Abschied und Neuanfang bei den Delmenhorster Stadttauben

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Ein wenig Wehmut lag in der Luft, als auf der Mitgliederversammlung des Delmenhorster Stadttauben-Vereins im Hotel Thomsen der bisherige Vorsitzende Henning Suhrkamp mit einem Blumenstrauß verabschiedet wurde. Nach über 25 Jahren Engagement im Delmenhorster Tierschutzverein und weiteren vier Jahren im Vorstand des Delmenhorster Stadttauben e. V. verlässt der 51jährige seine Heimatstadt in Richtung Spanien, wo eine neue Herausforderung auf den Tierschützer und Naturkundler wartet. 

Nachdem aus der Mitgliederversammlung kein vollständiger Vorstand zustande kam, beschlossen die 20 Mitglieder einstimmig die Auflösung des Vereines – um ihn zu einem späteren Zeitpunkt neu zu gründen! Die 57-jährige Karola Bultmann soll den Neuanfang koordinieren und sowohl die Facebook-Gruppe betreuen als auch zu den monatlichen Stammtischen ins Markt Eins einladen. Auch die bewährte Notfall-Nummer wird durch sie betreut, wo man Bürgerinnen und Bürgern beim Auffinden verletzter Tauben mit Rat und Tat zur Seite steht.

Gips-Attrappen statt Eiern

Für ein besseres Miteinander zwischen Mensch und Stadttaube braucht es laut des Vereins Aufklärung ebenso wie eine tierschutzgerechte Bestandsregulierung. Besonders die Verschmutzung durch Taubenkot an Gebäuden und die Angst vor der Übertragung von Krankheiten führen ja dazu, dass sich viele Menschen durch die großen Stadttaubenschwärme belästigt fühlen. Was viele aber nicht wissen: Die anpassungsfähigen und intelligenten Stadttauben sind Nachkommen entflogener, verirrter Brieftauben – also quasi Haustiere. Und entsprechend sei die gesundheitliche Gefährdung nicht größer als durch andere Haustiere. Viele der Vergrämungsmethoden für Tauben stellen ein Tierschutzproblem dar. An Spikes verletzten sich immer wieder junge Vögel, in Netzen können sich die Tiere verheddern und qualvoll zu Tode kommen. Auch, dass Tauben abgeschossen werden, ist weder tierschutzgerecht, noch effektiv. Denn die Bestände erholen sich aufgrund des großen, aber nicht artgerechten Futterangebotes in der Stadt innerhalb weniger Wochen. Die einzig langfristig erfolgreiche Lösung zur Bestandsregulierung sieht der Verein in betreuten Taubenhäusern nach dem Augsburger Modell: Gelegte Eier werden durch Gips-Attrappen ausgetauscht. In Bremen ist man da schon einige Flügelschläge weiter, denn seit dem Sommer 2019 steht auf dem Gelände des Müllheizkraftwerkes der SWB ein Taubenhotel. Die Erfahrungen dort seien sehr positiv, beispielsweise konnte die Verschmutzung durch Tauben deutlich reduziert werden. Delmenhorst könnte aus diesen Erfahrungen profitieren.

Im laufenden Jahr konzentriere sich der Verein auf die „Tauben-Hotspots“ in der City; etwa in Höhe des Bürgerbüros. Vereinsmitglieder sind der Sache im wahrsten Sinne des Wortes „auf den Grund gegangen“: Im Kanal unter der Westdelmebrücke hat man die Anzahl der dortigen Tauben und Nester dokumentiert. Dabei wurden anfangs etwa zehn Tauben festgestellt, die in den Kanalrohren nisten und brüten – zu beiden Seiten auf Betonvorsprüngen, in den Abflussrohren und in den Mauern. Konkret herausgeholt wurden bei dem ersten Einsatz zwei Jungtiere und man hat sechs Eier gegen Gips-Attrappen getauscht. Das Ganze wiederholte sich seither Woche für Woche, weshalb man im Einvernehmen mit der Stadtverwaltung erreichen möchte, dass Massnahmen getroffen werden, damit die Kanalröhren künftig nicht mehr von den Tauben als Brutstätte genutzt werden können. Letztlich wollte der private Anlieger die Betonvorsprünge schließen lassen.

 

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