Finanzierung des Kindermittagstischs: Geplante Umverteilung könnte Kosten treiben

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Wie mehrere Ratsfraktionen fordern, soll künftig die Stadt Delmenhorst selbst für die Finanzierung des Kindermittagstisches sorgen. Doch was in der Theorie positiv und auch als einfach zu bewerkstelligen klingt, könnte in der Praxis erhebliche Mehrkosten nach sich ziehen.
 
Die Fraktionen von Bündnis 90/Grüne und SPD/Piraten haben einen Antrag an die Verwaltung, namentlich den Oberbürgermeister, gestellt, künftig selbst für den Kindermittagstisch zu sorgen. Delmenews berichtete.
 
Bisher läuft es so: Der Verein Stars for Kids sammelt Spendengelder ein, die für die zu kaufenden Lebensmittel verwendet werden und die an die Diakonie Delmenhorst überwiesen werden. Die Diakonie wiederum koordiniert und leitet alles Weitere in die Wege. Das Kochen der Mittagessen erfolgt in der St. Christophorus-Gemeinde in Brendel, das DRK bringt – für einen kleinen Obulus – die Speisen zu den städtischen Kinder- und Jugendhäusern und auch zum Kinder- und Jugendhaus Horizont der Diakonie in Düsternort, wie Diakonie-Chef Franz-Josef Franke erklärt. Das Prinzip funktioniert demnach ohne großen Verwaltungsaufwand. Das würde sich jedoch ändern, wenn die Stadt Delmenhorst der Auftraggeber wird.
 

„Vertragslösung wird teurer“

„Wenn es künftig eine vertragliche Lösung gibt, wird es umfangreicher und damit teurer“, sagt Franz-Josef Franke auf Delmenews-Nachfrage. „Wir als Diakonie könnten nicht alleiniger Vertragspartner sein, sondern müssten selbst ebenfalls Verträge schließen.“ Gemeint sind die anderen Dienstleister, die bisher ihre Leistung für den Verein ehrenamtlich zur Verfügung gestellt haben. Zudem arbeiten derzeit, so Franke, mehrere vom Jobcenter zugewiesene AGH-Kräfte (ehemals 1-Euro-Jobber) für das Projekt. Die würden, wenn der Mittagstisch offiziell seitens der Stadt Delmenhorst bezahlt und in Auftrag gegeben würde, ebenfalls wegfallen. Auch Lebensmittelspenden, wie sie bereits durch die Firma Mars Foods in Form von Reis geleistet wurden, wären dann wohl nicht mehr so einfach möglich, sagt Franke.
 
Auch eine mögliche Finanzierung über die sogenannte Zuschussliste der Stadt Delmenhorst sieht Franke als schwierig an. Denn die Liste ist vom städtischen Haushalt abhängig, der in diesem Jahr beispielsweise erst im März genehmigt werden wird. Die offenen Fragen sind dann: Wie erfolgt bis dahin die Finanzierung der Speisen? Was passiert, wenn die Kommunalaufsicht den Zuschuss aus dem Haushalt streicht, wer kommt dann für die Summe auf? Entsprechend sagt Franke, der auch Vorstandsmitglied bei Stars for Kids ist, zu den Ideen über die angedachte Neuausrichtung der Finanzierung: „Ich weiß nicht, welche Konstruktion dahinter stehen soll.“
 

Erhebliche Mehrkosten

Er findet: „Grundsätzlich ist es zu begrüßen, wenn sich die Stadt sozial engagiert, aber es ist die Frage, ob man es an Stellen macht, wo es funktioniert oder eher in anderen Bereichen, wo es derzeit noch nichts gibt.“ In dem von der Politik eingebrachten Antrag an die Verwaltung heißt es wörtlich: „Aus unserer Sicht ist es die originäre Pflicht der Kommune, dafür Sorge zu tragen, dass auch die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft einmal am Tag eine warme Mahlzeit erhalten.“ Doch genau in diesem Satz sehen Fachleute mit Verwaltungsbackground einen Knackpunkt. So lege der Antrag eine offizielle Ausschreibung dieser Dienstleistung durch die Stadt Delmenhorst mit kostenintensivem Ergebnis geradezu nahe, wohingegen die Finanzierung durch Stars for Kids aufgrund des geringeren Verwaltungsaufwands und des ehrenamtlichen Engagements erheblich günstiger wäre. Mit dem Fall betraute Personen rechnen sogar mit Mehrkosten von mehreren zehntausend Euro.
 

Stadt hatte Mittagstisch nie selbst finanziert

Bislang hatte die Stadt Delmenhorst übrigens nie selbst die Finanzierung des Kindermittagstischs übernommen. Zwar hatte die Verwaltung vor Stars for Kids bereits die in die Insolvenz gerutschte „Neue Arbeit“ in Form einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme mit der Organisation des Kindermittagstischs beauftragt. Aber auch dort hatte die Verwaltung nie mehr bezahlt als die 2.000 Euro für Verwaltungskosten, die aktuell auch an die Diakonie überwiesen werden – welche die Diakonie jedoch wiederum in Form eines entsprechenden Lebensmitteleinkaufs in gleicher Höhe weitergibt.
 
Der bei der Stadtverwaltung mit dem Thema betraute Fachbereichsleiter Rudolf Mattern will sich derzeit nicht zu dem Thema äußern. Er sagt: „Ich war auf einer Sozialdezernenten-Tagung und bin von dem Antrag überrascht worden. Ich habe diverse Fragen zu dem Antrag, die mit der Politik geklärt werden müssen.“
Bild: Archiv
 

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