Karsten Helmers‘ Liebe zur E-Gitarre – ein Delmenhorster Instrumentenbauer aus Leidenschaft – Fotos 📸

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Karsten Helmers spielt seit seinem 12. Lebensjahr Gitarre – in letzter Zeit allerdings nur noch im Zusammenhang mit dem Bau von Instrumenten. Der 64-jährige Delmenhorster hat sein Hobby vor zwanzig Jahren zur Profession gemacht und fertigt seitdem individuelle E-Gitarren.

Zum 12. Geburtstag bekam Karsten Helmers von seinen Eltern eine Gitarre und entsprechenden Unterricht im Musikhaus Janssen in der Langen Straße in Delmenhorst geschenkt. Dort standen für ihn vor allem Volkslieder auf dem Lehrplan. Mit 16 erfolgte der Wechsel zu E-Gitarre und Verstärker, in späteren Jahren spielte er in wechselnden Bands, unter anderem war er Teil der Status-Quo-Coverband Status Zwo.

Besuch der Musikmesse ändert alles

Das einschneidende Erlebnis erfolgte im Jahr 2004, als Karsten Helmers zusammen mit einem Freund die Musikmesse in Frankfurt besuchte. Dort sah er erstmals die Gitarren des Custom-Gitarrenbauers Siggi Braun aus Göppingen. „Seine Instrumente haben mich geflasht“, erzählt Karsten, ihn begeisterten sowohl die besondere Formgebung als auch die außergewöhnlich extrovertierte Farbgebung.

Sägespäne im Blut

Im Nachgang des Messebesuchs reifte eine Idee: Vielleicht könnte man ja selbst mal so etwas bauen? Dazu muss man wissen: Karsten Helmers, inzwischen in der passiven Phase der Altersteilzeit,  war sein Leben lang im öffentlichen Dienst, nicht im Handwerk tätig. Allerdings war sein Vater, der verstarb, als Karsten 21 war, Tischlermeister und hat ihm anscheinend die entsprechende Begabung vererbt. „Ich habe Sägespäne im Blut“, scherzt  der Gitarrenbauer.

Noch im Jahr 2004, dem Jahr des Messebsuchs, baute er für sich aus Ahorn-Leimholz seine erste Gitarre, die „No. 1“. Für den Korpus späterer Gitarren verwendete er oft Mahagoni, für den oberen Teil, das sogenannte Top, kam Ahorn zum Einsatz. Mahagoni-Holz steht im Ruf, beim Gitarrenbau für einen mittenbetonten Klang zu sorgen, beim Ahorn dringen die Höhen besser durch, verrät Karsten.

Ein Blick auf Karstens Gitarren

Heute sieht er die Wahl des Materials allerdings entspannter: „Ich messe dem Holz nicht mehr so viel Bedeutung bei, denn man hat nie die gleiche Bestückung.“ So seien die Instrumente stets anders verleimt und auch die verwendeten Tonabnehmer unterscheiden sich. Ein 1:1-Vergleich verschiedener Hölzer sei daher in der Praxis nahezu unmöglich. „Viel wichtiger ist eine handwerklich gute Arbeit und hochwertige Komponenten.“

2010 wird das Hobby professionell

Nachdem die Aufträge für die Veredelung von Gitarren durch wachsende in der Region Mundpropapaganda mehr werden, meldete Karsten 2010 ein Nebengewerbe an, die Firma K-A-H Guitars & more wurde gegründet. Die drei Buchstaben stehen für den Namen des Gründers und einzigen Mitarbeiters: Karsten Alfred Helmers.

Den Hals seines Modells Billy G. hat sich Karsten auf den Arm tätowieren lassen.

Karstens eigener Weg

Gitarrenfans wissen, bei E-Gitarren gibt es zwei große Hersteller: die US-amerikanischen Marken Fender und Gibson. Erstere stehen mit ihrem weltbekannten Modell Stratocaster für robuste Modelle mit klarem Sound. Unter anderem Jimi Hendrix, Bob Dylan, Eric Clapton oder Chris Rea setz(t)en auf dieses Modell. Das Model Les Paul von Marktführer Gibson bietet eher einen fetten, rockigeren Sound – und einen gehobenen Preis.

