Demokratie leben! – „Vorzeigeimmigrant“ Ali Can in der Markthalle

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Ali Can ist deutsch-türkischer Sozialaktivist, Autor, Begründer des Hashtags #MeTwo und Betreiber der „Hotline für besorgte Bürger“, einem Projekt bei dem er mit Menschen auf Tuchfühlung geht, die Fragen, Skepsis und Bedenken in Sachen Zuwanderung, Interkulturalität und Flüchtlinge haben. Im Zuge des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ hielt er gestern, 5. Dezember, in der Markthalle einen interaktiven Vortrag.
„Delmenhorst ist ein Vorzeigeort der Demokratie. 2018 haben sich rund 10.000 Menschen in zahlreichen Projekten für ein demokratisches Leben engagiert“, berichtete Rudolf Mattern, städtischer Fachbereichsleiter in Sachen Jugend, Familie, Senioren und Soziales in seinem Grußwort. Er betonte zudem, dass der Stadt und Politik das Thema Integration sehr am Herzen liege und hieß auf diesem Weg Ali Can herzlich willkommen.

Ab wann ist man deutsch?

Ab wann ist man Deutsch? Diese Frage hat sich Ali Can schon oft gestellt. Er selbst lebt seit seinem zweiten Lebensjahr in Deutschland, ist hier zur Schule gegangen, hat ein Lehramts-Studium angefangen und beherrscht perfekt die deutsche Sprache. „Den Einbürgerungstest würde ich dennoch nicht bestehen. Wissen Sie zum Beispiel, bei welchem Amt man in Deutschland in der Regel seinen Hund anmelden muss.“
Auch auf die regionalen Unterschiede macht er aufmerksam. „Wer weiß was Handkäs mit Musik ist, wer kann einen Schuhplattler tanzen“ – urdeutsche Traditionen und Gerichte, die nicht einmal jeder in Deutschland Geborene kennt.

Auslöser für sein Engagement ist Clausnitz

Can engagiert sich seit 2016 aktiv für ein besseres Miteinander unter den Menschen. Auslöser ist ein Video aus Clausnitz, das eine Demonstration Rechtsgesinnter gegen einen mit Flüchtlingen beladenen Bus auf dem Weg zur Flüchtlingsunterkunft zeigt. Die Bilder der verängstigten Insassen gehen ihm nicht mehr aus dem Kopf. „In dem Moment wurde ich politisiert, da ist mein persönliches Fass übergelaufen.“ In Diskussionen mit Freunden stößt er auf Resignation „Die im Osten sind halt alle Nazis“ bekommt er zu hören.
Can will sich nicht mit dieser Pauschalisierung abfinden und begibt sich auf die Suche nach den Gründen für fremdenfeindliche Äußerungen. In Bautzen, Clausnitz, Dresden, Leipzig oder Hoyerswerda sucht er Kontakt zu Rechtsgeneigten und spricht mit Besuchern von Pegida-Demonstrationen.

Schoko-Osterhase als Eisbrecher

Er sucht den kleinsten gemeinsamen Nenner mit seinem Gegenüber. Bei seiner ersten Pegida-Demonstration ist das ein Schokohase, ein Symbol christlicher Abendkultur. Mit ihm in der Hand sinkt die Hemmschwelle, die Leute werden neugierig, reden mit ihm und Ali Can erkennt „Hinter den Äußerungen steckt nicht immer Hass auf Ausländer. Viele sind besorgt, manche einfach überfordert.“ Das bestätigen ihm auch seine Gespräche, die er regelmäßig mit Anrufern der „Hotline für besorgte Bürger“ führt.

Eröffnung eines Begegnungszentrums

Aus seinen Erkenntnissen entwickelt Can das Konzept einer „wertschätzenden Streitkultur“ bei der Menschen sich respektvoll an Diskussionen beteiligen, statt von Hass getrieben zu verurteilen. Sein nächster Schritt im Versuch die Menschen einander näher zu bringen ist die Eröffnung eines Begegnungscenters in Essen am 21. Januar 2019. Ali Cans Moral von der Geschicht‘: „Ohne Wertschätzung geht es nicht!“
Bild: Ali Can bemüht sich um einen Dialog, bei dem Respekt und Wertschätzung zum Tragen kommen.

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