Zwischenstopp der „Mut-Tour“ in Delmenhorst – Depression und weitere psychische Erkrankungen im Fokus
Aktuell läuft die 12. Mut-Tour, eine Aktion, um für mehr Mut und Aufklärung rund um das Thema psychische Erkrankungen zu werben. Sieben Teilnehmer der Mut-Wanderung machten am Dienstag Zwischenstation in Delmenhorst und starten am Mittwoch ihre nächste Etappe.
Die sogenannte „Mut-Tour“ findet schon zum 12. Mal statt – mit Tandems, Fahrrädern oder auch zu Fuß in der Begleitung von Pferden machen sich die Teilnehmer auf den Weg, um für mehr Beachtung für das Thema Depressionen und weitere psychische Erkrankungen zu werben. In diesem Jahr gibt es erstmals auch eine Wanderung, die von zwei Lastenrädern als Transportfahrzeuge begleitet wird. Die sieben Teilnehmer dieser siebentägigen Wanderung, die am 1. Juni startete und die von Bremen nach Cloppenburg führt, übernachten in der Nacht zu Mittwoch in Delmenhorst.
Stadtkirche stellt Räumlichkeiten
Die Stadtkirche stellt entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung. Pastor Johann Lehmhaus erklärt, warum: „Depression und psychische Erkrankungen sind ein großes gesellschaftliches Thema“. Allerdings werde darüber noch immer nicht so offen gesprochen wie über andere Erkrankungen. Um die Aktion zu unterstützen, stellt die Kirche daher ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Für eine Nacht kommt die Wandergruppe im Gemeindezentrum der Kirche unter. Am Mittwochvormittag geht es dann weiter.
Zwei Teilnehmer berichten
Zwei der insgesamt sieben Teilnehmer sind Olivia Kunze (58) aus Berlin und Mark Krämer (49) aus Mannheim. Für Olivia Kunze, die unter einer bipolaren Störung leidet, ist es bereits die insgesamt vierte Mut-Tour, Mark Krämer nimmt zum ersten Mal teil. Seine Depression wurde erst im Februar des vergangenen Jahres erkannt. „Eine Kollegin hatte mich darauf aufmerksam gemacht“. Vorher habe er die Symptome ignoriert. „Mir war das nie bewusst, dass ich das habe. Es fiel schwer, das einzugestehen.“
Olivia Kunze, die sich aufgrund ihrer Erkrankung gern mal in den Vordergrund drängt, wie sie sagt, arbeitet auf der Tour an sich. „Ich kann beeinflussen, dass ich nicht so anstrengend bin.“ Zum Thema mentale Gesundheit ganz im Allgemeinen sagt Mark Krämer: „Ein gebrochener Arm ist sichtbar. Eine Depression zu erkennen ist schwieriger. Ich habe auch glückliche Momente, die wenigsten Menschen bemerken das.“
Wanderung als Mutmacher
Die Wanderung bringt einerseits die Teilnehmer dazu, sich selbst buchstäblich auf den Weg zu machen und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zugleich wird dadurch auch Öffentlichkeit hergestellt. So werden auch andere Menschen angesprochen, sich mit dem Thema mentale Gesundheit auseinanderzusetzen oder auch Betroffene ermutigt, sich Hilfe zu suchen. Die siebentägige Tour, die am 1. Juni in Bremen startete, endet am Samstag, 8. Juni, in Cloppenburg.
Jeder kann die Gruppe begleiten
Für Interessierte gibt es die Möglichkeit, das Team spontan auf seiner Tour für einen Teil der Strecke zu begleiten. Unter https://www.mut-tour.de/interaktive-karte/ ist daher täglich von 10 bis 17 Uhr ein Live-Tracking eingerichtet, mit dem man erkennen kann, wo sich die Gruppe gerade befindet.
„Wer Mut zeigt, macht auch Mut“, sagt Michaela Göddenhoff, eine der beiden Tourleitungen. Der Name ist also Programm. Die Tour wird vom Verein Mut fördern e.V. organisiert und unter anderem durch die Kostenträger DAK, Barmer und Deutsche Rentenversicherung finanziell getragen.
Live-Tracking der Mut-Tour: https://www.mut-tour.de/interaktive-karte/
Regionale Anlaufstellen in Delmenhorst:
Kontakt- und Beratungsstelle für Selbsthilfegruppen Delmenhorst
http://www.selbsthilfe-delmenhorst.de, Tel.: 04221 99 2625
Sozialpsychiatrischer Dienst Delmenhorst
https://www.delmenhorst.de, Tel. 04221 99-2622
Beratungsstelle Delmenhorst
https://www.caritas-delmenhorst.de, 04221 9 83 49 – 0
Bild ganz oben:
Die Teilnehmer der Mut-Tour: (hintere Reihe v.l.): Lena Sommer, Michaela Gödenhoff, Olivia Kunze, Mona Winter, Mark Krämer.
Davor: Merle Möller und Oli Raue. Ganz vorn: Stadtkirchen-Pastor Johann Lehmhaus
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