Leiter der Delmenhorster Polizei kritisiert Kürzungen im Integrationsbereich – Stilke: Integration ist Sache von Jahrzehnten

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Normalerweise mischt sich Jörn Stilke, Leiter der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch, nicht ins politische Tagesgeschehen ein. Heute (21. November) machte er eine Ausnahme. Der Grund: Geplante Kürzungen im Bereich Integration. Für den obersten Delmenhorster Polizisten ist das der falsche Weg.
 
Nach eigener Aussage war Stilke erst letzte Woche bei der Delmenhorster Volkshochschule, um über Integration zu sprechen. Dabei habe er mit vielen Mitarbeitern aus dem Bereich und Migranten gesprochen.
 

Stilke: „Integration ist Zukunftsarbeit“

„Wir schätzen seit vielen Jahren die Arbeit des Jugendmigrationsdienstes, der Kausa-Servicestelle und der Nachbarschaftsbüros“, betont Stilke. Die würden wichtige Aufgaben in der Stadt übernehmen. Der Bereich Integration dürfe nicht nur Ehrenamtlichen überlassen werden. Auch Angestellte müssten sich um das Thema kümmern. „Das ist Zukunftsarbeit, für die Zuwanderer und die Stadt.“ Und dafür sei langfristiges Engagement über Jahrzehnte nötig.
 
Viele Neubürger, die aus dem Ausland nach Delmenhorst kämen, würden dauerhaft hier bleiben wollen. Entsprechend wichtig sei es, bestehende Angebote zur Integration auszubauen statt zu kürzen. Arbeit würde die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Stilke warnt: „Wenn Integration nicht funktioniert, merken wir das oft auf der Straße.“ Integration sei die beste zivile Maßnahme, auch um Verbrechen vorzubeugen.
 

Delmenhorst heute sicherer als in den 90er Jahren

Verklärungen der Zeit vor der neuerlichen Einwanderungswelle ab 2015 setzt Stilke die Kriminalstatistik seiner Behörde entgegen. Gingen dort 1993 noch gut 11.000 Straftaten ein, waren es 2017 nur noch 6.100. Das sei auch der gelebten Prävention zu verdanken, die unter anderem vom Kommunalen Präventionsrat der Stadt (KPR) ermöglicht werde.
 
Der Ausländeranteil in der Stadt sei von 5.692 Personen 2014 auf über 11.000 letztes Jahr gestiegen. Er mahnte, dass die Zahl der Nicht-Deutschen an den Strafverdächtigen inzwischen gut ein Drittel betrage, darunter auch Zuzügler aus anderen EU-Staaten: „Das ist für uns ein Warnsignal.“ Entsprechend müssten Maßnahmen zur Integration fortgeführt werden. Kulturelle Unterschiede gäbe es zwar, doch ließen sich auch gemeinsame Werte erkennen. „Ein Stück Toleranz ist nicht schädlich.“
 

Abends ohne Bedenken rausgehen können

Allen in der Stadt müsse daran gelegen sein, abends ohne mulmiges Bauchgefühl vor die Tür gehen zu können. Als Beispiele für Gebiete, in denen das nicht immer möglich gewesen sei, nannte er den Wollepark und den Bahnhof. Seine heutigen Äußerungen will Stilke nicht als Einmischung in die Politik verstanden wissen, sondern als Beitrag zur Diskussion. Dass die finanziellen Mittel begrenzt sind, sei ihm klar. Dennoch halte er Kürzungen bei der Integration für falsch.
 

Kürzungen treffen auch Kausa-Servicestelle

Seit elf Jahren leitet Stilke die Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch. Hintergrund für seine Befürchtungen sind Kürzungen für die städtische Integrationsarbeit. So wird die Kausa-Servicestelle wegfallen. Auch ein Projekt für Neuzugewanderte aus Osteuropa von Diakonie und Arbeiterwohlfahrt läuft wegen Kürzungen aus. Das wurde bisher vom Europäischen Hilfsfonds bezahlt.
 
Ebenfalls betroffen sind die von Stadt und Land bezahlten Awo-Integrationsassistenzen, deren Zahl reduziert wird. Dass die finanziell klamme Stadt ihre Mittel wieder erhöht, erscheint unwahrscheinlich.
 
Foto: Jörn Stilke, Leiter der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch, zeigt sich besorgt über geplante Kürzungen in der Integrationsarbeit in Delmenhorst.
 

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