,

Wollepark-Bewohner demonstrieren – Neue Wassersperre in Kraft – „Wollepark ist offener Knast!“

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Heute, 15. Mai, hat die Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD) um 8.30 Uhr wie angedroht ihre neue Wassersperre am Wollepark 11 und 12 gestartet. Da vor zwei Wochen bereits das Gas abgestellt wurde, haben die Bewohner auch keine Heizung mehr. Dagegen demonstrierten sie heute Vormittag vor dem Rathaus und dem SWD-Servicecenter an der Fischstraße.
 
Fahap Aladag von den Integrationslotsen zeigte sich empört über die Situation: „Hier am Wollepark ist das offener Knast! Die Mieter zahlen Mieten und Nebenkosten. Sie werden ausgequetscht.“ Nach Beratungen durch die Diakonie haben viele Mieter die Mietzahlungen eingestellt.
 

Nachts Razzia durch Vermieter

Dafür würden die Vermieter sie unter Druck setzen. „Nachts haben einige Vermieter eine Razzia gemacht“, sagte Aladag. Dabei seien Mieter aufgefordert worden, wieder zu zahlen. Leidtragende der Wassersperre seien aber die Mieter, nicht die Vermieter. „Ohne Wasser gibt es kein Leben.“ Zwar haben die SWD einen Hydranten mit Wasserhähnen geöffnet und Dixi-Toiletten für die Notversorgung aufgestellt. Aber wie lange könnten die Bewohner das mitmachen, fragte Aladag.
 

Demonstranten: „Wir wollen Wasser!“

Gegen elf Uhr machten sich gut zwei Dutzend Leute, hauptsächlich Frauen mit ihren Kindern, unzufrieden durch die Innenstadt zum Rathaus auf. „Wir wollen Wasser!“, skandierten während der Demonstration besonders die Kinder. „Ich zahle jeden Monat 750 Euro Miete“, erzählte Blasho Borisov. „Jetzt gehen meine Kinder ohne zu duschen in den Kindergarten!“
 
Elke Akyon, die seit einem Jahr im Wollepark wohnt, weiß, warum die Bewohner nicht einfach umziehen können: „Sobald man sagt, dass man im Wollepark wohnt, sagen andere Vermieter nein.“ Ihr selbst sei beim Einzug erzählt worden, dass die Straße komplett neu gemacht wird. Jetzt steht sie mit zwei Kindern und ihrem Mann ohne Heizung und Wasserleitung da. „Das geht nicht ohne Wasser.“
 
Viele Bewohner hatten offenbar Angst und machten daher nicht mit. Andere müssen arbeiten. Dafür unterstützen einige andere Delmenhorster die Bewohner. Darunter ist Heike von Knorre. „Ich bin Christin. Ich find’s einfach ein Unding, dass es so läuft“, erklärte sie ihre Motivation. „Gas und Wasser ist das wichtigste.“ Zwar würde schon versucht, im Wollepark die Lage zum Besseren zu wenden. Aber das reicht ihrer Meinung nach nicht. So seien die alten Reihenhäuser am Wollepark „Fossilien aus einer anderen Zeit.“ Dazu kämen noch Drogen und Alkohol, die dort für Probleme sorgten.
 

Stadt bleibt stumm

Vor dem Rathaus und dem Servicecenter der Stadtwerke skandierten die Teilnehmer ihre Forderungen. Eine Reaktion bekamen sie heute von keiner Seite. Etwas verbittert hielt Eberhard Schüler einen kleinen Zettel neben das Schild mit den Öffnungszeiten der SWD. Vor seinem „Un-Ruhestand“, wie er es nennt, war er Politiklehrer in Bremen und Potsdam. Früher in der DDR hätten seine Schüler vor goldenen Leninbüsten salutieren müssen. Das sei heute anders. „Deswegen müssen wir unsere Demokratie verteidigen. Daher mache ich hier mit.“
 
Die Vermieter haben über Jahre die Abgaben der Mieter für Gas und Wasser nicht an die SWD bezahlt. Dadurch häuften sich Schulen von etwa 130.000 Euro an. Anders als 2015 will die Stadt diesmal nicht für die Schulden aufkommen.
 
Foto oben: Rosalia Rans aus dem Wollepark forderte: „Bestraft die Schuldigen, nicht die Schwachen.“ Eine Antwort blieb ihr die Stadt schuldig.
 

Anzeige
Anzeige
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert