SV Atlas geht seinen Weg auch in der Regionalliga unbeirrt weiter – Bastian Fuhrken im Interview

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Auf den SV Atlas Delmenhorst warten in der kommenden Spielzeit 2020/2021 nach dem Aufstieg in die Regionalliga neue Erfahrungen. Mit Bastian Fuhrken, dem zweiten Vorsitzenden und Leiter Leistungssport, führte Delmenews kürzlich ein Interview. Dabei wurden ebenfalls der für die Lizenz erforderliche Umbau des Stadions an der Düsternortstraße sowie die Folgen durch die Corona-Pandemie besprochen.
 
Guten Tag Herr Fuhrken. Können Sie uns Ihre erste Reaktion sowie die von Verein und Mannschaft darauf schildern, als der Aufstieg des SV Atlas in die Regionalliga offiziell feststand?
Bastian Fuhrken: Zunächst war natürlich Freude da, aber es war verhaltene Freude, weil wir als Sportler das auf dem Platz austragen wollen. Ich denke, es gab unterschiedliche Reaktionen. Bei Tammo Renken und mir, die wir den Verein mitgegründet haben, und jenen, die schon länger im Verein sind, ruft das mehr Emotionen hervor. Selbstverständlich haben sich auch alle Spieler gefreut. Mit dem einen oder anderen haben wir an dem Samstag nach der Entscheidung darauf angestoßen. So wie es Corona zuließ, haben wir das auch ein bisschen feucht fröhlich gefeiert. Nicht alle vom Team konnten dabei sein, denn zum Beispiel arbeitet unser Trainer an der Schule, weshalb für ihn strengere Regeln gelten.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die Mannschaft?
Bastian Fuhrken: Bei den Spielern stellt es sich so dar, dass keiner von ihnen jemals so eine lange Pause hatte, nämlich vom 12. März bis zum Trainingsstart am 6. Juli. Das kennen die Jungs so nicht. Ihnen wurden Laufpläne an die Hand gegeben und sie mussten sich selbst fit halten. Bei der Trainingsaufnahme haben wir schon festgestellt, dass der Fitnesszustand ein anderer ist als nach einer gewöhnlichen drei- bis vierwöchigen Sommerpause. Die Spieler mussten einzeln für sich trainieren. Jeder Spieler war heilfroh, als wieder gemeinschaftliches Training möglich war. An ihren strahlenden Augen und Lächeln sah man es ihnen förmlich an.

Wie verkraftet der Verein die coronabedingte Zwangspause?
Bastian Fuhrken: Als Verein ist die Lage immer noch ungewiss. Niemand weiß, wo das hinführt. Keiner kennt diese Situation und dieses Virus. Wir können froh sein, dass wir in einem Staat leben, in dem gut reagiert wurde. Niemand hat ein Handbuch dafür. Es hat gravierende finanzielle Auswirkungen für den SV Atlas. Wir konnten sechs Heimspiele nicht austragen. Zum Glück verlangen unsere Sponsoren und Dauerkarteninhaber nicht ihr Geld zurück und halten uns die Treue. Das ist alles andere als selbstverständlich, zeigt aber auch den familiären Charakter, der im Verein vorherrscht. Nach Stand vom Montag, 13. Juli, dürfen 500 Zuschauer ins Stadion hineingelassen werden. Wir sind beauftragt, ein Konzept vorzulegen, wie wir in Zukunft damit umgehen, somit ein eigenes Handbuch für uns zu entwickeln. Einerseits müssen wir einen Kader planen, der Geld kostet, aber die Einnahmenseite ist ungewiss.

