KAUSA-Servicestelle blickt auf Integrations-Arbeit zurück – Zukunft ungewiss

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Zum Jahresende wird Delmenhorst voraussichtlich um eine Einrichtung ärmer: Die KAUSA Servicestelle, die bisher in der Integrationsarbeit mitarbeitete. Angesichts des traurigen Anlasses nutzten die Mitarbeiter die Gelegenheit, um heute (14. Dezember) die vergangenen Jahre nochmal Revue passieren zu lassen. Dabei wurde deutlich: Nicht nur die eigenen Mitarbeiter bedauern das Aus.
 
Die KAUSA Servicestelle ist ein Projekt der Delmenhorst Volkshochschule (VHS), das 2015 noch vor der Flüchtlingskrise begann. Daher fand der Abschied nicht nur in den Räumen der Schule statt. Auch VHS-Geschäftsführer Martin Westphal sprach mit einem „stolzen“ und einem „weinendem“ Auge. Stolz sei er auf die Arbeit der letzten dreieinhalb Jahre. Traurig mache ihn das Ende.
 

Ausbildung auch für Migranten von zentraler Bedeutung

Grund für das Ende zum 31. Dezember ist die Finanzierung. Ein Nachfolgeantrag, um die KAUSA fortzusetzen, fand keine Annahme. Die Kosten für die KAUSA-Leistungen pro Jahr betragen 200.000 Euro Dabei sei die  
Servicestelle wichtig, um Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund zu einer Ausbildung zu verhelfen, betonte Westphal. Und ohne Ausbildung seien gute Jobs nicht zu bekommen.
Außerdem hätte fast ein Drittel aller Delmenhorster (30 Prozent) auch durch die lange Industriegeschichte einen Migrationshintergrund. Mit zeitlich begrenzten Projekten ließe sich Integration kaum voranbringen.
 

Kurzfristige Bewilligungen sorgten für Probleme

Für Serap Oflazoglu, kommissarische Projektleiterin der KAUSA, war das Projekt immer durch die nur für ein Jahr bewilligten Finanzierungen gefährdet. Vielen Mitarbeitern habe dadurch die Sicherheit gefehlt: „Das ist relativ undankbar.“ Viele seien daher in die Wirtschaft gegangen. Dennoch habe die KAUSA bei ihren Aufgaben viel erreicht. So seien auch Eltern und Selbstständige informiert worden, unter anderem über die Chancen durch Ausbildung. Viele Menschen mit Migrationshintergrund würden deren Sinn unterschätzen.
 

82 Kunden in Ausbildungen vermittelt

Insgesamt 314 Kunden betreute die KAUSA. 231 davon hatten einen Fluchthintergrund. Da vor allem Männer sich auf die Reise nach Europa begeben, lag deren Anteil mit 211 deutlich vorn. 82 Personen konnten Oflazoglu und ihre zuletzt drei Kollegen in Ausbildungen vermitteln. Auch die Vermittlung an andere Stellen bildete einen wichtigen Baustein ihrer Arbeit. Drei Viertel der Kunden kamen aus Delmenhorst selbst, ein Fünftel aus Ganderkesee und der Rest aus dem Umland.
 
Um vor allem jungen Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund anzusprechen, veranstaltete die Servicestelle auch eine Reihe von Aktionen. Dazu zählten Elternseminare, das Azubi Knigge – ein Kurs über die ungeschriebenen Verhaltensregeln am Arbeitsplatz -, das Azubi Speed Dating, der Aktionstag Ausbildung und ein Vorbereitungskurs für AEVO-Prüfungen (Ausbildereignungsverordnung) für Ausbilder.
 
Zumindest die letzten vier sollen von anderen Organisationen fortgeführt werden. „Ausbildung dauert eine Weile“, betonte Oflazoglu als weiteren Grund gegen Einjahres-Förderbewilligungen. „Viele unserer Veranstaltungen bleiben auf der Strecke.“
 

IHK Oldenburg ohne Verständnis für Einstellung

Die Einstellung des Projekts ärgert nicht nur die Mitarbeiter. Auch Reinhard-Bernhard Bröker, stellvertretender Vorsitzender des Verein ZWAIG (Zukunftswerkstatt Ausbildungsplatzinitiative) in Ganderkesee, der einige der Veranstaltungen weiterführen will, ist unzufrieden: „Wenn die Förderdauer für viele Projekte abläuft, verschwinde die Erfolge in der Schublade.“ Gerade eine Stadt wie Delmenhorst, wo 14 Prozent der Einwohner auf Leistungen des Jobcenters angewiesen seien, könne sich das nicht erlauben. „Der Bedarf ist einfach da.“
 
Auch Heiner Paffenholz, bei der IHK Oldenburg zuständig für Fachkraftberatungen, meint: „Das geht so nicht.“ Nur weil die Zahl der neuen Flüchtlinge in Deutschland zurückgehe, dürften Integrationsmittel nicht gekürzt werden. „Integration ist eine Aufgabe für Jahre.“ Die IHK selbst habe auch Probleme mit Projektbewilligungen, die nur für ein Jahr gelten.
 

Neustart ab Januar ungewiss

Einen schwachen Hoffnungsschimmer gibt es für den Fortbestand der KAUSA. So hat die Delmenhorster Politik im Sozialausschuss Ende November eine Fortführung der Maßnahme beschlossen. Dem muss aber noch der Stadtrat kommenden Mittwoch zustimmen.
 
Zwar könnte das Projekt dann ab Januar weitergehen. Ob die Mitarbeiter dabei mitmachen, ist aber fraglich. Wegen abzubauender Überstunden und Resturlaub haben viele heute ihren letzten Arbeitstag. Und auf dem größtenteils leer gefegten Arbeitsmarkt rasch neue Fachkräfte zu finden, erscheint schwierig.
 
Foto oben: Serap Oflazoglu (kommissarische Projektleiterin der KAUSA Servicestelle) stellte vor Gästen die Erfolge der Maßnahme vor.
 
Foto unten (v.l.): VHS-Geschäftsführer Martin Westphal dankte den KAUSA-Mitarbeitern Serap Oflazoglu, Kirstin Schremmer, Mehmet Pala und Hasan Bicerik für ihre Arbeit.
 

 

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