Sommerkultur 2022 in Delmenhorst – ein Kommentar

In den sozialen Medien gibt es „Likes“ für das Sommerkultur-Event auf dem Brunnenplatz in Delmenhorst, aber auch Kritik, Häme und Spott.

Eine Meinung dazu von Steffen Peschges, Redaktionsdirektor der Borgmeier Media Gruppe GmbH:

Um die Sommerkultur in Delmenhorst tobt ein, Achtung, Wortwitz „Kultur-Kampf“. Unpassend für die junge Generation, heißt es, zu wenige Zuschauer schallt es im Netz von manchen spottend. Man kann sicher zu gegebener Zeit über Verbesserungspotenzial des Events sprechen.

Doch mich persönlich überrascht die Diskussion. Im vergangenen Jahr hätte doch gefühlt jeder Dritte am liebsten einen Künstler oder Veranstaltungstechniker adoptiert, um ihn vor einer finanziellen Pleite zu schützen. Ein Jahr später scheint das bei manchen komplett vergessen. Statt sie weiterhin zu unterstützen, hagelt es im Netz Spott. Nur 150 Leute bei Purple Schulz? Hahahaha! „Ü50-Eventerlebnis“ oder „Boomer Party“ heißt es hämisch.

Vielleicht ist es bei manchen noch nicht angekommen: Die Auswirkungen der Pandemie auf die Veranstaltungsbranche sind längst nicht vorbei – im Gegenteil. Die Arenen sind bei Lady Gaga und Andreas Gabalier inzwischen wieder voll. Doch der „Mittelstand der Kultur“, wie Purple Schulz es nennt, leidet weiter.

Kultur ist übrigens kein anderes Wort für leichtverdauliche musikalische Kost. Kultur kann auch unbequem sein, sie fordert einen, um sich auf Neues einzulassen und den eigenen Horizont, die eigene Sichtweise zu erweitern. Doch wer stattdessen träumt, nur weil es „Sommerkultur“ heißt und die Stadt ein paar tausend Euro Fördergelder bereitstellt, habe nun Anspruch auf einen Chartstürmer und das am besten gratis, möge dies weiter tun, nämlich träumen. Aber bitte leise, um nicht anderen den Spaß zu verderben und die fleißigen Hände hinter diesem Event zu verhöhnen. Zu gegebener Zeit können sich die Kritiker sicher konstruktiv einbringen – wenn sie das denn überhaupt wollen.