Der Kampf gegen das Stigma: Austausch über psychische Gesundheit in Delmenhorst – Italienische Forscher zu Gast

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Zwei Forscher aus Mailand sind am Montag nach Delmenhorst gereist, um sich hier vor Ort im Rahmen eines EU-Projekts über den Umgang in der Stadt mit dem Thema psychische Gesundheit zu informieren. Gastgeber war das Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung (DIG) um Dr. Hans Böhmann. Auch die Stadt Delmenhorst ist thematisch mit im Boot.

Ein grundsätzliches Problem ist: Nach wie vor gilt psychische Gesundheit als Tabu-Thema. Menschen, die eine entsprechende Erkrankung haben oder eine Therapie machen, werden nach wie vor stigmatisiert. In Italien hat man das Thema schon viel länger auf dem Schirm, das Land ist seit den 1950er-Jahren europäischer Vorreiter der Psychiatriereformen, um unter anderem die stationären Behandlungen zu Gunsten ambulanter Betreuungen zu reduzieren.

Forscher aus Mailand zu Besuch

Die beiden italienischen Forscher Barbara D´Avanzo und Angelo Barbato des Mailänder „Istituto Mario Negri“ haben daher das DIG als deutschen Partner besucht, um die Aktivitäten des Instituts in Delmenhorst als „Best Practice“-Modell kennenzulernen und ihrerseits über die langjährigen italienischen Erfahrungen zu informieren. Delmenhorst ist übrigens der einzige Partner in Deutschland im Rahmen des EU-Projekts „JA ImpleMental“, das die Verbesserung der seelischen Gesundheit und die Reduzierung der Suizidrate in Europa als Ziel hat. Das DIG ist unter anderem an einem EU-Pilotprojekt für die Verbesserung der Situation von Kindern alkoholkranker Eltern beteiligt.

Gemeinsam mit den Gastgebern besuchte die zweiköpfige italienische Delegation die Kinder- und Jugendpsychiatrie, das Wichernstift, das DIG-Institut, die Schmerzambulanz, die Kinderklinik und die Psychologie des Delme-Klinikums.

Psychische Gesundheit als Gemeinschaftsaufgabe

Auch ein Besuch im Rathaus stand auf dem Programm. Es kam zum Austausch mit Oberbürgermeisterin Gerlach, Fachbereichsleiter Hero Mennebäck, Linda Dervishaj (DIG) und Rabea Lukies (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA).

„Italien macht uns eine ganze Menge vor, psychische Gesundheit ist nicht institutionalisiert zu verstehen. Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, wie wir den Menschen mehr seelische Gesundheit verschaffen können“, sagt Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. Dabei gelte es auch die Schamgrenze zu überwinden. Dr. Böhmann war erfreut, auf derart offene Ohren bei der Oberbürgermeisterin zu dem Thema zu stoßen.

Handeln, bevor die Diagnose kommt

„Wenn man die Diagnose bekommt, ist es zu spät“, sagt Böhmann, der vor Ort daran arbeiten will, psychische Gesundheit als Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen – weg vom Krankenhaus. Schulen und Kindergärten seien in Zukunft ebenso gefragt wie Nachbarn oder Freunde. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, sagt Böhmann dazu.

Auch Barbara D´Avanzo sagt: „Mentale Gesundheit basiert auf der Gemeinschaft. Letztendlich müsse allerdings jedes der 25 Partnerländer seine eigene individuelle Lösung auf diesem Weg finden. Die beiden Forscher reisten am Dienstagnachmittag wieder ab.

 

Bild oben:

Angelo Barbato (li.),  Barbara D´Avanzo (2.v.r.)  zusammen mit Linda Dervishaj und Hans Böhmann vom DIG im Delmenhorster Rathaus

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