„Vielleicht war ich zu naiv“ – Corona-Krisenstabsleiter zu den Vorgängen auf dem Friedhof Bungerhof

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Am Dienstagvormittag fand eine Beerdigung auf dem Friedhof Bungerhof statt, bei der mehr als 200 Menschen anwesend waren. Auf Nachfrage erklärt der städtische Corona-Krisenstabsleiter Rudolf Mattern, wie es dazu kommen konnte und welche Konsequenzen diese Aktion hat.

„Ich bin stocksauer“, sagt Rudolf Mattern, der städtische Corona-Krisenstabsleiter, und die Erregung ist ihm anzumerken. Erst gestern habe er noch mit dem Bestatter, der aus Hagen in NRW kommt, gesprochen, so Mattern und ihm eingeschärft, dass maximal 30 Leute teilnehmen dürften. Denn: Schon einmal hatte der Bestatter eine Beerdigung in Delmenhorst mit viel zu vielen Menschen durchgeführt.

„Vielleicht war ich zu naiv“

Mattern habe dem Bestatter gestern klargemacht, dass sich das nicht wiederholen dürfe. „Er hat mir das zugesichert“, so Mattern. Warum hat er das nicht kontrolliert? „Vielleicht war ich zu naiv“, sagt der Corona-Krisenstabsleiter. Zwar war ein Ordnungsamtsmitarbeiter vor Ort. Doch der habe allein auch nicht das Geschehen beenden können. Als Mattern davon erfahren habe, habe er aber sofort angeordnet, dass die Beerdigung beendet werden müsse. Den auswärtigen Bestatter erwartet nun ein Bußgeld, das bis zu 25.000 Euro betragen kann, so Mattern. „Der kann sich warm anziehen.“

Gäste aus NRW – Gastrecht missbraucht

Mattern sagt, dass die meisten Trauergäste aus Nordrhein-Westfalen stammten, die verstorbene Person habe in Bookholzberg gewohnt. „Da waren keine Delmenhorster dabei“, ist Mattern überzeugt. „Es ärgert mich sehr, dass das Gastrecht derart missbraucht wurde.“

Gute Erfahrungen mit muslimischen Bestattern aus Delmenhorst

Mit muslimischen Bestattern aus Delmenhorst habe er bislang nur gute Erfahrungen gemacht, sagt Mattern, „sie halten sich an die Regeln.“ Dennoch wird das heutige Geschehen, das von einem auswärtigen Bestatter ausgelöst wurde, auch für sie Konsequenzen haben.

Künftig Zugangskontrolle bei muslimischen Bestattungen

Künftig sollen bei muslimischen Bestattungen auf dem Gräberfeld des Friedhofs Bungehof eine Zugangskontrolle erfolgen, so Mattern. „Es tut mir sehr leid für die muslimischen Menschen in Delmenhorst, aber es geht nicht anders“, so der Krisenstabsleiter.

Verständnis für die Empörung

Dass zahlreiche Menschen bereits in den sozialen Medien wettern, dass in einer Hochinzidenzkommune, in der auch die Geschäfte geschlossen bleiben müssen, eine Zusammenkunft stattgefunden hat, kann Mattern überaus verstehen. „Ich bin selber stocksauer!“

Murat Kalmis: „Politik gehört nicht auf eine Beerdigung“

Verärgert ist auch FDP-Ratsherr Murat Kalmis, der einen engen Draht zu den örtlichen muslimischen Gemeinden hält. „Es ist eine Frechheit, dass das Gastrecht so missbraucht wurde“, so Kalmis. Auch dass auf einem Auto auf dem Friedhof mit Hagener Kennzeichen die YPG-Flagge zu sehen war, kritisiert er. „Was hat eine solche Flagge auf einer Trauerfeier zu suchen? Was soll Politik auf einer Beerdigung? Die gehört da nicht hin“, so Kalmis.

 

„Politische Symbole wie Flaggen haben nichts bei einer Beerdigung zu suchen“, sagt Murat Kalmis.

Kalmis: Zuckerfest in digitaler Form feiern

„Man kann an die Menschen nur appellieren“, so Kalmis über die Einhaltung der Regeln. Auch das Zuckerfest, das am Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird, solle von den Menschen digital gefeiert werden, appelliert er. „Dafür braucht man keine Hausbesuche.“ Dass sich Menschen über das heute Geschehene aufregen, kann auch er verstehen. „Ich bin ja selber verärgert. Und sich darüber aufzuregen, hat auch nichts mit Rassismus zu tun“, so Kalmis. „Wir können das Problem nur gemeinsam lösen.“

 

Bild ganz oben: Der städtische Corona-Krisenstabsleiter Rudolf Mattern ist verärgert über die Menschenansammlung mit ca. 200 Menschen auf dem Friedhof Bungerhof am Dienstagmorgen.

 

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