„Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt“ – Interview mit Kaufleutesprecher Christian Wüstner

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Christian Wüstner ist nicht nur bekannt für seine unternehmerischen Aktivitäten als Inhaber des Videospieleladens Gameground am Schweinemarkt, sondern auch als Sprecher der Delmenhorster Innenstadtkaufleute. DelmeNews.de hat mit ihm über zahlreiche Projekte und seine Erwartungen an das Jahr 2024 gesprochen.

Herr Wüstner, wie ist die Stimmung der Kaufleute?

Durchwachsen. Die letzten Jahre waren von vielen Herausforderungen geprägt. Die Kaufzurückhaltung, getrieben durch Preissteigerungen in nahezu allen Bereichen, Krieg und allgemeine Verunsicherung verspüren auch wir. Aber: Ärmel hoch, Präsenz zeigen, Dinge ändern und unseren Kundinnen und Kunden ein schönes Erlebnis in unseren Geschäften ermöglichen.

Sie haben vor zwei Jahren von Politik und Stadtverwaltung „Weniger Planen und mehr Umsetzen!“ gefordert. Hat sich inzwischen etwas verändert?

Da haben sich einige Betroffene auf den Schlips getreten gefühlt. Ich nehme wahr, dass an einer Verbesserung gearbeitet wurde und wird. Dieser Veränderungsprozess und insbesondere die Informationspolitik und das Miteinbeziehen der Anlieger beim nahenden Hertie-Abriss empfinde ich als beispielhaft.

 

Jahrelang wurde über den Abriss von Hertie diskutiert – nun steht er bevor. Gleichzeitig gibt es viel Leerstand in der Fußgängerzone. Sind die Erwartungen zu hoch?

Glaubt man, es geht steil bergauf, wenn die ersten Bagger ihre Arbeit aufnehmen, dann wird man wahrscheinlich bitterlich enttäuscht werden. Es wird eine längere und anstrengende Phase des Abrisses geben, dennoch sollte es uns bei allen Einschränkungen Hoffnung geben, dass dieser jetzige dunkle Punkt der Stadt verbessert werden wird. Auch wenn dieses erdrückende Gebäude abgerissen ist, wird es einer sinnvollen und mit Leben gefüllten Nachnutzung bedürfen, die angenommen wird. Dies betrifft genauso die anderen Bereiche der Fußgängerzone. Wir müssen Besucher und Unternehmer gleichermaßen für den Standort Innenstadt begeistern.

Ist das Konzept einer Fußgängerzone noch sinnvoll oder muss man die Öffnung zumindest für Fahrradfahrer oder gar Pkw diskutieren?

Eine Fußgängerzone ist absolut sinnvoll und bietet einen guten Ort für alle Altersgruppen. Forderungen, dass man die Fußgängerzone für den Verkehr öffnen solle, halte ich für falsch. Mir würde es deutlich besser gefallen, wenn wir bessere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an allen Eingängen der Fußgängerzone hätten.

 

Mit dem Sofortprogramm „Perspektive Innenstadt“ standen zwei Millionen Euro an finanziellen Mitteln zur Verfügung. Die Begeisterung bei der Bekanntgabe der Förderung war groß, aber zahlreiche Maßnahmen wurden nicht umgesetzt. Sie nannten das Umgesetzte zwischenzeitlich „völlig blamabel“. Wurden Ihre Erwartungen insgesamt doch noch erfüllt?

Schwierig zu beantworten. Wenn die Frage genau so beantwortet werden soll, dann: Nein, meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Es lief durch die ganzen langwierigen Prozesse überhaut nicht gut an und kann in meinen Augen nicht ansatzweise als Sofortprogramm empfunden werden. Hier lag das Problem aber auch außerhalb von Delmenhorst auf Landesebene und man darf nicht die gesamte Schuld bei unserer Verwaltung abladen.

Die dort handelnden Personen waren ähnlich enttäuscht wie wir Alle. Dennoch wurden auch positive Dinge umgesetzt und angeschafft, von denen wir noch viele Jahre profitieren können, wie zum Beispiel die neue Bimmelbahn. Am Ende haben wir mehr wie vorher, haben dafür aber auch viele Arbeitsstunden von städtischen Mitarbeitern und viele, viele Nerven und Zeit auf allen Ebenen aufgewendet. Es war dann doch noch positiv, aber der Weg dorthin war sehr steinig.

 

Sie selbst konnten eine Maßnahme aus dem Förderprogramm erfolgreich umsetzen und haben einen Pop-up-Store am Schweinemarkt eröffnet. Wie geht es damit weiter?

Unser Ziel war und ist es, diesen Treffpunkt zu erhalten. Also genau das, was in diversen teuren Gutachten seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten gefordert wird. Ein ganz tolles Projekt, was wir dort mithilfe der Fördermittel und der dwfg ermöglichen konnten.

 

Gibt es inzwischen eine für Fördermittel notwendige Quartiersgemeinschaft der Hauseigentümer in der östlichen Innenstadt um den Schweinemarkt oder hat sich das Thema erledigt?

Das Thema steht und fällt mit der Überzeugung und dem Einsatz der ansässigen Beteiligten. Ich hatte bisher nicht den Eindruck, dass der Funke übergesprungen ist. Mir ist es nicht möglich, noch so ein Projekt zu übernehmen.

Zwei befristete „Koordinatorenstellen Innenstadt“, die für die Stadt die Projekte koordinieren sollten, haben sehr schnell wieder gekündigt. Braucht die Innenstadt dauerhaft zentrale „Kümmerer“?

Das Signal war natürlich fatal. Ja. Wir brauchen mehr Power, Verlässlichkeit und eine zügigere und transparentere Kommunikation, egal ob mit zusätzlichem Personal oder durch bessere Strukturen.

 

Sie haben – gemeinsam mit dem Sprecher der Delmenhorster Schausteller – vorletztes Jahr die Bimmelbahn für den Weihnachtsmarkt organisiert. Inzwischen hat die Stadt Delmenhorst eine eigene Bimmelbahn gekauft. Atmen Sie jetzt erleichtert auf?

(lacht) Für die kommenden Jahre bin ich sehr positiv, dass es sich in diesem Jahr nur um Anlaufschwierigkeiten gehandelt hat und wir, dank der dwfg, die Bimmelbahn öfter im Einsatz erleben werden.

Fünf Lichtskulpturen waren beim Delmenhorster Lichterfest ein beliebtes Fotomotiv und konnten begeistern. Delmenhorst hat jetzt 100 (!) Skulpturen für die Attraktivität der Innenstadt gekauft! Worauf dürfen wir uns da freuen?

Die Skulpturen wurden beim Lichterfest hervorragend angenommen und ich bin selber sehr gespannt, was die dwfg vorhat. Einige gute Ideen werden bereits diskutiert.

 

Wie sieht die Jahresplanung der Innenstadtkaufleute für 2024 aus?

Die Termine findet man auf der städtischen Internetseite und der Seite der dwfg und sicherlich auch in sämtlichen ortsansässigen Medien. Wir planen vier verkaufsoffene Sonntage, werden wieder die City-Samstage umsetzen und überlegen, ob wir noch zusätzliche lange Erlebnisabende anbieten können. Für spannende Ideen und Anregungen sind wir natürlich auch immer offen.

 

Bild oben:

Christian Wüstner, Sprecher der Delmenhorster Innenstadtkaufleute

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