrheit.

In der Folge wurde der Vorschlag der Stadtverwaltung erörtert, zum 1. Januar 2022 in ganz Delmenhorst statt Gelber Säcke auf Gelbe Tonnen mit einem Fassungsvermögen von 120, 240 oder 1.110 Liter umzusatteln, die alle zwei Wochen geleert werden sollen. Zudem soll es möglich gemacht werden, Leichtverpackungen auf den Abfall-Annahmestellen abzugeben. Erprobt wird das in einer seit Beginn des vergangenen Jahres laufenden zweijährigen Testphase im Stadtteil Brendel/Adelheide.
 

Repräsentanz wurde bemängelt

„Bei der Tonne laufen wir Gefahr, dass alles reingeschmissen wird. Bei den Säcken sieht man zumindest, was drin ist“, verleiht Mandalka seinen Zweifeln am Vorhaben Ausdruck. Er positioniert sichtdagegen: „Ich halte nicht viel von der Gelben Tonne, zumindest was die Größe betrifft.“ Kristof Ogonovski, Fraktionsvorsitzender der CDU erklärt: „Es gibt hier kein Richtig oder Falsch.“

In dieser Angelegenheit ließ er seinen Parteikollegen explizit alle Freiheiten, so abzustimmen, wie sie es für sinnvoll halten. Eindeutig für die Gelbe Tonne sprach sich Mittag im Namen der SPD aus. Nach einer Antwort auf seine Frage, wie die Stadtverwaltung den Probetreib auf die gesamte Stadt umgerechnet hat, die er bereits im Umweltausschuss gestellt hatte, verlangte Ratsherr Dr. Michael Adam (CDU).

Stadtbaurätin Bianca Urban konnte auf eine gute Rückmeldung seitens der Bewohner hinweisen, von denen 98,2 Prozent Gebrauch von den Gelben Tonnen gemacht haben. „Ich werde der Einführung zustimmen“, tut Beilemann kund. Für sie ist es problematisch, dass sie noch einen Gelben Sack benötigt, um einen Gelben Sack zu entsorgen, weil diese ständig reißen. Gegen Mandalkas Bedenken führt Beilemann die Existenz der Papiertonne, der Grünen Tonne und der Restmülltonne an. Offen räumt sie ein: „Ich hätte mir gerne einen repräsentativeren Probelauf gewünscht.“
 

Klimamusterstadt ist allgegenwärtig

Mit Ironie merkt Stemmler an: „Ich bin überzeugt, dass wir einen klimafreundliche und noch viel tierfreundlichere Stadt werden.“ Er kann nicht begreifen, was gegen die Gelbe Tonne spricht. Ähnlich sieht es Kalmis, der folgendes dazu sagt: „Ich höre immer Klimamusterstadt. Wenn es uns passt, ist es die Klimamusterstadt. Wenn es uns nicht passt, ist es auch die Klimamusterstadt. Die Gelbe Tonne muss eingeführt werden.“ Genauso kam es, denn mehrheitlich gaben die Ratsmitglieder ihre Zustimmung zur Umstellung von Gelben Säcke auf Gelbe Tonnen.
 
Bild: Im kommenden Jahr werden Verpackungen in ganz Delmenhorst nicht mehr in Gelben Säcken, sondern in Gelben Tonnen entsorgt.

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