Verfahrensablauf im neuen Högel-Prozess entschieden – Mehrere tausend Seiten an Gutachten – 97 weitere Morde zur Last gelegt

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Für den kommenden Prozess, der sich mit den weiteren Mordopfern von Ex-Krankenpfleger Niels Högel befasst, hat das Landgericht heute, 3. Mai, den Verfahrensablauf bekannt gegeben. So sollen die zahlreichen Gutachten und Dokumente, die vorliegen, nicht in der Hauptverhandlung verlesen werden. Dadurch hofft das Gericht, die Prozessdauer verkürzen zu können.
 
Die Verfahrensbeteiligten sollen zwischen den Verhandlungsterminen die Texte lesen. Das ist als „Selbstleseverfahren“ bekannt. So hofft das Gericht, den Prozess zu beschleunigen, da es um mehrere tausend Seiten an Gutachten geht. Allein für jeden der 97 Högel zur Last gelegten Todesfälle gibt es mehrere davon. Dafür sollen alle Gutachter in der Verhandlung vernommen werden, sodass das Gericht den Nachteil geringerer Information für die Öffentlichkeit weitestgehend reduziert sieht
 

Prozess in vier Phasen

Der Prozess soll in vier Phasen ablaufen. Zunächst wird die Anklage verlesen, bevor das Gericht den genauen Umfang des Selbstleseverfahrens bekannt gibt. Auch Högels Vernehmung, die angesichts der Opferzahl mehrere Sitzungstage dauern soll, fällt in diese Zeit. In der zweiten Phasen sollen die 21 Zeugen befragt werden. Die medizinischen Sachverständigen kommen in Phase 3 zu Wort. Zuletzt kommen noch die Sachverständigen zu Wort.
 
Da mit einem großen Andrang gerechnet wird, soll der neue Prozess ab Oktober in der Oldenburger Weser-Ems-Halle stattfinden.
 

Tatsächliche Opferzahl möglicherweise höher

Högel war bereits wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Exhumierungen von zahlreichen Verdachtsfällen führten letztes Jahr dazu, dass jetzt ein neuer Prozess für 97 weitere Opfer auf den ehemaligen Krankenpfleger zukommt. Högel hatte 1999 bis 2002 im Klinikum Oldenburg und 2002 bis 2005 im heutigen Josef-Hospital Delmenhorst Patienten einen lebensbedrohlichen Medikamenten-Cocktail gespritzt. Bei deren Reanimation wollte er sich als Held präsentieren. Zahlreiche Opfer überlebten die Tortur nicht.
 
Für den Hinterbliebenen und Opfersprecher Christian Marbach sind die jetzt nachgewiesenen Fälle nur ein Teil von Högels wahrer Opferzahl. Er geht von mehr als 200 Opfern aus. Da viele nach ihrem Tod eingeäschert wurden oder schon zu lange tot sind, lassen sich viele Verdachtsfälle heute nicht mehr klären.
 
Foto oben: Ab Oktober muss sich Niels Högel in einem neuen Prozess für weitere Morde verantworten.
 
Foto unten: Opfersprecher Christian Marbach geht von weit über 200 Menschen aus, die Högel ermordet hat.
 

 

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