"Turbulentes Jahr" – Diakonie blickt auf 2018 zurück – Rückzug aus ambulanter Pflege im Gespräch

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2018 war ein „turbulentes Jahr“. Das zumindest findet Saskia Kamp, Geschäftsführerin des Vereins Diakonischen Werkes Delmenhorst/Oldenburg-Land, rückblickend. Dennoch konnte sie ihre Arbeit erfolgreich ausbauen.
 
Kamp selbst ist seit April 2018 Leiterin des Vereins, vorher führte Franz-Josef Franke ihn. Der wechselte zum Landesverband Oldenburg. Für die soliden Grundlagen, die Franke ihr hinterließ, ist Kampf dankbar. Unter anderem verdoppelte sich in Frankes Zeit die Zahl der Mitarbeiter von 29 auf 58. Aktuell sind 52 beschäftigt, zwei weitere werden demnächst eingestellt. Zwei Stellen sind noch offen.
 

19 Einrichtungen und fünf Fachbereiche

Insgesamt 19 Einrichtungen betreibt der Verein. „Das ist schon eine Menge“, findet Pressesprecher Frerk Hinrichs. Die Aufgaben werden in fünf Fachbereiche gegliedert. Der erste ist die Verwaltung. Dazu kommen Kinder, Jugend und Familie, die Gemeinwesenarbeit, der Bereich Integration und die Beratung und Netzwerkarbeit. Damit werden nicht nur hauptberufliche Mitarbeiter koordiniert, sondern auch gut 150 Ehrenamtler.
 
Offene Ohren für die Ehrenamtler zu haben findet Diakonie-Mitarbeiterin Annette Melerski sehr wichtig. Gleichzeitig soll es nicht zu einer Vermischung mit den Hauptberuflichen kommen. Unter anderem, weil Ehrenamtler nicht mehr als 13 Stunden pro Woche in ihr Ehrenamt investieren sollen. Neben Beratungen gibt es für sie auch praktische Unterstützungen wie die Übernahme der Kosten für polizeiliche Führungszeugnisse.
 

Schwerpunkt im Integrationsbereich verschoben

Auch der Bereich Migration und Integration erfordert viel Engagement, wie Kamp weiß: „Weil die Beratung einen wichtigen Stellenwert hat.“ Der Schwerpunkt habe sich nach der Flüchtlingswelle hin zu Einwanderern aus anderen EU-Mitgliedsstaaten bewegt. Viele davon wüssten nichts über ihre Rechte, was zu Problemen führen könne. „Jeder hat die Situation im Wollepark mitbekommen.“ Dort wurden im Haus 11 und 12 die Abgaben für Gas und Wasser von den Wohnungseigentümern jahrelang nicht überwiesen, die Mieter (vor allem Eingewanderte) saßen bis zur Häuserschließung auf dem Trockenen.
 
Zudem gehe es laut Kamp zunehmend um die Integration der Neubürger. Viele davon würden selbst etwas der Gesellschaft zurückgeben, indem sie als Ehrenamtliche ihrerseits unterstützend agieren. zum Beispiel würden einige Ehrenamtler Kirchenbesucher nach Hause begleiten. Die meisten Mittel werden immer nur für ein Jahr bewilligt. Das erschwere die Anstellung neuer Mitarbeiter, da viele Sozialpädagogen ungern immer nur für ein Jahr befristete Arbeitsverträge bekämen, beklagt Kamp.
 

Neues Nachbarschaftsbüro eröffnet

Auch die Gemeinwesenarbeit spielt weiterhin eine wichtige Rolle für die Diakonie. Im Mai eröffnete ein neues Nachbarschaftsbüro in Hasport. Zwei weitere unterhält der Verein im Wollepark und Düsternort. Letzteres feiert dieses Jahr sein 20. Jubiläum. Ein weiteres Nachbarschaftszentrum betreut die AWO. Dort sollen aus Fremden Nachbarn werden. Um das zu erreichen, gibt es zahlreiche Angebote, damit die Menschen miteinander ins Gespräch kommen. Die reichen vom Vorhalten gelber Säcke zur Abholung bis zu Rollator-Kursen mit Beratung über diese Fahrzeuge.
 
Dabei entstünden die Angebote nicht von oben herab, sondern nach den Bedarfen der Leute. „Das ist aus der Mitte der Bevölkerung entstanden“, sagt Kamp. Ähnliches gilt für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien. Junge Menschen sollen so gestärkt und beraten werden, damit sie nicht auf die schiefe Bahn geraten. Streetworker kümmern sich um bis zu 28 Jahre alte Kunden. Positiv sei, dass die Stadt mit Kinder- und Jugendhäusern gut aufgestellt sei.
 

Hilfe, wenn Jobcenter auf sich warten lässt

Erwachsene wenden sich manchmal an die Diakonie, wenn das Jobcenter länger braucht, um ihre Anträge zu bearbeiten. Kurzfristige Probleme, den Alltag zu finanzieren, kann der Verein mit bis zu 150 Euro pro Fall lösen. Darunter fallen auch unerwartete, betont Kamp. So habe ein Auszubildender zur Altenpflege Hilfe gebraucht, um eine Schulmaßnahme bezahlen zu können. „Da sind wir da“, betont Kamp.
 
Regelmäßige Gespräche mit dem Delmenhorster Jobcenter und im Arbeitskreis „Beratung und Betreuung“ mit allen Verantwortlichen sollen dabei helfen, solche Probleme zu lösen.
 

Pflege zu wenig vergütet?

Schwierigkeiten bereiteten der AWO dafür die Einsparungen, die die Stadt für die Krankenhaus-Übernahme umsetzte. Auch bei der ambulanten Pflege gibt es vom Land zu wenig Geld – sagt neben der Diakonie auch die AWO. Daher erwägen beide Organisationen, sich aus dieser Dienstleistung zurückzuziehen. Im Land wären davon 16.000 Bedürftige und 5.000 Mitarbeiter betroffen.
 
Die Kostenvergütung durch die Krankenkassen sei nicht kostendeckend, erklärte Rüdiger Becker in einem Bericht bei „Hallo Niedersachsen“. In den Verhandlungen für die künftige Vergütung vertreten die AOK und der Verband der Ersatzkassen (VDEK) die Kranken- und Pflegekassen. Der wirft im selben Bericht AWO den Pflegeanbietern vor, viel Geld für Rechtsanwälte und externe Berater auszugeben, die wiederum überzogene und unrealistische Forderungen entwickelten.
 
Für Kamp dürfte damit auch 2019 turbulent werden.
 
Foto oben: Diakonie-Geschäftsführerin Saskia Kamp (links) und ihre Mitarbeiterin Anette Melerski freuen sich über den Jahresbericht 2018.
 
Foto unten: Im letzten Mai wurde das neue Nachbarschaftsbüro in Hasport eröffnet.
 

 

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