Energiesparen in Delmenhorst: Stand der Dinge

Wie ist in Delmenhorst der Stand der Dinge in puncto öffentliches Energieeinsparen? Am Donnerstag haben Vertreter der Stadt und der Stadtwerke die Presse über das Energiesparen in öffentlichen Gebäuden informiert und dargelegt, wo gespart wird, warum die Illumination zum Stadtjubiläum trotz Energiekrise stattfindet und warum auch jeder Bürger beim Sparen mitmachen sollten.

Das Rathaus, die Arkaden, der Wasserturm, die Markthalle, das Haus Coburg, das Theater Kleines Haus sowie das Museum werden abends nicht mehr mit Scheinwerfern angestrahlt – mit Ausnahme bei kulturellen Veranstaltungen. Die vier städtischen Brunnen sind bereits ebenfalls ausgeschaltet. Auch das von der Energieeinsparverordnung vom 24. August angeforderte Absenken der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden werde vorgenommen, wo es technisch machbar ist, sagt Olaf Meyer-Helfers, städtischer Fachbereichsleiter für Gebäudemanagement.

Der Brunnen auf dem Brunnenplatz ist energiesparbedingt bereits im Winterschlaf.

Die Wasserversorgung beim Händewaschen werde auf Kaltwasser umgestellt. Bei einigen Installationen, zum Beispiel im Rathaus, sei dies allerdings technisch nicht möglich, dort würden die Geräte stattdessen auf „Eco“ gestellt, was einer Wassertemperatur von 22 Grad Celsius entspreche, so Meyer-Helfers.

Ausgenommen von den Einsparbemühungen im öffentlichen Sektor sind Schulen, Kindergärten und Pflegeeinrichtungen. So ist in Sporthallen weiterhin das Warmduschen möglich – während der Schulzeit. Schon lange und unabhängig von der aktuellen Situation, berichtet Meyer-Helfers, stelle die Stadt aus Sparsamkeitsgründen das Warmwasser in den Sporthallen während der Ferien ab. Momentan schaue die Stadt zudem genauer hin, wann die Schulgebäude tatsächlich genutzt würden, um die Heizzeiträume noch genauer anzupassen und so Energie einzusparen.

Ampeln bleiben an

Eine Ausweitung der Abschaltung von Ampelanlagen sei nicht geplant, so Meyer-Helfers. Dort, wo es verkehrstechnisch möglich sei, erfolge eine Abschaltung bereits seit Jahren. An anderen Stellen sei es aus Sicherheitsgründen nicht angedacht und aufgrund der eingesetzten LED-Technik ohnehin nur mit mäßigem Einsparerfolg verbunden.

Stadt liest ihre Stromzähler monatlich ab

Die Stadt Delmenhorst hat 130 Liegenschaften, sagt Olaf Meyer-Helfers, mit mindestens ebenso vielen Stromzählern. Alle diese Zähler würden händisch – und das bereits seit Längerem – monatlich abgelesen. So sollen Ausreißer beim Verbrauch möglichst schnell erfasst und abgestellt werden können. „Das ist ein erheblicher Aufwand“, sagt Meyer-Helfers, der sich aber finanziell auszahle.

Überblick und Eigenverantwortung als Hebel

Eine ähnliche Richtung gibt auch Dieter Meyer, Prokurist der StadtWerkegruppe vor. Auch dort würde regelmäßig der Eigenverbrauch erfasst. Eine Maßnahme, die er auch Privathaushalten anrät: „So kann man sich die Energie bewusst machen, wenn man Schwarz auf Weiß sieht, was verbraucht wird.“

Auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter sei wichtig, so Meyer, also darauf hinzuwirken, nicht benötigtes Licht nicht einzuschalten oder auch Klimageräte ausgeschaltet zu lassen. „In der Eigenverantwortung liegt der allergrößte Hebel“, ist Meyer überzeugt.

Stadtwerke-Prokurist Dieter Meyer

Gasdefizit im Winter

Anhand von mehreren Charts vedeutlicht Meyer die Verbrauchssituation in Deutschland. So sei ein Teil des Gases, das aus Russland kommt, inzwischen durch Gaslieferungen aus Norwegen, den Niederlanden und anderen Staaten ersetzt worden. Allerdings schätzt er es so ein, dass bei der kommenden Heizperiode noch rund 19 Prozent an Gas fehlen werden. Zudem glaubt Meyer nicht, dass die inzwischen gefüllten Gasspeicher komplett geleert würden, mit dem Ziel eine ähnlich schwierige Situation im Winter 2023 zu verhindern. Je mehr Unternehmen, Behörden und Privathaushalte also Gas einsparen, umso besser sei es.

Zwangsabschaltungen beim Gas?

