Auf dem Weg zu einem Integrationskonzept – Auftaktveranstaltung fand Mittwoch in der Markthalle statt

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Das aktuell diskutierte Thema „Flüchtlinge in Deutschland“ nahm die Stadt Delmenhorst am gestrigen Nachmittag (11. September) zum Anlass, um noch einmal Revue passieren zu lassen, was sich in den vergangenen vier bis fünf Jahren in der Stadt Delmenhorst im Bereich der Zuwanderung ereignet hat, und um die Erarbeitung eines Integrationskonzeptes auf den Weg zu bringen.
Spezialisten für die Stadt Delmenhorst tauschten sich in der Markthalle zu diesem Thema aus. Ursula Teupe vom Institut für sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) initiierte die Veranstaltung zu dem Beteiligungsprozess „Entwicklung des Integrationskonzepts 2020“ und wurde dafür auch gleich von dem Fachdienstleiter für Kindesunterhalt, Zuwanderung und Integration, Thomas Lauts, gelobt: „Wir hätten nicht die Ressourcen, von daher war es gut, dass Ursula Taupe auf uns zukam. Die Politik wollte ein Konzept, aber unsere Verwaltung konnte das nicht alleine meistern. Da muss jeder Akteur mitwirken“.
Fortschrittliche Stadt, nur bei der Integration hakt es
In vielen Bereichen ist die Stadt Delmenhorst schon fortschrittlich und gut aufgestellt. Doch bei der Integration wartet noch Arbeit. Im Jahr 2015 und 2016 war Delmenhorst stark von der Sekundärmigration durch Flüchtlinge betroffen.  Thomas Lauts hofft darauf, dass Delmenhorst seinen fortschrittlichen Standard halten kann: „Wir haben viele Projekte, die bis zu zwei Jahre andauern. Die EU-Zuwanderer müssen erfahren, dass Integrationsziele vorhanden sind. Wir haben uns die Handlungsfelder angesehen und überprüft, wer in Delmenhorst als Ansprechpartner verfügbar ist“.
Damit deutet er auf die Vereine und Träger der Stadt hin. 67 Institutionen und um die 50 externe Akteure aus dem Integrationsbereich kann die Stadt vorweisen.
„Es scheiden sich die Geister an der Frage, ob man den Führerschein auch in seiner Muttersprache machen darf“, nennt Ursula Teupe als Beispiel für eins der Probleme, die die Integration mit sich bringt.  Sie möchte diese Veranstaltung nutzen, um die verschiedenen Perspektiven zusammenzutragen und gemeinschaftlich die Ergebnisse zu analysieren. Das Ziel soll hierbei eine gleichberechtigte, gesellschaftliche Teilhabe in der Stadt Delmenhorst sein. „Die Erfahrungen und Perspektiven der Akteure müssen beachtet werden“, meint Teupe.
Verständigung als Problem
Sie verweist auf das Problem der Sprachverständigung zwischen Einwohnern und Zuwanderern. „Den Zeitpunkt der Sprachkurse müssen wir auch beachten. Die Migranten haben die Sorge, nicht verstanden zu werden, wenn sie zu einer Beratungsstelle gehen. Und wenn sie dann ein Kleinkind Zuhause haben, können einige Angebote zum Erlernen der Sprache nicht wahrgenommen werden.“ Das müsse sich in der Stadt noch ändern. Delmenhorst sei kulturell farbenfroh, die Stadt habe gelernt, aus der Not heraus viele Situationen zu managen. „Wir haben schließlich schon die Sprachkurse inhaltlich auf die Zielgruppen in Delmenhorst angepasst“, freut sich Ursula Teupe. Auch Thomas Lauts schließt sich ihrer Meinung an. „Das sah man schon bei der Flüchtlingswelle. Es waren alle da und haben geholfen“. Lauts ist gespannt, wo die Reise noch hingehen wird.
Festlegung von Integrationszielen gefordert
Doch Lauts setzt sich ein für ein schriftliches Papier: „Wir brauchen etwas, das verabschiedet wird und für drei bis fünf Jahre gilt. Zielerreichungsfaktoren würden unsere Arbeit erleichtern“. An einem Integrationskonzept wird derzeit gearbeitet. Entscheidend, sagt Lauts, sei für ihn der Prozess für die Zielentstehung. Diese sollen gemeinsam mit Politikern entstehen. Um eine Änderung hervorrufen zu können, müsse man die verschiedenen Milieus in der Stadt genau definieren. „Das muss für jeden Stadtteil geschehen. Die Altersstruktur und Nationalität müssen wir uns ansehen“. Christian Höcke vom Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung (VHW) weist ebenfalls auf die breit gefächerte Struktur innerhalb Delmenhorsts hin: „Das ist eine besondere Struktur, die breit gemischt ist. Die starken Zuzüge zu unterschiedlichen Zeiten schlagen sich auf unsere Milieus nieder“.
Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren wichtig
Bürgermister Axel Jahnz  lobt das Integrationsprojekt und seine Stadt: „Begleitet wird die „Entwicklung des Integrationskonzepts 2020“ im Rahmen des Projekts „Vielfaltsorientierte Organisations- und Personalentwicklung für nachhaltige Integration (VOPI)“. Das Projekt unterstützt Kommunalverwaltungen bei der Entwicklung. Die Stadt Delmenhorst hat in den ganzen Jahren gezeigt, was sie kann. Wir sind in der führenden Rolle und Position. Doch wir dürfen uns darauf nicht ausruhen!“, mahnt Jahnz.
Jahnz: „Es geht darum, was wir selbst leisten können. Es wäre falsch, nur die Kommune arbeiten zu lassen“
In der vergangenen Ratssitzung wurde das Thema Schulentwicklung besprochen.  Der Bürgermeister appelliert an jeden Bürger: „Es geht darum, was wir selbst leisten können. Es wäre falsch, nur die Kommune arbeiten zu lassen. Wir müssen uns integrieren“. Dem stimmt Ursula Teupe zu. „Das ist ein Prozess in Delmenhorst. Doch heute haben Sie die Möglichkeit, sich einzubringen!“. In der Markthalle standen dafür am Mittwoch schon Stellwände bereit, auf denen Ideen zu unterschiedlichen Themenbereichen gesammelt werden konnten, die anschließend in Workshops bearbeitet werden sollen.
Bürgermeinungen und Wünsche werden ernst genommen
Ursula Teupe wertete die Antworten noch am gleichen Tage aus und nutzt das Material als Grundlage für künftige Integrationsprojekte in Delmenhorst mit der Maßgabe: „Was können die Schwerpunkte für das Integrationsprojekt sein?“. Thomas Lauts beschäftigt sich als Leiter des Fachbereichs „Kindesunterhalt, Zuwanderung und Integration“ täglich mit den Themen Zuwanderung und Integration, Leistungsgesetze und Asylbewerber. „In den letzten vier Jahren hat sich in Delmenhorst mit den Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak viel geändert. Aber auch die EU-Zuwanderung war sehr stark in Delmenhorst. Die jetzige Ruhe ist gut, um nach vorne zu schauen. Wie kann Integration in Delmenhorst im Jahr 2020 aussehen?“, fragt sich Lauts.
Lauts: „Es ist schwierig, ein Konzept am Schreibtisch zu entwickeln.“
Leider gebe es bisher nur einen Bericht darüber, was in den vergangenen fünf Jahren in Delmenhorst geschehen sei, aber kein Konzept für die Zukunft. „Es ist schwierig, ein Konzept am Schreibtisch zu entwickeln“, sagt Lauts. Deswegen sei es von Bedeutung, dass sich alle Akteure einbringen. „Die Netzwerke sind gut und es gibt keine Lücken. Die Zusammenarbeit ist toll“, lobt Thomas Lauts.
In der anschließenden Austauschrunde waren alle Teilnehmer dazu aufgefordert, zu den Bereichen Ausbildung und Arbeit, Migrationsberatung und zu dem Thema Bildung ihre Gedanken auf die Stellwände zu schreiben, um anschließend darüber zu diskutieren. Entscheidend dabei waren die beiden Leitfragen: „Welche Zugangsbarrieren gibt es bei Menschen mit Migrationshintergrund? Und wie können die Barrieren gelöst werden?“
 
Foto oben:
Thomas Lauts, Fachdienstleiter für Kindesunterhalt, Zuwanderung und Integration, lobt die Zusammenarbeit der einzelnen Institutionen. Ein Integrationskonzept könne nicht am Schreibtisch entstehen, so Lauts.

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