Stadtrat diskutiert emotional über Kunstrasenplatz – Kalmis kann sich mit Idee nicht durchsetzen

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Wie sich ausgiebig über einen Antrag diskutieren und am Ende dennoch keine direkte Entscheidung darüber treffen lässt, zeigte heute (3. Juli) der Stadtrat. Dessen Mitglieder hatten in der letzten Sitzung vor der politischen Sommerpause unter anderem das Thema Kunstrasenplatz auf ihrer Tagesordnung. Befürworter und Kritiker der Idee lieferten sich dabei einen verbalen Schlagabtausch.
 
Marco Castiglione vom TV Jahn machte zu Beginn der Sitzung deutlich, wie wichtig den Fußballvereinen das Thema sei. Seit drei Jahren werde darüber geredet, einen Kunstrasenplatz in der Stadt anzulegen. Damit sollen fast ganzjährig Trainings für die städtischen Fußballspieler möglich werden. Ein Hybridrasen sei keine Alternative. Dessen Pflege wäre aufwendiger.
 

Verwendung von Haushaltsüberschuss für Platz umstritten

Neben dem eigentlichen Antrag von Ratsherr Murat Kalmis (FDP) befasste sich auch ein weiterer Antrag mit dem Platz. Darin ging es darum, wie der aus dem Jahr 2018 erwartete Haushaltsüberschuss – immerhin fünf Millionen Euro – investiert werden könne. Während die Sanierung der Schule an der Königsberger Straße (drei Millionen) und Ausgabensteigerungen im Förderprogramm KIP 2 (eine Million) ohne viel Federlesen angenommen wurden, war die Verwendung der letzten Million für den „gegebenenfalls Bau eines Kunstrasenplatzes“ umstritten.
 
Axel Unger (Gruppe Bürgerforum-Freie Wähler/Unger) gehörte zu den Ratsmitgliedern, die einen Kunstrasenplatz nicht grundsätzlich ablehnten. Doch der Sanierungsstau in Sporthallen und Schulen sei inzwischen so gravierend, dass Lehrer alles unternehmen würden, um nicht in Delmenhorst arbeiten zu müssen. Das Geld solle daher zur Bekämpfung des Sanierungsstaus ausgeben werden. „Lassen sie uns das tun, was für unsere Stadt löblich ist“, sagte er.
 

SPD mit Gegenantrag

Bettina Oestermann (SPD) sah es ähnlich. Sie schlug vor, die Million nicht per se für den Kunstrasenplatz einzuplanen, sondern generell für Sportstätten. Was besagter Platz, aber auch eine andere Örtlichkeit sein könne.
 
Marianne Huismann von den Grünen beklagte ebenfalls, dass die Sporthallen in einem miserablen Zustand seien. Zudem sollten nicht nur die Fußballer, sondern auch andere Sportler in der Stadt unterstützt werden. „Plastikrasen“ halte 12 bis 15 Jahre, bevor er kostspielig erneuert werden müsse. Dabei entstehe auch Abfall. Hartmut Rosch (Linke) fand, dass die Umbenennung des Antrags keine Auswirkungen auf den Kunstrasenplatz habe. Zumal dafür noch ein weiterer Antrag vorlag.
 

CDU für Platz

CDU-Mann Bastian Ernst sah es so: „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen.“ Und die gute Finanzsituation durch den Jahresabschluss 2018 jetzt zu nutzen. Den Antrag von Oestermann sah er als Versuch, eine Entscheidung zu verschleppen.
 
Kristof Ogonovski stimmte zu, dass es an Schulen viel Sanierungsstau gebe. Der existiere aber schon seit Jahren, und trotzdem habe der Stadtrat unter anderem Kunstrasen beim Hockeyverein verlegen lassen. „Das Engagement der Vereine muss gewürdigt werden“, mahnte er. Die AfD unterstützte ebenfalls den Kunstrasenplatz.
 

Geheime Abstimmung bringt keine Zustimmung

In der Hoffnung, dass auch einige Befürworter des Platzes in der SPD für das Projekt stimmten, beantragte Kalmis (FDP) eine geheime Abstimmung. Das half ihm nicht: 16 Ja-Stimmen standen 19 Ablehnungen gegenüber. Angenommen wurde dafür die geänderte SPD-Fassung. Vorher wies Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) darauf hin, dass eine Million Euro für den Sport in der Stadt gut seien.
 

SPD-Mitglied Kurku für Platz

Dann kam Kalmis eigentlicher Antrag zur Anlage eines Kunstrasenplatzes auf die Tagesordnung. Darin hatte der Ratsherr die Kosten auf zwei Jahre aufgeteilt, um mehr Zustimmung für die Finanzierung zu bekommen. Er warf dem SPD-Mitglied und Landtagsabgeordneten Deniz Kurku vor, seine Position nicht klar gemacht zu haben. Der Angegriffene konterte, dass er – anders als andere Mitglieder seiner Fraktion – für den Platz sei.
 

SPD will Kalmis Antrag ändern

SPD-Fraktionschefin Oestermann brachte dagegen einen Änderungsantrag für Kalmis Antrag ins Gespräch. Damit sollte ein Hybridrasen als Kompromiss geprüft werden. Und die Vereinen für dessen Bau ein Kredit oder eine Bürgschaft erhalten.
 
Die Befürworter des Kunstrasens fanden, dass Hybridrasen Anforderungen durch die Fußballer nicht gewachsen sein. Ogonovski störte außerdem, dass der SPD-Antrag erst am 30. Juni eingereicht worden sei. Er nichts mehr mit Kalmis Antrag zu tun und wäre als eigener Antrag viel zu spät gekommen, um noch in der Sitzung beraten zu werden.
 

Kalmis zieht Antrag zurück

Kalmis wiederum wollte seinen Ursprungsantrag nicht von der SPD kapern lassen. Er zog ihn zurück. Damit wurde eine Abstimmung hinfällig. Wie das Projekt jetzt weiter geht, ist heute Abend noch offen.
 
Foto oben: Ratsherr Murat Kalmis (FDP) konnte sich mit der Idee, einen Kunstrasenplatz in der Stadt zu bauen, nicht im Stadtrat durchsetzen.
 
Foto unten: Bettina Oestermann (SPD) störte sich, dass Gelder für den Kunstrasenplatz statt Schulsanierungen vorgesehen waren.
 

 

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