Wasserförderung in Graft noch in weiter Ferne – Erst Auswirkungen auf Umwelt ermitteln

Die von vielen Politikern im Stadtrat geforderte Trinkwasserförderung in der Graft ist noch Zukunftsmusik. Dies machte ein Vortrag im Umweltausschuss am gestrigen Donnerstag, 17. August, deutlich. Detlef Meyer, Prokurist bei der Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD), gab einem Einblick in den aktuellen Stand des Verfahrens.
 
„Der Bericht ist wichtig, da das Verfahren wenig transparent ist“, sagte Meyer zur Einleitung über die notwendige Genehmigung. Aktuell liefert vor allem das Wasserwerk Annenheide mit 3,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr den Großteil des städtischen Bedarfs. Der Rest kommt vom Versorger OOVW mit etwa 900.000 Kubikmeter.
 

Mehrere Gutachten nötig

Bevor die Trinkwasserversorgung mit Graftwasser wieder aufgenommen werden kann, müssen laut Meyer erst zahlreiche Gutachten erbracht werden. Aktuell seien drei Bereiche schon in der Bearbeitung durch verschiedene Ingenieurbüros: die Ermittlung des Wasserbedarfs, ein Grundwasser-Strömungsmodell und die Feststellung des Absenkgebietes.
 
Daneben seien verschiedene Gutachten nötig, darunter ein geoökologisches, zur Oberflächenwasserbewirtschaftung und zur Umwelt. Damit solle geklärt werden, wie sich eine erneute Trinkwassergewinnung in der Graft auf die dortigen ober- und unterirdischen Gewässer und die Natur auswirken. Die Gutachten werden mit etwas Glück für Herbst, mit weniger Glück Ende dieses Jahres erwartet.
 
Auch die Frage, ob das Graftwasser mit jenem aus Annenheide zusammen passt, sei wichtig, so Meyer. „Das Annenheider Wasser ist besser als jenes aus der Graft“, erklärte er. Daher müsste Letzteres möglicherweise aufbereitet werden, bevor beide Wassersorten vermischt werden.
 

Datenlage noch aus den 70er Jahren

Die Gutachten sind nötig, da bisherige Daten noch aus den 1970er Jahren stammten – viel zu lang her und ungenau für ein heutiges Genehmigungsverfahren. „Wir haben im Prinzip seit 20 Jahren in einem genehmigungslosem Zustand gelebt“, hob Meyer selbstkritisch die Lage bis zur Einstellung der Graft-Trinkwasserförderung 2001 hervor. Zugleich dämpfte er die Hoffnung zahlreicher Ratspolitiker nach einer zeitnahen Entscheidung, So habe es nach dem Antrag 1994 zehn Jahre gedauert, bevor die Trinkwasserförderung in Annenheide genehmigt worden sei. „Das Verfahren wird uns die nächsten Jahrzehnte beschäftigen.“
 
Auch Jürgen Müller-Schönborn, Leiter des Fachbereichs Umwelt der Stadt, stimmte dieser Aussage zu: „Wir sind als Genehmigungsbehörde verpflichtet, dass das Verfahren rechtens abläuft.“ Oft müssten eingereichte Gutachten noch ergänzt werden, was die Länge der Verfahren erhöhe. Auf Nachfrage von Ratsherr Lothar Mandalka (AfD), wann denn losgelegt werden könne, antwortete er: „Einen Zeitpunkt zu nennen, wäre jetzt unseriös.“
 
Die Wiederaufnahme der Trinkwasserförderung in der Graft wurde 2015 vom Stadtrat beschlossen.
 
Foto: Bis auf weiteres sprudelt nur die Pumpe auf dem Kinderspielplatz in der Graft. Trinkwasser wird erstmal nicht gefördert.
 

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