Das hängt von allen ab

Ob es diesen Winter ohne Zwangsabschaltungen beim Gas klappen wird? Dieter Meyer ist kein Prophet und will sich entsprechend nicht festlegen, sagt dann aber doch auf mehrmaliges Nachfragen: „Wenn alle mitmachen, bin ich optimistisch, dass wir nicht abschalten müssen.“ So wie er würden derzeit auch alle anderen Versorger ihren Kunden zum Gas- und Energieeinsparen raten, um die Situation zu stabilisieren. Doch falls es, was derzeit allerdings als überaus unwahrscheinlich gilt, da Privathaushalte als geschützt gelten, im schlimmsten Fall sogar zu einzelnen Abschaltungen im privaten Bereich kommen sollte, arbeitet die Stadtverwaltung bereits an Konzepten für Wärmehallen, in denen sich die Menschen aufwärmen könnten.

Keine Absage der Jubiläums-Illuminierung

Die Jubiläums-Illumination, die am 17. September im Rahmen des Festakts 650 + 1 Jahr Delmenhorster Stadtrechte abends an die Wand des Rathauses projiziert wird, wird derweil nicht abgesagt. Laut Energieeinsparverordnung ist sie ohnehin erlaubt. Zum einen sei sie bereits von ihrem Vorgänger und somit langfristig geplant, zum anderen sei ein solches Stadtjubiläum für die allermeisten Bürger der Stadt ein wohl lebenslang einmaliges Erlebnis, sagt Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. Den Stromverbrauch für die genannte Beleuchtung schätzt die Stadt niedriger ein als für die Fontäne in der Graft an einem Tag.

Die Illumination zum Festakt wird stattfinden. Animation: Reunion media

Kramermarkt findet statt

Auch der Kramermarkt, bei der die Stadt als Veranstalter fungiert, aber die Schausteller die Durchführenden sind, werde stattfinden. „Eine Absage wäre für mich keine Option“, so Gerlach. „Es handelt sich hier um eine Berufsbranche, die extrem gelitten hat in Corona-Zeiten.“ Das müsse man mit berücksichtigen. Da die Schausteller die (Strom)kosten selber tragen, geht die Oberbürgermeisterin davon aus, dass sie schon im eigenen Interesse für eine Reduzierung des Stromverbrauchs sorgen werden.

„Mit Augenmaß abwägen“ –

Weihnachtsmarkt auch 2022 möglich

Auch der Weihnachtsmarkt könne stattfinden, so Gerlach. Dabei gehe es auch um die Außenwirkung. „Wir legen diese Stadt nicht komplett lahm, wir wollen sie weiter lebendig halten.“ Man müsse „mit Augenmaß abwägen“.

Oberbürgermeisterin Petra Gerlach

Keine „Beleuchtungs-Streifen“

Um dieses Augenmaß zu unterstreichen, will die Oberbürgermeisterin auch keine Mitarbeiter losschicken, um zu überwachen, ob Gewerbetreibende tatsächlich wie vorgeschrieben abends ihre Leuchtreklame ausschalten.

Winterbeleuchtung kommt – mit kürzerer Einschaltzeit

Auch die Winterbeleuchtung werde wieder aufgehängt – allerdings kürzer als im vergangenen Jahr und auch täglich verkürzt. Statt von Mitte November bis Mitte Januar, wie es zum Jahreswechsel 2021/22 der Fall war, soll sie nun in der Adventszeit und Anfang Januar hängen. Statt von 15 bis 23 Uhr soll sie von 16 bis 22 Uhr eingeschaltet werden.

Die Winterbeleuchtung kommt – mit angepassten Einschaltzeiten

GraftTherme schließt Sportaußenbecken –

und optimiert die Duschsteuerung

Bereits Ende dieser Woche schließt die GraftTherme, die, wie Dieter Meyer zugibt, ein großer Energieverbraucher sei, ihr Sport-Außenbecken. Darüber hinaus würden die Duschen optimal eingestellt – ohne Temperaturverluste für die Badegäste. „Das Thema Energieeinsparung wird nicht am 24. Februar vorbei sein“, ist Dieter Meyer überzeugt. Abgesehen von der aktuellen Gasknappheit wird das Thema wohl auch vor dem Hintergrund des voranschreitenden Klimawandels ein Dauerthema bleiben.

Energiesparen, was kann ich tun?

Energiesparen ist vor dem Hintergrund der aktuellen Situation, aber auch grundsätzlich in Bezug auf den Klimawandel das Gebot der Stunde. Was kann jeder einzelne tun, um Energie einzusparen? „19 Grad Raumtemperatur ist nichts Schlimmes“, ist Dieter Meyer überzeugt und nennt einen von vielen Aspekten, wie sich Kosten und Verbrauch senken lassen. Auf ihrer Internetseite haben die Stadtwerke zahlreiche Tipps zusammengestellt, was jeder einzelne tun kann, um Energie einzusparen.

https://www.stadtwerkegruppe-del.de/engagement/energiespartipps/