Tamer Sert sagt „Ja“ zum Erdogan-Referendum – die FDP zürnt

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Die FDP steht für liberale Werte und für eine kritische Haltung gegenüber dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Doch der Vorsitzende der Delmenhorster FDP, Tamer Sert, wirbt offen für ein „Ja“ bei dem umstrittenen Referendum in der Türkei. Er selbst hat auch bereits mit „Ja“ gestimmt. Die FDP ist darüber erbost, kann jedoch nicht effektiv dagegen vorgehen.
 
„Wenn der türkische Präsident für eine islamistische Präsidialdiktatur werben will, muss die Bundesregierung mit den Mitteln der wehrhaften Demokratie türkischen Wahlkampf auf deutschem Boden unterbinden“, heißt es in einem Internetbeitrag der FDP, in dem auch Christian Lindner rügt, dass die Bundeskanzlerin schon längst hätte klare Kante gegen Erdogan zeigen müssen.
 

Sert handelt gegen den Willen der Partei

Das Problem an diesen Forderungen ist nur: In Lindners eigener Partei gibt es mindestens einen Vertreter, der selbst offensiv für Erdogan und ein „Ja“ beim Referendum auf seiner Facebookseite wirbt: der Delmenhorster FDP-Vorsitzende Tamer Sert. Seit Wochen macht er auf seiner Facebookseite Propaganda dafür, beim Referendum mit „Ja“ zu stimmen. Sert hat sich sogar bei der entsprechenden „Ja“-Stimmabgabe fotografieren lassen.
 

Dürr gegen AKP-Auftritt

Der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Dürr sagt vor dem Hintergrund einer am Freitag geplanten Kundgebung des Vizechefs der türkischen Regierungspartei AKP, Mehmet Mehdi Eker: „Herr Erdogan und die AKP haben die Leidensfähigkeit unserer demokratischen Kultur in Deutschland hart auf die Probe gestellt. Durch Bespitzelungen in Deutschland, Nazi-Vergleiche, Betitelung als ‚Banditenstaat‘, Inhaftierungen deutscher Staatsbürger und den Massakervorwurf an unser EU-Nachbarland Niederlande ist vielen Deutschen der Geduldsfaden mittlerweile gerissen.“
 

„Informationen sind manipuliert“

Doch was sind solche Worte Wert, wenn ein eigenes Parteimitglied an der Basis selbst für dieses System wirbt? Tamer Sert jedenfalls sieht sein Verhalten nicht als parteischädigend. „Wo steht, dass ich mit Herrn Lindner einer Meinung sein muss?“, fragt Sert. „In welcher Demokratie ist das so?“ Die Demokratie müsse sein Verhalten aushalten. Die Informationen in Deutschland über das Referendum hält Sert zudem für „von bestimmten Organen manipuliert“.
 

„Kein Parteiausschluss möglich“

Der FDP-Landesverband kritisiert Serts Verhalten derweil scharf. „Da gibt es einen großen Dissens. Wir teilen das ausdrücklich nicht“, sagt Gero Hocker, Generalsekretär des Landesverbands Niedersachsen auf Nachfrage. Doch für ein Parteiausschlussverfahren gegen Tamer Sert reiche es nicht, sagt Gero Hocker. „Ein Ausschluss ist nicht so einfach.“ So sei bereits die SPD mit Thilo Sarrazin und auch die AfD mit Björn Höcke damit gescheitert. So bleibt eben nur eins: „So eine Meinungsverschiedenheit muss eine Partei ertragen“, sagt Hocker. Der Delmenhorster FDP-Fraktionschef Murat Kalmis, der selbst türkische Wurzeln hat, wollte sich auf telefonische Nachfrage nicht zum Thema äußern. Er kündigte an, in den kommenden Tagen eine schriftliche Stellungnahme zum Thema abzugeben.
 

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2 Kommentare
  1. Rainer Pauly sagte:

    Ich hatte eben auf einer Seite kommentiert und gefragt, ob die FDP Führung in Niedersachsen vom Verhalten des Herrn Sert Kenntnis hat. Das hat sich jetzt erledigt. Sie hat Kenntnis und die Einschätzung der FDP Niedersachsen und des Vorsitzenden, Herrn Lindner, konträr zu Herrn Sert begrüße ich.
    Für meine Person hat sich die FDP Delmenhorst soweit ins Aus geschossen, das sie schon fast mit der AfD gleichzusetzen ist.

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  2. Dieter Brandt sagte:

    Ich warte immer noch auf die schriftliche Antwort von Herrn Kalmis.
    Vermutlich wartet der lieber darauf, in Vergessenheit zu geraten um ja nicht deutlich zu machen, wie er zu
    Dieser Angelegenheit steht. ( Traurig, aber vermutlich wahr!)

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