Zwischenstand für B212n vorgestellt – Hohe Verkehrsbelastung besonders bei Südvariante – Verwaltung und Politik besorgt

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Einen dicken Brocken hatte der Bauausschuss heute (15. Januar) in seiner ersten Sitzung des Jahres auf dem Programm: Die neuen Trassen der B212, kurz B212n, die durch Delmenhorster Stadtgebiet führen sollen. Dabei stellte die Verwaltung die Auswirkungen vor, die unterschiedliche Bau-Varianten auf den städtischen Verkehr haben könnten. Entschieden ist derweil noch nichts.
 
Zum Vergleich stehen drei Varianten. Die südliche Variante (Nummer eins) würde südlich von Deichhausen verlaufen, die anderen nördlich davon und entweder südlich oder nördlich der Landesgrenze zu Bremen. Die Unterschiede bei letzteren in der Streckenführung wären gering. Jede Variante hat wiederum drei Unter-Varianten: einmal mit einem Verkehrsknoten mit Vollanschluss (An- und Abfahrten) an Straßen aller Himmelsrichtungen, nur mit Anschlüssen nach Osten und Westen oder ohne Anschlüsse.
 

Sudvariante mit deutlicher Mehrbelastung

Mit verschiedenen Gutachten werden die erwarteten Auswirkungen auf Umwelt, Verkehr, Lärm, Landwirtschaft und die technische Planung ermittelt. Zugrunde gelegt wird der Zustand, der nach Prognosen ohne die B212n vorliegen würde.
 
Demnach wären die Verluste an landwirtschaftlich nutzbaren und für die Baumaßnahmen benötigten Flächen bei Variante 1 am größten. Fünf bis sechs landwirtschaftliche Betriebe könnten betroffen sein, bei den anderen Varianten nur zwei bis drei. Die Nordvarianten würden dafür voraussichtlich mehr Umwege verursachen. Auch die Tier- und Pflanzenwelt wäre beeinträchtigt. Fledermäuse finden sich auf Abschnitten aller Varianten, andere Areale sind bedeutend für Brutvögel. Eine genaue Analyse zu den Umwelt-Auswirkungen liegt allerdings noch nicht vor.
 

Deutlicher Verkehrsanstieg im Stadtnorden möglich

Um die zusätzliche Verkehrsbelastung zu ermitteln, wurden Daten herangezogen, wie sich der Verkehr 2030 (wenn die Trasse schon länger fertiggestellt wäre) ohne die neue Trasse entwickeln würde. Bei der Südvariante wären besonders die Stedinger Straße (plus 67 Prozent), Bismarckstraße (6 Prozent) und Dwostraße (35 Prozent) von einem höheren Verkehrsaufkommen betroffen. Im Fall der Stedinger Straße wären das 19.000 Autos. Größer würde der Anstieg beim LKW-Verkehr ausfallen. Die Stedinger Straße müsste danach 343 Prozent der Menge stemmen, Bismarckstraße und Dwostraße 228 und sogar 443.
 
Falls eine Nordvariante mit Vollanschluss umgesetzt würde, fiele der Anstieg deutlich geringer aus. Hier wäre in erster Linie die Stedinger Landstraße in Deichhausen betroffen, mit 187 Prozent der Auto- und 426 Prozent der LKW-Verkehrsmenge als Anstieg. Wie sich der Lärm durch die zusätzlichen Fahrzeuge auswirken würde, steht noch nicht fest. Dafür ginge bei allen Varianten der Verkehr auf der A28 und der B75 etwas zurück.
 

Verwaltung sieht Problem, wenn Südvariante kommt

„Das ist für die Stadt sehr unglücklich“, meinte Fritz Brünjes, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr zum Südanschluss. „Wenn das kommt, haben wir ein Problem.“ Denn Variante 1 ist auch jene, die von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr mit Zweigstelle Oldenburg bevorzugt wurde. Dabei habe es im Raumordnungsverfahren zur Festlegung von deren Verlauf Fehler gegeben.
 
Die Zeit drängt: bis Harmenhausen sei die B212n fast fertig gebaut. Mit der Fertigstellung rechnet Brünjes für Mitte des Jahres. Dann wäre der Weiterbau in Delmenhorst als nächstes dran. Eine Trassenentscheidung könnte bis Jahresende fallen – falls keine Klagen dagegen eingereicht werden.
 

Politik hofft auf Nord-Varianten

Neben der Verwaltung zeigte sich auch die Politik in Form der Ausschuss-Mitglieder besorgt. Murat Kalmis (FDP) nannte die Trassenwahl eine schwierige Entscheidung. „Leidtragende werden die Bürger sein“, hob er hervor. Und Nachbargemeinden würden sich wehren, wenn die Entscheidung zwar die Delmenhorster Interessen (gegen die Südvariante) berücksichtige, aber deren eigenen Interessen anders ausfielen. Lothar Mandalka (AfD) bat die Delmenhorster Verwaltung, mal die Belastungsgrenzen der Delmenhorster Straßen für LKW-Verkehr aufzuzeigen. Brünjes erklärte, das sei machbar.
 
Peter Stemmler (UAD) meinte: „Da bahnt sich eine mittlere Katastrophe an.“ Er fürchtet, dass das Land irgendwann ohne Rücksicht auf Delmenhorst (oder Ganderkesee) den Bau beschließen könne, auch wenn die Kommunen dagegen seien. Dass es eine Lösung der Thematik gäbe, sah Brünjes unterdessen nicht. Uwe Kroll von der Bürgerinitiative gegen die B212n plädierte für eine Variante ohne weitere An- und Auffahrten – die geringste Belastung für die Stadt. Zudem solle die Straßenbaubehörde nicht vorarbeiten und im nächsten Dialogforum schon eine Entscheidung präsentieren.
 

Info-Markt für Bürger geplant

Im Dialogforum sind betroffene Kommunen wie Delmenhorst, die Landkreise Wesermarsch und Oldenburg und das Land Bremen vertreten. Dessen nächste Sitzung ist im 1. Quartal dieses Jahres geplant. Dann sollen die letzten Gutachten vorgestellt werden. Danach würde es in Delmenhorst in der Markthalle einen Info-Markt geben. Dort sollen die Gutachter Interessierten für Antworten bereit stehen.
 
Hoffnungen bezüglich der Rolle des Forums bremste Brünjes: Welche Trasse den Zuschlag erhält, entscheide die Straßenbaubehörde des Landes. Die betroffenen Gemeinde- und Stadträte würden zwar ebenfalls abstimmen. Das Land könne aber auch ohne deren Zustimmung bauen. Ob es eine Variante wählen würde, die viele Bürger der Region ablehnen, sei allerdings eine andere Frage.
 
Plan: Bei einem Anschluss der B212 an die L875 stehen drei Trassen zur Auswahl. Besonders jene südlich von Deichhausen (hier in rot) würde zu mehr Verkehr im Norden von Delmenhorst führen. Bildquelle: Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Oldenburg.
 
Foto unten: Murat Kalmis (FDP) findet, dass die Bürger Leidtragende der B212n sein werden.
 

 

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