Stadtverwaltung verabschiedet Galerieleiterin – Dr. Annett Reckert empfindet Trennungsschmerz

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Heute (29. Januar) wird in der Städtischen Galerie Delmenhorst, Fischstraße 30, die neue Ausstellung „Giacomo Santiago Rogado – Anfang von Etwas“ eröffnet. Zugleich ist es der letzte Arbeitstag von Galerieleiterin Dr. Annett Reckert, die das Haus Coburg nach einem Jahrzehnt eigentlich erst Ende Februar verlässt, aber sich die restliche Zeit im Urlaub befinden wird. Gestern, 28. Januar, erfolgte ihre offizielle Verabschiedung durch den Ersten Stadtrat Markus Pragal.
 
„Ganz herzlichen Dank für zehn Jahre, eigentlich für ganz viele Dinge, für 53 Ausstellungen unterschiedlichster Art“, so leitet Erster Stadtrat Markus Pragal seine Abschieds- und Dankesrede für Dr. Annett Reckert ein. Als Beispiele für die Ausstellungen, von denen er selbst nicht alle in Augenschein nehmen konnte, weil er noch keine zehn Jahre in Delmenhorst ist, werden der „Duft der Bilder“ oder die „Stadtverschafung“ genannt. Er betont, dass die Galerieleiterin für „ein unglaublich buntes Programm“ gesorgt hat.
 

Wert auf Verbindungen zur Stadt und zum Haus sowie auf Kunstvermittlung gelegt

Pragal hebt hervor: „Sie haben die großen Linien der modernen Kunst verfolgt und dabei immer auch einen Bezug zur Stadt Delmenhorst und dem Haus Coburg gefunden.“ Zudem befindet er: „Sie haben die Reputation des Hauses definitiv gehalten und eine gewisse Neuausrichtung hin zur Gegenwartskunst bewerkstelligt.“

Seiner Meinung nach ist es Dr. Reckerts Verdienst, dass das Haus Coburg bundesweit große Wahrnehmung erzielt. Der Erste Stadtrat wies auf ihre Mitgliedschaft und Mitarbeit in mehreren Gremien sowie ihre Bereitschaft, sich überall miteinzubringen. „Was ihnen sehr am Herzen liegt, ist die Kunstvermittlung“, merkt er an. Festmacht Pragal das an den vielfältigen Formaten und Ideen, mit denen auch Schülern die Städtische Galerie und die dortige Kunst zugänglich gemacht worden ist.
 

Pragal ist von den Laudationen auf die Künstler bei Vernissagen angetan

„Es ist eine ganz wesentliche Duftmarke, die Sie hier in der Stadt gesetzt haben“, teilt er mit. Pragal ist sich bewusst, dass es eine große Herausforderung darstellt, in die Fußstapfen von Dr. Reckert zu treten. Offen gibt er zu: „Persönlich werde ich Ihre Ausstellungseröffnungen und Vorträge zu den Künstlern und ihren Werken besonders vermissen.“

Höchsten Respekt hat der Erste Stadtrat davor, wie sie wortgewandt das Werk eines Künstlers seziert und sogar dessen Beweggründe zum Vorschein bringt. Er erinnerte sich, wie ein Künstler einmal sagte ‚Da mussten wir erst nach Delmenhorst kommen, um so eine treffenden Laudatio zu hören‘. „Wir sind sehr traurig, dass Sie sich entschlossen haben, eine neue berufliche Facette aufzuschlagen“, beteuert Pragal. Trotzdem kann die Stadtverwaltung Dr. Reckerts Entscheidung nachvollziehen.
 

Nachfolger steht noch nicht fest

Zur Nachfolge äußerte der Erste Stadtrat, dass die Besetzung noch nicht endgültig geklärt ist, aber in der kommenden Woche mit einer offiziellen Bekanntgabe zu rechnen ist. Von ihm wurden vier positive Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Städtischen Galerie herausgestellt, darunter das Gebäude, welches er als „architektonisches Juwel“ bezeichnet.

Hinzukommen das sich nun ein wenig verändernde Team, der Förderkreis, welcher sich durch Hands-on-Projekte wie dem Bekochen zur Ausstellungseröffnung von anderen abhebt, sowie die gewährte Freiheit bei der künstlerischen Ausrichtung. Pragals Beschreibung ihrer Arbeit bewertete die Galerieleiterin durchaus als zutreffend. Sie muss eingestehen: „Zehn Jahre sind viel Zeit. Ich habe Trennungsschmerz. Es ist irgendwie mein Haus Coburg.“ Während des Pressetermins war Dr. Reckert sichtlich bewegt.
 

Dr. Reckert vergleicht Haus Coburg mit einem Instrument

In gewisser Hinsicht stellt das Haus Coburg für sie ein „Schlösschen“ dar. „Ich bin und war ganz stolz Haus Coburg zu leiten“, erklärt die Galerieleiterin und ergänzt: „mit diesem ganz tollen Team.“ Die Herangehensweise bei den Ausstellungen beschriebt sie folgendermaßen: „Mit diesem Haus kann ich spielen wie mit einem Instrument.“

Gut eingestimmt hatte es Dr. Reckert nach eigenen Angaben durch ihre Vorgängerin Barbara Alms vorgefunden. Die Anfangsjahre war sie dann damit beschäftigt, das Instrument zu ihrem eigenen zu machen. „Mit jeder Ausstellung habe ich neue Facetten des Hauses kennengelernt“, offenbart die Galerieleiterin. Als Motto dient ihr das Textbild des US-amerikanischen Performancekünstlers John Giorno „Du Musst Brennen Um Zu Strahlen“.
 

Ausstellungen wurden auf das Haus Coburg zugeschnitten

Entsprechend sagt sie: „Ich habe versucht, mich in diesem Haus und in der Stadt zu entflammen.“ Arbeit bedeutet für sie Leben. Wenn jemand nicht für etwas brennt, kann diejenige Person Dr. Reckert zufolge auch kein Feuer entfachen. Es gelang ihr, selbst Künstler aus Kunsthochburgen nach Delmenhorst zu locken.

Als Erfolgsgeheimnis gibt sie preis: „Ich habe immer damit werben können, dass die Künstler ihre Traumprojekte verwirklichen können, soweit es der finanzielle Rahmen zulässt.“ Je origineller das Projekt war, desto größer war zugleich die Chance Fördergelder dafür zu generieren. Letztlich sprang bei den Ausstellungen noch ein Buch heraus.

Für Künstler hat gerade das laut der Galerieleiterin trotz des Internets noch immer einen großen Stellenwert. Da es in Norddeutschland nicht an Kunst mangelt stand für die Galerieleiterin von Anfang an fest, dass sie keine Ausstellungen machen wollten, die praktisch überall auf die gleiche Weise möglich sind. Nach einer Lieblingsausstellung gefragt, antworte sie: „Bei der Planung ist jede Ausstellung die allerliebste für einen Kurator. Ich würde niemals eines dieser Kinder bevorzugen.“
 

Neben den Ausstellungen hat Dr. Reckert zwei Orte liebgewonnen

Länger haften bleiben in ihrer Erinnerung Ausstellungen, die das Haus zur Gesamtinstallation werden ließen und aufwendig waren. Auf ihre Lieblingsplätze angesprochen, gab Dr. Reckert diese Antwort: „Im Sommer habe ich gern auf dem Absatz gesessen und in den Färbergarten geschaut, im Wintergarten habe ich gute Gespräche geführt und alle Ausstellungen.“ Abschließend sagt sie: „Danke, danke, danke, für zehn wundervolle Jahre!“
 
Bild oben: Dr. Annett Reckert bekam zum Abschied einen Blumenstrauß und viel Lob vom Ersten Stadtrat Markus Pragal.

Bild unten: Nach zehn Jahren als Leiterin der Städtischen Galerie blickt sie sich noch einmal wehmütig zum Auftaktbild „Whale Mouth“ der aktuellen Ausstellung „Giacomo Santiago Rogado – Anfang von Etwas“ im Haus Coburg um.

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