Über die Hälfte der Beschäftigten droht Mini-Rente – NGG legt Rentenprognose vor

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Altersarmut wird in Delmenhorst künftig vielmehr zum Problem, als bisweilen angenommen wurde, wie die vorgelegte Rentenprognose der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zeigt. Demnach würden hier gut 14.000 Arbeitnehmer mit ihrer aktuellen Arbeit eine Rente erhalten, die unterhalb der staatlichen Grundsicherung liegt. Betroffen wären somit 53 Prozent aller Beschäftigten in der Stadt.
 
Aus einer Renten-Analyse des Pestel-Instituts geht laut der NGG hervor, dass sich die Grenze für „Alters-Hartz-IV“ in Delmenhorst bei derzeit 801 Euro im Monat befindet. Dabei hätten insbesondere die Kosten fürs Wohnen Berücksichtigung gefunden. Für die Gewerkschaft hätten Wissenschaftler aus Hannover dazu amtliche Statistiken ausgewertet.
 

Abnahme der durchschnittlichen Rente würde sich negativ auswirken

In Zukunft könnte die Zahl armutsgefährdeter Rentner in Delmenhorst demzufolge noch erheblich zunehmen. Vorausgesetzt die Rente sinkt im Durchschnitt bis 2030 auf nur noch 43 Prozent des Einkommens, gäbe es dann mehr als 16.000 Personen, die nach 45 Beitragsjahren bei einer Rente unterhalb der Grundsicherung landen, so das Pestel-Institut.
Dieter Nickel, Geschäftsführer der NGG-Region Bremen-Weser-Elbe, spricht von „alarmierenden Zahlen“. Wer ein Leben lang gearbeitet habe, müsse später auch von seiner Rente leben können. „Am Ende steht hier das Vertrauen in die staatliche Altersvorsorge und damit der gesellschaftliche Zusammenhalt auf dem Spiel“, erklärt Nickel. Die Bundesregierung hat eine Sicherung des Rentenniveaus bei 48 Prozent bis lediglich 2025 vereinbart. Nickel urteilt: „Das reicht nicht aus.“ Die Große Koalition müsse das Rentenniveau längerfristig stabilisieren und möglichst anheben.
 

Appell an die Arbeitgeber

Zugleich sieht die NGG die Arbeitgeber in der Pflicht. „Klar ist, dass aus Mini-Löhnen keine Spitzen-Renten werden“, betont Nickel. Gerade in Branchen wie dem Gastgewerbe und Bäckerhandwerk müssten in Delmenhorst viele Beschäftigte im Alter aufstocken.
„Dabei haben Hoteliers, Gastronomen und Bäckermeister bei der Bezahlung durchaus Spielraum. Anstatt auf Aushilfen mit wenigen Wochenstunden zu setzen, sollten sie reguläre Vollzeitstellen schaffen – und zwar bezahlt nach Tarif“, berichtet der Gewerkschafter.
 

Vollzeitbeschäftigung garantiert keine gute Rente

Zahlreiche Beschäftigte hätten zwar das Glück, dass der Partner mehr verdiene und so die Haushaltskasse im Rentenalter aufbessere. Selbst in diesen Fällen sei das Geld aber oftmals sehr knapp.
Vor allem diejenigen, die einen Teilzeit- oder Minijob haben, müssten mit einem „extrem mageren Rentenbescheid“ rechnen. Frauen seien davon besonders häufig betroffen. Sogar unter Vollzeitbeschäftigten habe nach Berechnungen des Pestel-Instituts aktuell circa jeder Dritte in Delmenhorst nach 40 Arbeitsjahren einen Rentenanspruch von weniger als 1.000 Euro monatlich.
 

Der Staat ist gefordert

Eine gute tarifliche Altersvorsorge könne dabei hilfreich sein, dass im Alter etwas mehr übrig bliebe. „Aber Zusatzrenten sind nicht dafür da, ein immer geringeres Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung auszugleichen“, teilt Nickel mit.
Abschließend zieht Dieter Nickel folgendes Fazit: „Der Staat muss die gesetzliche Rente sichern. Alle Beschäftigten sind auf sie angewiesen. Und die Arbeitgeber müssen bei Löhnen, Arbeitszeiten und Zusatzvorsorge viel mehr tun, damit die Menschen ihren Lebensabend genießen können.“
 
Bild: Die Mehrheit der Beschäftigten in Delmenhorst bekäme nach Prognose der NGG eine Rente, die nicht zum Leben ausreichen würde.

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