Karsten Helmers geht beim Bau seinen eigenen Weg. Seine Standard-Form ist von beiden Herstellern inspiriert,  er beherrscht sowohl den Bau von Modellen mit verschraubtem Hals, wie er bei der Stratocaster vorkommt, als auch die verleimte Variante, wie Gibson sie anwendet.

Die Gitarre aus der Treppenstufe

Für den Bau seiner Instrumente nutzt der Gitarrenbauer gerne vorhandene Ressourcen. „Ich betreibe gern Resteverwertung.“ Als vor Jahren beim Nachbarhaus eine Sanierung anstand, hat er aus einer alten hölzernen Treppenstufe einen Gitarrenkorpus gefertigt. Korpus und Hals einer weiteren Gitarre fertigte er aus einem 20 Jahre alten Dachsparren. Wichtig dabei zu betonen: Das fertige Ergebnis sieht nicht nach einem DIY-Upcycling-Projekt aus, sondern entstanden ist ein hochwertiges Holzinstrument, das darüber hinaus auch noch gut klingt.

Der Strom brennt das Muster

Ein anderes seiner Modelle, von Karsten „Burn“ getauft, hat blitzähnliche Muster auf dem Top. Entstanden sind sie durch die sogenannte Lichtenberg-Methode. Der Inhaber der Pizzeria „Expresso“ in der Nachbarschaft hatte ihn darauf gebracht. Mit der Kraft des Netzteils einer Mikrowelle werden zwei Elektroden, an denen 1.400 Volt anliegen, am Holz der Gitarre angebracht. Dieses wurde zuvor mit Wasser und Backpulver benetzt, um eine Leitfähigkeit zu schaffen. Der Strom sucht sich seinen Weg zwischen den beiden Elektroden und brennt individuelle Spuren ins Holz.

Karsten mit den Modellen „Burn“ (li.) und Billy G., in Anlehnung an ein Modell von ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons.

Maschinenpark ist gewachsen

Seine Werkstatt, die sich auf dem Dachboden befindet, hat sich im Laufe der Jahre professionalisiert. Einst gestartet mit einer Stichsäge, verfügt Karsten inzwischen unter anderem über eine Oberfräse, eine große Bandsäge, eine Unterflurfräse und eine Zylinderschleifmaschine.

Guten Ruf erarbeitet

Längst hat sich Karsten Helmers alias K-A-H einen guten Ruf beim Gitarrenbau und auch einen gewachsenen Kundenstamm erarbeitet. Er verfügt zudem über eine angenehme, bescheidene Art und stellt weder sich noch seine Instrumente in den Vordergrund. An einer einzigen Stelle sagt er jedoch: „Bei aller Bescheidenheit, es gibt Musiker, die es beurteilen können, die sagen, dass sich die Kopie meiner Gibson Les Paul besser spielt als das Original.“

Neben Hobbymusikern, Semiprofis und Profis zählen auch Musikschulen zu seinen Auftraggebern. „Es sind teileweise mehr, als mir lieb ist.“ Auch Pierre „Keule“ Blesse, Gitarrist der St.-Pauli-Hard-Rock-Band Ohrenfeindt, zählt zu seinen Kunden. Inzwischen nimmt K-A-H nur noch Aufträge aus der Region an. Denn wichtig ist ihm, dass die Arbeit an den Instrumenten weiterhin Freude macht und nicht zu einer Pflicht und Stress wird.

 

Kaufen oder veredeln lassen

Bei Karsten Helmers kann man eine seiner inzwischen rund 30 bereits gebauten Gitarren kaufen, sich ein Modell individuell anfertigen lassen oder das eigene Instrument durch bessere Komponenten veredeln lassen. Auch den Bassgitarren widmet er sich. Neben Instrumenten fertigt er übrigens auch individuelle Gehäuse für Gitarrenverstärker und Lautsprecher. Aufgrund der guten Auslastung muss man allerdings etwas Geduld mitbringen. Doch das wissen die Fans seiner Arbeit. „Zum Glück haben die Kunden Geduld“, lacht der Gitarrenbauer.

Individuelle Gehäuse für Verstärker entstehen ebenfalls in der Oldenburger Straße.

 

Auch Lautsprechergehäuse kann Karsten Helmers anfertigen.

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