Stadtwerke plädieren für "Wertstoffhof 4.0" – Politiker skeptisch

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Im Umweltausschuss ging es gestern (28. Mai) auch um die Abfall-Annahmestellen in der Stadt. Dabei machte Hans-Ulrich Salmen, Chef der Stadtwerkegruppe, seine Pläne deutlich. Er wünscht sich einen „Wertstoffhof 4.0“, um künftigen Herausforderungen der Entsorgung zu begegnen. Die Politiker im Ausschuss blieben skeptisch, ob dieses Konzept funktionieren kann.
 
Drei Annahmestellen für Abfall gibt es an der Delme: in der Lemwerderstraße, der Steller Straße und am Burggrafendamm. Doch die zeigen laut den Stadtwerken, zu der auch die ADG als Abfallentsorger in der Stadt zählt, zunehmend Schwachstellen.
 

Annahmestellen veraltet

Zum einen seien die Annahmestellen so ausgelastet, dass künftige Vorgaben zur Entsorgung nicht mehr wie nötig umgesetzt werden könnten. Zudem werde es immer aufwendiger, Kunden zu begleiten und dafür zu sorgen, dass deren Abfälle fachgerecht abgelegt werden.
 
Auch sonst sieht Salmen Handlungsbedarf bei den Annahmestellen. So entsprächen die Rampen nicht mehr den Anforderungen moderner Autos und Kleintransporter. Die würden beim Hoch- und Runterfahren aufsetzen. Besonders die Annahmestelle Burggrafendamm leide darunter, hier seien neun Prozent aller Fahrzeuge betroffen. Viele Kunden würden daher die Rampen gar nicht mehr befahren. Ein Kunde sei zudem zwischen Fahrertür und Begrenzungsmauer eingeklemmt worden, als sein Auto ins Rollen kam. Breitere und weniger steile Rampen könnten dieses Risiko eliminieren.
 

Kapazitätsgrenzen erreicht

Ein weiteres Problem: Immer mehr Kunden würden mit größeren Fahrzeugen oder Anhängern große Mengen abliefern. Da nicht jede Annahmestelle alle Abfallarten bedienen könne, müssten Kunden teilweise mehrere Stationen nacheinander anfahren. Große Container zu entsorgen erfordere zudem viel Kraft von Kunden, die dafür länger bräuchten und so die Wartezeiten erhöhten. Zudem sei die Kapazitätsgrenze erreicht.
 
Wenn ein Container der Stadtwerke voll ist, müsse für den Wechsel zudem die Anlieferung vorübergehend ruhen. Viele Kunden würden außerdem bei Regen im Auto bleiben. Kundentoiletten und Waschbecken fehlen ebenfalls. Die Entsorgung von Elektroaltgeräten, vorgeschrieben seit Dezember letzten Jahres, habe zudem die Anschaffung von 14 weiteren Gitterboxen auf der Annahmestelle Lemwerder erfordert. Dafür musste ein hydraulischer Hubstapler gekauft werden, um die Boxen dreifach übereinander zu stapeln. Vorher gab es nur 11 Sammelbehälter.
 

Wertstoffhof in Steller Straße vorgeschlagen

Um die Probleme zu lösen, brachte Salmen einen großen Wertstoffhof statt der bisherigen Annahmestellen ins Spiel. Der könne an der Steller Straße die dortige Annahmestelle ablösen. 7.000 Quadratmeter Platz stehen der ADG dort zur Verfügung. Das könne genug Platz für wartende Kunden in ihren Autos beinhalten. Auch mit LKW würden die nicht mehr in Konflikte kommen bei der Abfallentsorgung. Ein Dach über dem Platz zur Müllannahme soll vor Regen schützen.
 
Ein ebenerdiger Keller könne zudem die Entsorgung erleichtern. Steile Rampen zu den Containern würden dabei entfallen. Dadurch, so Salmens Kalkül, würden die Wartezeiten sinken. Zugleich sei genug Platz für weitere Anbauten vorhanden. Und eine fachgerechte Trennung verschiedener Abfallsorten. Sowohl die Lärm- als auch Verkehrsbelastung würde unter den Grenzwerten bleiben. Nur an der Ecke Annenweg/Steller Straße schlug er vor, ein Verkehrskonzept zu erarbeiten, da dort schon jetzt Probleme auftreten würden.
 

Umbau an Annahmestellen nötig

Ansonsten seien Umbaumaßnahmen bei den bisherigen Annahmestellen nötig. Weniger steile Rampen, neue Büro- und Kassenräume, Aufenthaltsräume fürs Personal und Toiletten sind nur ein Teil der Ideen der Stadtwerke. Jede soll künftig ihre eigene Spezialisierung erhalten. In der Steller Straße wären Abfälle aus Umbau- und Sanierungsmaßnahmen, Asbest, KMF, Bauschutt, kompostierbarer Abfall, Holz- und Restabfall ohne Gefahrstoffe angedacht.
 
An der Lemwerderstraße würden Künden dafür Gefahrstoffe, Elektroaltgeräte, Siedlungsabfälle, Holz- und Restabfall los. Im Burggrafendamm läge der Schwerpunkt neben Wertstoffen wie Altglas und -papier auf komposttierbaren Abfällen. Da Grünabfälle wegen Gartenpflege vor allem von März bis Oktober anfallen, könne dort in dieser Jahreshälfte der entsprechende Andrang der Delmenhorster mit Gartenabfällen besser bewältigt werden.
 

Spezialisierung würde mehr Fahrten für Kunden bedeuten

Salmen räumte ein, dass eine Spezialisierung der Annahmestellen für mehr Fahrten zwischen diesen führen könne. Allerdings sei den Kunden laut einer Befragung eher egal, wo sie hinfahren müssten, wenn sie erstmal im Auto säßen. Und mit dem Auto kämen die meisten an. Detlef Roß (SPD) störte sich an den vermehrten Fahrten. Er schlug vor, lieber die Annahmestelle im Burggrafendamm auf das nahe Entwässerungsgrundstück zu erweitern. „Die Entwässerung ist voll, da ist kein Platz mehr“, zerschlug Salmen diese Idee.
 
Hartmut Rosch (Linke) störte sich, dass der Wertstoffhof an der „Peripherie“ von Delmenhorst gebaut würde: „Sollen die Kunden mit ihren Behältern durch die Stadt fahren?“ Der Bürgerwille solle berücksichtigt werden. Heinrich-Karl Albers (CDU) bekräftigte, dass seine Partei für den Erhalt der drei bisherigen Annahmestellen kämpfen wolle. Salmen betonte daraufhin, dass sowohl der neue Wertstoffhof als auch der Erhalt der anderen Annahmestellen möglich sei.
 

Noch keine Planungen veranlasst

Fritz Brünjes, Leiter des Fachbereichs Planen, Bauen, Umweltschutz, Landwirtschaft und Verkehr, hob hervor, dass Salmens Vorschläge noch keine konkreten Pläne seien, sondern Vorschläge. Ob die umgesetzt werden, steht also noch nicht fest. Ebenfalls gestern gab es neue Infos zum Zwischenstand der Trinkwasserförderung in der Graft.
 
Foto oben: In der Lemwerderstraße steht eine der drei städtischen Annahmestellen für Müll. Ob es künftig dabei bleibt, war gestern Thema im Umweltausschuss.
 
Foto unten: SPD-Ratsherr Detlef Roß störte sich an der Idee, die bisherigen Annahmestellen durch einen einzigen Wertstoffhof zu ersetzen.
 

 

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