Corona-Spaziergänge in Delmenhorst: Zwei Teilnehmer nennen ihre Beweggründe

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Montag für Montag „spazieren“ hunderte Menschen abends unter Begleitung der Polizei durch Delmenhorst, um gegen Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Zwei Teilnehmer haben sich an unsere Redaktion gewandt, um ihre Beweggründe zu schildern und darzulegen, dass die meisten der Teilnehmer aus dem bürgerlichen Umfeld kämen und nicht dem rechten Spektrum angehören würden.  

Es kann schnell passieren: Wer sich Montagabends auf den Weg macht, um an einem sogenannten Corona-„Spaziergang“ teilzunehmen, einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen, die meistens nicht angemeldet ist, gerät schnell in eine bestimmte Ecke.

Immerhin war schon mehrfach Musik der radikalen Bremer Band „Kategorie C“ bei den Spaziergängen zu hören. Auch die örtliche AfD berichtet im Nachgang gern wohlwollend über die Veranstaltung. Und dass in Telegram-Gruppen mit Schwurbel-Inhalt zu den Märschen aufgerufen wird, ist längst kein Geheimnis mehr.

E-Mail an die Redaktion

Dass aber nur ein sehr kleiner Teil der Teilnehmer rechts oder rechtsradikal sei, teilen Monika Hoffmann aus Weyhe und ihr Bekannter Norbert M. aus Delmenhorst mit.  M. (Nachname der Redaktion bekannt) arbeitet in Delmenhorst im medizinischen Bereich und möchte aufgrund der derzeit aufgeheizten Stimmung seinen Nachnamen hier nicht lesen.

 „Bürger aus allen Schichten“

In einer ausführlichen E-Mail an unsere Redaktion legt Monika Hoffmann die Beweggründe dar: „Wir Spaziergänger sind Bürger aus allen Schichten. Unserem eigenen Verständnis nach sind wir ein Querschnitt der Gesellschaft, von jung bis alt, geimpft oder ungeimpft, mit unterschiedlicher Herkunft und aus ganz verschiedenen Berufen und Lebenssituationen.“

„Distanzieren uns von Rechtsextremismus“

Hoffmann sieht durch kritische Berichterstattung von DelmeNews sowie Aktionen des „Breiten Bündnis gegen Rechts“ Spaziergänger in eine Ecke gestellt, wo sie nicht hingehörten. In ihrer E-Mail schreibt sie: „Wir distanzieren uns von jeglichem Rechtsextremismus und stehen hinter der freiheitlich demokratischen Grundordnung. Wir distanzieren uns eindeutig von jeglicher Form von Extremismus und Gewalt.“

„Das Gros der Fußball-Fans ist friedlich“

Dass es allerdings auch andere Teilnehmer gibt, streitet auch Norbert M. nicht ab. „Das ist aber nur ein sehr kleiner Teil.“ Es sei wie beim Fußball: „Das Gros der Fußballfans ist friedlich.“ Corona sie ein hochemotionales Thema und es müsse möglich sein seine Meinung zu sagen, so M.

„Menschen mit abweichenden Absichten nicht zu verhindern“ –

„Immer friedlich“

Monika Hoffmann schreibt: „Natürlich lässt es sich niemals 100%ig verhindern, dass auf Spaziergängen oder Demonstrationen auch Menschen mit davon abweichenden Absichten mitlaufen. Unsere Spaziergänge sind aber immer friedlich.“

Dass Teilnehmer derweil laut skandierend durch die Innenstadt laufen, während parallel der offizielle Demozug durch die Straßen stattfindet, findet auch M. auf Nachfrage nicht gut. Auf das Schärfste kritisiert er zudem den Farbanschlag auf das Delmenhorster Kreisblatt: „Das ist absolut unter aller Sau und auf das Schärfste zu kritisieren.“

Trotzdem könne es keine Option sein, seine Meinung nicht kundzutun und fernzubleiben, so M. Dafür sei das Anliegen für viele Menschen zu wichtig und belastend.

 Was wollen die „Spaziergänger“?

Was also wollen die „Spaziergänger“? Monika Hoffmann hat es in mehreren Punkten zusammengefasst: Ihrer Ansicht nach wünschen sie sich zum einen ein Ende des strengen staatlichen Corona-Kurses. Es müsse möglich sein, sich für mildere Maßnahmen auszusprechen, wie sie in anderen Ländern durchgeführt werden, ohne den Titel „Corona-„ oder „Impfgegner“ zu bekommen.  Auch die „Grundrechtseinschränkungen“ und „Freiheitseinschränkungen“, die teilweise nur noch als „Privilegien“ vergeben würden, werden kritisiert. Es gebe zahlreiche Experten, die vor hohen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kollateralschäden durch die hier zu Lande verfolgte Strategie warnen würden, so Hoffmann.

Jeder Tod, den Covid verursacht hat, sei schlimm. „Viele von uns Spaziergängern haben Respekt vor dieser Krankheit und verstehen es, wenn Menschen mit unterschiedlichem Risikoprofil unterschiedlich viel Angst und Sorge verspüren“, so Hoffmann.

„Wir sehen es aber als höchst fragwürdig an, 2 Jahre lang andauernde Panik zu verbreiten und schlimmste Szenarien zu zeichnen. So wie wir für jeden Verständnis haben, der sich mit einer Impfung vor dem Virus schützen möchte, wünschen wir uns, dass man uns mehr Toleranz und Respekt bezüglich einer persönlichen Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Impfentscheidung entgegenbringt.“

 „Dialog statt Monolog“

Verhältnismäßigkeit und Augenmaß müssten wieder in den Fokus rücken, so Hoffmann. ,,Dialog statt Monolog‘‘ müsse wieder ein unbedingtes Ziel sein.

Persönliche Statements –

keine Allgemeingültigkeit möglich

Die Ansichten der beiden Teilnehmer Monika Hoffmann und Norbert M., die sich an unsere Redaktion gewendet haben, spiegeln die Ansichten von bürgerlichen Vertretern der Demo-Teilnehmer wider. In dem Zusammenhang ist festzuhalten, dass eine Übertragung auf alle Teilnehmer natürlich nicht möglich ist, da die Versammlungen meistens unangemeldet stattfinden und entsprechend die beiden auch keine Sprecherfunktion innehbaben.

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