Gedenkstätte für die Opfer der Högel-Morde in Delmenhorst eingeweiht

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Am Dienstag, 23. April, wurde in direkter Nähe zum Delmenhorster Krankenhaus in Deichhorst eine Gedenkstätte eingeweiht, die an die zahlreichen Opfer von Todespfleger Niels Högel erinnert.  

Wie beschreibt man das Unbeschreibliche? Inzwischen rund 20 Jahre liegt die größte Mordserie der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte durch den Krankenpfleger Niels Högel nun zurück, die im Klinikum in Oldenburg begann und sich von 2003 bis 2005 im städtischen Delmenhorster Krankenhaus fortsetzte. Über neun Jahre ist es her, dass Högel Anfang 2015 verurteilt wurde. „Gedenken braucht Zeit“, sagte Christian Marbach, Sprecher der Opfer von Niels Högel, am heutigen Dienstag.

Eine Gedenkstätte für das Undenkbare

Ein Findling mit einer kleinen, erklärenden Metalltafel ziert die Gedenkstätte, eingebettet in noch in der Entstehung befindlichem immergrünen Bewuchs. Die Einweihung war eine würdevolle Veranstaltung mit Gesprächen in eher gedämpfter Akustik. Angehörige von Opfern, Opfersprecher Christian Marbach, Oberbürgermeisterin Petra Gerlach, Vertreter vom Fachdienst Bauen und einzelne Lokalpolitiker waren dazu zusammengekommen. Auch für Nichtbetroffene war greifbar, dass aufgrund der zahlreichen unermesslichen Tragödien hier über allem eine, in ihrer Gänze schwer zu fassende Schwere schwebte.

„Wir stehen unweit des Krankenhauses“, sagte Oberbürgermeisterin Petra Gerlach bei ihren einleitenden Worten. Es ist eben jener Ort, wo sich das Unfassbare in Delmenhorst in den Jahren 2003 bis 2005 abspielte, als Krankenpfleger Niels Högel unzähligen Patienten Substanzen in lebensbedrohlicher Dosis spritzte, um sie anschließend wiederzubeleben.

Ihr Appell lautete daher: „Wir stehen in der Verantwortung wachsam zu sein“, um dafür zu sorgen, dass sich das unbegreiflich Schreckliche nicht wiederholt.  Als Vertreter des Krankenhauses waren neben Chefarzt Dr. Frank Starp auch Geschäftsführer Josef Jürgens bei der Gedenkstätteneinweihung vor Ort. Beide waren zu Högels Zeit noch nicht in Delmenhorst aktiv. „Wir verschließen uns den Taten nicht“, sagte Petra Gerlach. Der Gedenkort sei „ein Ort, an dem man verweilen kann“, hier am Fuße einer Buche.

Die Inschrift des Gedenksteins. Der QR-Code unten rechts führt zur Internetseite www.patientenmorde.de mit weiteren Informationen.

„Wir sind auch den Lebenden und den Überlebenden verpflichtet“, sagte derweil Christian Marbach. Daher sei es wichtig, in puncto Patientensicherheit weiterhin wachsam zu sein.

Erste Gedenkstätte am falschen Ort

Im Jahr 2016 war bereits ein Gedenkort in der Graft eingerichtet worden, doch zu weit vom Geschehen weg. Welchen Bezug hat der Stadtpark zu den Högel-Morden? Im September 2020 schrieb Christian Marbach daher eine E-Mail an die Krankenhausgeschäftsführer Friedel und Peters, um um einen angemessenen Gedenkort in der Nähe des Klinikums zu bitten – nicht direkt am Klinikum, doch in dessen Nähe.

Vertrauensvolle Gespräche

Die Gespräche, die im Anschluss zum jetzigen Ort geführt haben, sagte Christian Marbach, die mit Trauer, Verletzung, Wut und Scham auf Seiten der Hinterbliebenen gestartet seien, seien vertrauensvoll geführt worden. Sowohl die Klinikleitung als auch die Oberbürgermeisterin hätten offene Türen gehabt und seien gesprächsbereit gewesen.

Der neue Gedenkort gefällt daher auch Christian Marbach. Auch zu den beiden konfessionellen Friedhöfen, auf denen auch Opfer des Mörders ruhen, sei es nicht weit.  „Es ist ein angemessener, ein würdiger Platz“, er sei bodenständig und passe daher gut zu Delmenhorst. Lediglich der provisorische Schotterparkplatz des Krankenhauses, der momentan noch direkt vor der Gedenkstätte liegt, stört aktuell noch ein wenig den Gesamteindruck. Doch wie sagte Christian Marbach: „Gedenken braucht Zeit.“ Auch dies wird die Zeit regeln.

 

Oberbürgermeisterin Petra Gerlach und Christian Marbach, Sprecher der Opfer von Niels Högel, im Austausch nach der offiziellen Einweihung der Gedenkstätte.

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