Was können Sie zum Umbau des Stadions für die Regionalligatauglichkeit sagen, wofür vom Stadtrat zuletzt auch 50.000 Euro für die Erneuerung der Lautsprecheranlage bewilligt wurden?
Bastian Fuhrken: Zu aller erst möchte ich im Namen des SV Atlas der Stadtverwaltung, der kommunalen Politik sowie dem Stadtrat ein großes Dankeschön für die Unterstützung ausrichten. Für mich und alle anderen im Verein bildet die Lautsprecheranlage schon länger eine Baustelle. Es geht mir um die Sicherheit. Wir haben schon oft einen Test gemacht. Wenn das Stadion leer ist, funktioniert die Anlage scheinbar gut, aber 2.000 Zuschauer schlucken Akustik. Ich will mir nicht vorstellen, was hier los ist, wenn ein Rettungswagen kommt oder jemand vermisst wird, aber die Person nicht ausgerufen werden kann. Wir merken auch, dass es nicht so leicht ist, eine neue Lautsprecheranlage aufzustellen. Es ist, als ob man in einem Wald ein Loch graben und dort Kabel verlegen will, weil rund um das Stadion viele Bäume stehen.

Wie sieht es mit den weiteren Baumaßnahmen aus?
Bastian Fuhrken: Unsere Kabine ist schon lange vernünftig gestrichen. Nun soll auch die Gästekabine entsprechend hergerichtet werden. Bisher ist hier alles noch Kreisligastyle. Wir müssen Kreisliga und Regionalliga miteinander vereinen. In den Kurven wird ein fester 2,30 Meter hoher Zaun installiert. Die Vorgabe lautet, alles abzusichern, was als Stehplatzbereich ausgewiesen werden kann, und das betrifft bei uns praktisch das gesamte Stadion. An reinen Sitzplätzen verfügen wir bloß über eine Kapazität von 890 Zuschauern plus 500 Stehplätze im Gästebereich, also insgesamt 1.390. Auf den Geraden kommt eine Stahlkonstruktion mit Netzen auf Höhe der Handläufe, die etwa 1,20 Meter beträgt, zum Einsatz, damit unbefugte Personen nicht in den Innenraum gelangen können. Freie Sicht bleibt somit gewährt. Vor dem Zaun, der nach den Spielen zusammengeklappt werden kann, wird Werbung versehen sein. Gewerbe die hauptsächlich für den Umbau engagiert werden, sind die Beschallungstechnik sowie der Metall-, Tief-, und Zaunbau. 14 Tage vor dem ersten Spiel soll das Stadion abgenommen werden.

In welcher Form wird sich der SV Atlas, wie Sie persönlich ankündigten, selbst an den Arbeiten beteiligen?
Bastian Fuhrken: Wir bringen uns durch unsere ehrenamtliche Tätigkeit mit ein. Gemeint sind Timo Polster, Tammo Renken, Kerstin Kiwus und ich. Bisher haben wir schon 80 bis 100 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit dafür hineingesteckt. Bei den Zaunelementen werden wir mit anpacken. Das kostet niemanden etwas, außer unsere Zeit. Wir gehen davon aus, dass circa 500 Stunden anfallen werden.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die Regionalliga?
Bastian Fuhrken: Wir gehen das ein bisschen so an wie in den vergangenen Jahren. Wir wollen mit Spielern aus der Region zusammenarbeiten, wie zum Beispiel die Neuzugänge Philipp Eggersglüß, Dimitrios Ferfelis und Luca Liske. Das geht nicht immer, weil nicht so viele Spieler verfügbar sind. Außerdem haben wir jetzt mit Jeddeloh, Oberneuland, Rehden und dem VfB Oldenburg mehr Konkurrenz innerhalb der Region.

Was halten Sie von der Regelung mit zwei Staffeln von jeweils elf Teams?
Bastian Fuhrken: Die Staffelregelung halte ich für gut. Bei 52 Wochenenden im Jahr war jedem bewusst, dass eine Staffel mit 22 Teams nicht durchführbar ist. Mit Blick auf die Auswärtsfahrten können wir einen Kleinbetrag einsparen. Ich bin auch der Meinung, dass unsere Staffel mit den zweiten Mannschaften von Werder, Hannover und Wolfsburg oder Rehden und dem VfB Oldenburg qualitativ stärker ist als die Nordstaffel. Bis jetzt konnten wir mit Herausforderungen immer sehr gut umgehen.

