JHD vor der Insolvenz – Freitag wird das Schutzschirmverfahren beantragt

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Das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) ist finanziell schwerer angeschlagen, als es in der Vergangenheit kommuniziert wurde. Bis Ende des Jahres benötigt das Krankenhaus 10 Millionen Euro. Um das Haus zu sanieren, will der neue Geschäftsführer Ralf Delker ein Schutzschirmverfahren beantragen. Wie viele Arbeitsplätze abgebaut werden müssen, ist noch unbekannt, wie erfolgreich das Verfahren sein wird, ebenfalls. Der Patientenbetrieb geht unverändert weiter.
 
300.000 Euro wollte der Stadtrat dem Klinikum als Minderheitsgesellschafter zuschießen, um einen kurzfristigen Finanzbedarf von 3 Millionen Euro zu decken. Den Rest hätte der 90 Prozent-Mehrheitsgesellschafter des Hauses, die katholische Kirche übernehmen sollen. Das hatte der Stadtrat noch am Freitag (15. September) beschlossen. Doch seitens der katholischen Kirche wurde die benötigte Summe nicht in Aussicht gestellt.
 

Schutzschirm als Rettung?

Eine andere Lösung musste somit her. Doch was heute den Mitarbeitern und später auch der Presse unter dem wohlklingenden Namen „Schutzschirmverfahren“ vorgestellt wurde, ist ein Verfahren, dessen Abläufe in der Insolvenzordnung geregelt sind. Ein Schutzschirmverfahren setzt eine noch vorhandene Liquidität des Unternehmens voraus sowie eine Sanierbarkeit. Und das sei auch das Ziel, wie der neue Geschäftsführer Ralf Delker heute bekräftigte. Das JHD solle saniert werden. Daher machte der neue Geschäftsführer deutlich, dass ein Abbau von Arbeitsplätzen unumgänglich sei. Derzeit arbeiten 690 Vollzeitkräfte im JHD.
 

Fehlende Strukturanpassung

„Es gab keine Strukturanpassung“, sagt Ralf Delker im Bezug auf das Zusammengehen der beiden Häuser, Doppelstrukturen seien nicht abgebaut worden. Demnach arbeiteten zu viele Leute im Haus – bei einem gleichzeitig erfolgten Patientenrückgang von 20 Prozent. „Wir müssen an die Strukturen ran. Das ist alternativlos.“ Und: „Durch den Fallrückgang fehlt dem Krankenhaus schlichtweg Geld“, sagt Delker.
 

„Finanzielles Problem – kein medizinisches“

„Wir haben kein medizinisches Problem, wir haben ein finanzielles“, sagte der ärztliche Leiter, Dr. Frank Starp heute beim Pressegespräch. „Die Versorgung der Bevölkerung ist sichergestellt“, sagte auch Ralf Delker.
 
Laut Delker gebe es vier Konzepte, die umgesetzt werden könnten, um das Haus zu sanieren. Doch die müssten erst intern besprochen werden, Details dazu und mit welchem Konzept welcher Stellenabbau verbunden sei, nannte Delker heute nicht. Der Geschäftsführer will zudem die bisherige Arbeit der Geschäftsführung nicht bewerten, sondern nach vorn schauen. Delker will das Haus sanieren. „Ich bin nicht angetreten, um durchschnittliche Arbeit abzuliefern.“
 

Versicherungssumme vom Brand bereits weg

In der Vergangenheit seien Fehler gemacht worden, aber er wolle auf niemanden zeigen, sondern stattdessen positiv in die Zukunft schauen. Dass hinter den Kulissen bislang nicht alles so gelaufen sein kann, wie man es erwartet, zeigt etwa die Tatsache, dass die Versicherungssumme, die für die Schäden des Brands des JHD-Mitte im September 2016 gezahlt wurden, bereits nicht mehr vorhanden ist, wie Delker auf mehrfache Delmenews-Nachfrage schließlich einräumte.
 
Die zugesagten Landesfördermittel für den Bau des Krankenhausneubaus seien von dem Sprung unter den Schutzschirm übrigens nicht betroffen, so Delker. Was heute allerdings offen blieb, ist die Frage, was passieren wird, falls die Sanierung scheitern sollte, beziehungsweise das Geld vorher ausgeht, bevor die Sanierungsmaßnahmen greifen.
 
Foto oben:
JHD-Geschäftsführer Ralf Delker (Mitte) stellte heute die Sanierungsperspektive vor, mit dabei (v.l.) Dr. Mark Boddenberg (Fachanwalt für Insvolvenzrecht), Dr. Frank Starp (ärztlicher Leiter JHD), Markus Bunzel (EconoMedic), Christoph Schmale (Pressesprecher JHD).

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