Zwischenzeitnutzung als Lösung gegen Leerstand auch in Delmenhorst? ZZZ-Team Bremen macht’s vor
Leerstehende Immobilien gibt es immer wieder. Auch und gerade in Delmenhorst ist das in den unterschiedlichsten Bereichen deutlich sichtbar und wird auch vielfach moniert. Direkt in der Nachbarstadt Bremen zeigt das Team der ZwischenZeitZentrale auf, welche Möglichkeiten der Zwischennutzung es gibt. Der Ansatz hat das Potenzial zur Blaupause für die Stadt an der Delme.
Exakt vor zehn Jahren ist die Agentur ZZZ in das Objekt der ehemaligen Fleischwarenfabrik Könecke eingezogen, dem einstigen Verwaltungssitz, der inzwischen als „Wurst Case“ über die Grenzen der Hansestadt hinaus bekannt geworden ist. Co-Gründer Daniel Schnier resümiert: „Damals hatte wir nicht damit gerechnet, dass wir zehn Jahre später immer noch hier sitzen würden.
Zuvor hatten er und sein Kompagnon Oliver Hasemann ihr berufliches Domizil bis 2015 in der Abfertigung am Hansator. Doch die Wehmut hält sich aus Überzeugung in Grenzen, nichts sei für die Ewigkeit. „Wenn etwas zu Ende geht, fängt auch immer etwas Neues an. Das Motto spiegelt im Wortsinn das Geschäftsmodell von ZZZ. Das lautet, Leerstände als Potenzial der Stadtentwicklung zu nutzen und dadurch Raum für Neues zu schaffen.
Die beiden Diplom-Ingenieure betrieben zuvor gemeinsam das Autonome Architektur Atelier (AAA) und hatten sich erfolgreich an einer Ausschreibung der Stadt Bremen beteiligt, die für ein vom Bund gefördertes Pilotprojekt eine Zwischennutzungsagentur aufbauen wollte. Gegründet wurde daraufhin die ZwischenZeitZentrale. Die lieferte derart überzeugende Ergebnisse, dass die Stadt nach Ablauf der Bundesförderung 2012 die Finanzierung übernahm.
Inzwischen unterstützt, begleitet und initiiert die ZZZ Zwischennutzungen im gesamten Stadtgebiet. Der Schwerpunkt liegt auf öffentlichen Gebäuden und Stadtentwicklungsgebieten mit „besonderen Herausforderungen“. Das Team selbst ist mittlerweile fünfköpfig. Über mangelnde Anfragen und Aufgaben können die Betreiber nicht klagen. Die dahinterstehende Idee ist es, Menschen, Initiativen und Projekten einen Ort zur Umsetzung ihrer Ideen zu vermitteln, die sonst keinen Raum finden würden oder sich die üblichen Mieten nicht leisten könnten.
Gut 130 Zwischenmietverträge mit mehr als 500 Beteiligten hat die ZZZ seit 2015 allein am Standort „Wurst Case“ geschlossen. Hinzu kommen weitere über das Stadtgebiet verteilt wie das alte Polizeirevier in Woltmershausen, dessen einstige Dienststuben als Büros oder Ateliers zwischengenutzt werden oder die Flächen der ehemaligen Galopprennbahn, die bis zum Beschluss eine finalen langfristigen Nutzung ebenso zur Zwischennutzung verfügbar sind.
Zwischennutzungsagenturen gibt es heute auch in anderen Städten, wo kreative Köpfe nach bezahlbarem Raum suchen. Seit dem Start des Projekts vor 16 Jahren betrachtet der Bremer Senat das Thema Zwischennutzung als Chance für die Stadtentwicklung und räumt der ZZZ bei öffentlichen Gebäuden eine Mittlerposition zwischen Verwaltung und potenziellen Zwischennutzern ein.
Und so könnte der Ansatz auch für Delmenhorst interessant sein. Und zwar nicht als Lückenfüller, stattdessen als ein bedeutender Baustein der notwendigen Transformation. Leerstand hat immer etwas Trübes. Über Zwischenzeitnutzungen würde wieder Licht und Leben in die betroffenen Gebiete kommen.
((Titelbild: Das ZZZ-Team: Oliver Hasemann, Julian Essig, Jana Dietrich, Jonathan Silber und Daniel Schnier (v.l.). ))
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!