Wie lautet das Saisonziel?
Bastian Fuhrken: Unser sportliches Ziel ist immer ambitioniert, aber wir können das vernünftig einschätzen. Wir wollen in der Regionalliga bleiben. Wer sagt, das ist ein Abenteuer, dem widerspreche ich, denn ein Abenteuer ist irgendwann vorbei und endet mit dem Abstieg. Ich will den Verein immer weiter voranbringen und weiterentwickeln. Das genaue sportliche Ziel legt die Mannschaft nach dem Ende der Vorbereitung fest. Wir wissen noch nicht, wie der Kader dann aussieht. Bis dahin kann sich noch jemand verletzen und was das ausmacht, hat das Beispiel Werder letzte Saison gezeigt.

Was ist nach jeweils fünf Ab- und Zugängen noch an Aktivitäten auf dem Transfermarkt geplant?
Bastian Fuhrken: Es kann sein, dass uns noch ein bis zwei Spieler verlassen und wir noch bis zu zwei Spieler verpflichten werden. Unser Wunsch ist es, einen Kader von 25 oder 26 Spieler zu haben, mit jüngeren und gestandenen Akteuren. Alle Positionen doppelt zu besetzen, ist schon immer wichtig für uns, damit sich keiner allzu sicher sein kann, dass er spielt. An der Kaderzusammenstellung feilen unser Scout Benjamin Rabe, Coach Key Riebau, Co-Trainer Malte Müller und ich. Wir entscheiden gemeinsam, wobei die letzte Entscheidung als sportlichem Leiter mir obliegt. In den letzten sechs bis acht Wochen beschäftigten wir uns mit an die 50 Spielern. Benni Rabe macht einen Top-Job und erstellt eigene Analysen zu den Spielern. Natürlich öffnet die Regionalliga ganz andere Möglichkeiten auf dem Transfermarkt. Uns muss aber auch bewusst sein, dass der eine oder andere Spieler den SV Atlas als Sprungbrett für den Profifußball sehen wird. Wir möchten im Leistungsbereich gesund wachsen, das heißt keine 15 Ab- und Zugänge pro Saison haben. Mit Ausnahme von Ferfelis haben alle Spieler Zwei-Jahres-Verträge. Seiner geht sogar über drei Jahre. Es ist nicht üblich, dass ein Spieler wie Musa Karli in seine siebte Saison für den SV Atlas geht.

Verändern sich mit dem Aufstieg auch die Eintrittspreise?
Bastian Fuhrken: Wir stellen uns professioneller auf und das gilt auch für die medizinische Versorgung der Spieler und den Physiobereich. Dazu laufen Gespräche über Kooperationen mit Praxen und Einrichtungen in der Stadt. Der Kader wird teurer, denn die Spieler müssen einen zusätzlichen Aufwand von 20 bis 25 Prozent leisten. Damit sie das auch können, muss alles Drumherum angepasst werden. Ja, die Eintrittspreise werden sich erhöhen und im Verhältnis zu anderen Regionalligisten stehen. Rund 20 Prozent des Jahresbudgets werden durch Zuschauereinnahmen gedeckt. Coronabedingt dürften wir zurzeit nur Sitzplätze anbieten.

Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?
Bastian Fuhrken: Stehen geblieben sind die Trainingsbedingungen. Wir haben nicht einmal vernünftiges Flutlicht auf den Trainingsplätzen. Unterstützung bekommen wir vom DBV, DTB und HCD. Das ist eine sehr große Hürde, praktisch wie ein Rucksack, den die Spieler zu tragen haben, wenn sie auf den Platz gehen. Allgemein sind die Zustände auf der Anlage, die öffentlich ist und zu der daher freier Zugang besteht, schon wirklich krass. Es geht vielen Sportarten so, zum Beispiel den Handballern und Leichtathleten. Trainiert wird vier bis fünfmal in der Woche. Wir haben keine gute Drainage, sodass es bei Regen durch das stehende Wasser problematisch wird.
 
Bild: Nach dem Aufstieg des SV Atlas Delmenhorst stand Bastian Fuhrken, zweiter Vorsitzender und Leiter Leistungssport, ausführlich Rede und Antwort.

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