Nach Großeinsatz: Ladenbesitzer wirft Polizei aggressives Verhalten vor – Inhaber: "Die Delmenhorster Polizei ist ein wenig rechtsextrem" – Geschehen umstritten

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Am Montag (18. Februar) rückte die Polizei zu einem großen Einsatz in der westlichen Langen Straße aus. Dabei ging es um einen möglichen Verstoß gegen das Waffengesetz. Der Darstellung der Behörde, sie sei angegriffen worden, widerspricht jetzt Ladenbesitzer und Augenzeuge Mario Savarino. Stattdessen hätten die Beamten unangebracht aggressiv reagiert.
Savarino ist Inhaber eines Handy-Ladens in der westlichen Fußgängerzone. Er hat den Vorfall aus erster Hand miterlebt. Jetzt findet er: „Die Delmenhorster Polizei ist ein wenig rechtsextrem.“

Spaß missverstanden?

Savarino schildert das Geschehen so: Am Nachmittag habe eine Gruppe Jugendlicher laute Musik vor seinem Geschäft gehört. Als er sie höflich bat, die Lautstärke runterzudrehen, seien die Leute gegangen. Gerademal fünf Minuten später seien vier Polizisten zu seinem Geschäft gekommen. Der Vorwurf: Einer seiner Freunde sollte einen Elektroschocker bei sich tragen. Laut Savarino sei das eine Verwechslung gewesen. Sein Freund habe nur mit einem Handy gespielt, dass per entsprechender App blinkt und Geräusche wie ein Elektroschocker mache. Eine entsprechende App führte er uns vor.
Der leitende Beamte habe sofort eine Hand auf seine Dienstwaffe gelegt und wollte den Freund durchsuchen. Als der sagte, dass ein anderer Polizist ihn durchsuchen solle, habe der Dienstführer ihn gegriffen. Um sich zu schützen, habe der Freund dann den Beamten vorsichtig weg geschoben. Daraufhin sollen die Beamten großflächig Pfefferspray eingesetzt haben. „Es war extrem, wie die mit Pfefferspray umgegangen sind“, findet Savarino.

Keine Ersthilfe für Passanten zugelassen?

Das Spray habe dafür gesorgt, dass Savarino und sein Freund heftig husten mussten. Auch in Richtung der Beamten. Absichtlich angespuckt hätten sie die Polizisten aber nicht, beteuert der Ladenbetreiber. Daraufhin riefen die Beamten Verstärkung. Mehrere Wagen und etwa 20 Polizisten seien angerückt. Auch ein unbeteiligter Passant habe Pfefferspray abbekommen. Savarino, nach eigener Aussage Ersthelfer, habe ihm helfen wollen. Doch die Polizei habe sein Angebot abgelehnt.
Erst durch das Auftauchen eines hohen Polizeibeamten habe sich die Lage entspannt. Der Mann habe vermittelt eingegriffen und die Lage deeskaliert. Bis dahin sei sein Freund am Hals und Gesicht gepackt worden. Je eine Nacken- und Kiefergelenkzerrung werden mit anderen Verletzungen in einem Protokoll aufgeführt, das Delmenews vorliegt und sich – soweit ersichtlich – auf die Behandlung nach dem Polizeieinsatz bezieht. Savarino selbst sagt, er habe Asthma. Und daher besonders unter dem Spray gelitten.
Auch aus einem anderen Grund störte ihn der Einsatz: Er sie nicht in der Lage gewesen, währenddessen seinen Laden zu betreiben. Erst nach der ärztlichen Behandlung nach dem Einsatz habe er die Eingangstür abschließen können.

Polizei verweist auf Pressemeldung

Aus Sicht der Polizei stellte sich der Einsatz hingegen so da: Gegen eine Durchsuchung sei der Verdächtige vorgegangen. Die Beamten hätten Pfefferspray deshalb zur eigenen Verteidigung eingesetzt. Weiter wollte sich die Behörde heute nicht äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Wir haben gestern über die Polizeimeldung berichtet.
Ein pikantes Detail: Der Freund von Savarino ist Mitglied eines Clans, der teilweise in illegale Aktivitäten verstrickt sein soll. Der Freund selbst soll aber, so Savarino, nichts damit zu tun haben. Einen Elektroschocker konnte die Polizei Montag jedenfalls nicht bei der Gruppe finden.

AfD: Polizisten hilflos

Auf Facebook schilderte die AfD Delmenhorst ebenfalls den Vorfall. Demnach hätten sich die Beamten „mit allen Kräften“ gegen eine Gruppe „jugendlicher Türken“ wehren müssen. Dutzende davon seien aus einer nahen Spielhalle zu den Verdächtigen geeilt, die jungen, „nicht gerade Respekt einflößenden Beamten“ wären überfordert gewesen. Weiter heißt es, es sei viel diskutiert worden.
Savarino stört es, dass die Partei diese Darstellung verbreitet. Zumal er selbst Italiener sei und kein Türke. Ergänzt wurde der Post von zwei Bildern, die offenbar von nahen Fotogeschäft Mediaart vor dem Eingang und dem Balkon aus aufgenommen wurden. Inhaber Thomas Kuhnke, der für die Gruppe Bürgerforum-Freie Wähler/Unger im Stadtrat sitzt, erklärte auf Nachfrage, die Bilder nicht angefertigt zu haben. Er habe den Einsatz nur vom Rand aus erlebt.
Savarino jedenfalls will rechtliche Schritte einleiten gegen die Polizei. Den seiner Meinung nach unnötigen Großeinsatz bezeichnet er als Verschwendung von Steuergeldern.
Foto oben: Handyladenbetreiber Mario Savarino fand den Polizeieinsatz am Montag überzogen.
Fotos unten: Auf Facebook schilderte die AfD Delmenhorst den Einsatz als einen Großangriff auf Polizisten, die Beamten seien überfordert gewesen.

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