Stadt Delmenhorst ist Risikogebiet – Grenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschritten

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Die Stadt Delmenhorst gilt ab heute (8. Oktober) als Corona-Risikogebiet, da der Grenzwert von 50 neuen Fällen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner überschritten wurde. Nach Stand um 10.30 Uhr lag der Wert mit 63,7 deutlich darüber. Einen Infektionsherd, auf den sich die Fälle konzentrieren, kann das Gesundheitsamt nicht ausmachen. Auf einer Pressekonferenz im Rathaus teilte die Stadtverwaltung im Beisein von Polizeichef Jörn Stilke das weitere Vorgehen mit. Ab sofort gibt es zudem Einschränkungen bei privaten Feiern sowie ein Schließung der Schulen bis zum Ende der Herbstferien.

„Wir mussten heute leider erkennen, dass Delmenhorst ein Krisengebiet ist“, zeigt sich Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD) betroffen. Bereits am Morgen betrug der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert für Delmenhorst 51 und übertraf damit die Obergrenze. Bis kurz vor dem Pressetermin kamen noch weitere Fälle hinzu, sodass er sich noch auf 63,7 erhöhte. Das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) wurde schon darüber in Kenntnis gesetzt.

Kontaktnachverfolgung ist für das Gesundheitsamt die hilfreichste Maßnahme

Jahnz hält fest: „Eigentlich befinden wir uns wieder im Modus wie Anfang März.“ Zur Lage gab Dr. Helge Schumann, Amtsarzt und Fachdienstleiter für Gesundheit, seine Einschätzung ab. Durch die eingeleiteten Maßnahmen und die konsequente Nachverfolgung von Kontaktpersonen war die Situation bis zum Ende der Vorwoche noch entspannt und unter Kontrolle.

Seither hat sich das Bild mit deutlichen Anstiegen bei den Infektionszahlen erheblich verschlechtert. Besonders in den vergangenen zwei Tagen waren die Zuwächse massiv. Als bestes Hilfsmittel hat sich aus Sicht des städtischen Gesundheitsamtes laut Dr. Schumann die Rückverfolgung von Infektionsketten erwiesen.

Unter den neuen Fällen waren auch Kontaktpersonen, die erst positiv getestet wurden, während sie sich bereits in Quarantäne befanden. Wie wertvoll sowohl die Quarantäne als auch die Kontaktnachverfolgung sind, wurde somit offensichtlich. Erfasst wurde beispielsweise eine Vielzahl von Kontakten nach einer Infektion an einer der Berufsbildenden Schulen. Ferner verweist Dr. Schumann auf menschliche Beziehungen in anderen Ländern, wo es höhere Infektionszahlen gibt, was zu einem höheren Ansteckungsrisiko beiträgt.

Geschäften droht Schließung, wenn Regeln nicht befolgt werden

Von einem größeren Infektionsherd existiert keine Spur. „Das macht die Lage umso schwieriger“, meint der Oberbürgermeister. Oberste Priorität hat für Rudolf Mattern, Leiter des Corona-Krisenstabs sowie des Fachbereichs für Jugend, Soziales und Gesundheit, die Prävention.

Dazu gehört für ihn auch ganz wesentlich die Infektionsketten weiterzuverfolgen, um die Ausgangspunkte so schnell wie möglich in den Griff zu bekommen. Klar gemacht werden muss den Bürgern, dass alle bestehenden Maßnahmen und die AHA-Regeln zu befolgen sind. Masken sind an den vorgeschriebenen Orten in der Öffentlichkeit zu tragen. Es gilt, Menschenansammlungen zu vermeiden.

Angekündigt wurden von Mattern auch intensivere Kontrollen bei Betrieben, Gaststätten, Geschäften und Verkaufsständen. Sollten Kunden oder gar die Beschäftigten dort die Vorschriften missachten, wird nicht davor zurückgeschreckt, eine vorübergehende Schließung anzuordnen. Mattern sagt: „Es kann nicht sein, dass einige Wenige die Gesundheit aller gefährden.“ Realisiert werden auch die am morgigen Freitag, 9. Oktober, in Kraft tretenden Maßnahmen der Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen.

Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, ist nicht jedem bewusst

Jahnz mahnte die Eigenverantwortung der Menschen an, mit der zugleich eine Mitverantwortung einhergeht. „Corona ist kein Begriff, der schnell wieder von der Tagesordnung verschwunden ist.“, tut er kund. Für ihn steht fest, dass die Lebensmittelgeschäfte über einen Security-Service zur Überwachung verfügen müssen. „Die Zahl 63,7 werfe ich niemandem vor, aber sie ist entstanden und das nicht irgendwie“, so Jahnz.

Gemeinsam mit Mitarbeitern der städtischen Ämter überwacht die Polizei die Einhaltung der coronabedingten Maßnahmen. Diese Zusammenarbeit gestaltet sich nach Angaben Jörn Stilke, dem Leiter der Polizei Polizeiinspektion Delmenhorst, Oldenburg-Land und Wesermarsch, bisher sehr gut.

Er berichtet: „Die Menschen fühlen sich betroffen und gegängelt, wenn man sie darauf hinweist, dass oder wie sie eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen haben.“ Für Kopfschütteln sorgt, dass noch immer mit einzelnen Personen über den Sinn und Zweck der Masken diskutiert werden muss. Scheinbar ist die Corona-Pandemie bei einigen nicht mehr so stark im Bewusstsein oder wird überhaupt nicht mehr ernst genommen.

„Bummeltag“ und Handmade-Designmarkt „Herzensdinge“ finden am Wochenende nicht statt

Bei Kontrollen in Gaststätten am vergangenen Samstag, 3. Oktober, stellte sich Stilke zufolge heraus, dass von diesen kaum personenbezogene Daten erfasst wurden. „Alles, was die Stadt umzusetzen gedenkt, werden wir begleiten“, sichert er die Unterstützung der Polizei zu. Niemand kann sich damit herausreden, nichts von den Maßnahmen zu wissen, die seit Monaten Bestand haben.

Der Oberbürgermeister betont: „Lockerung darf man nicht mit Lockerheit verwechseln.“ Offen räumt er ein, froh darüber zu sein, dass nach dem morgigen Tag die Herbstferien beginnen. Zudem kündigte er an, dass Absagen von Veranstaltungen vorgenommen werden. Von der Stadtverwaltung wird darauf gesetzt, dass die Veranstalter von sich aus Events canceln.

Wenn das nicht der Fall sein wird, greift sie sein. Als eine der Konsequenzen hat sich die Delmenhorster Wirtschaftsförderungsgesellschaft (dwfg) in enger Abstimmung mit der Stadtverwaltung dazu entschieden, den ersten „Bummeltag“ am Samstag , 10. Oktober, abzusagen, wie Sina Dittelbach, Geschäftsführerin der dwfg bekannt gab. Auch der am Wochenende im Veranstaltungszentrum com.media auf der Nordwolle, Lahusenstraße 25, geplante Handmade-Designmarkt „Herzensdinge“ fällt aus. Gleiches gilt für den Laternenumzug am 23. Oktober.

Bürgertelefon wird wieder zur Verfügung gestellt

Einig waren sie sich allesamt darüber, dass sie nur ungern zu unliebsamen Maßnahmen greifen. Derweil werden die Teams des Gesundheitsamtes aufgestockt, damit es die aufwändige Arbeit weiter leisten kann. Pro Corona-Fall gibt es Dr. Schumann zufolge im Durchschnitt 19 bis 20 Kontaktpersonen, wobei dann wiederum zu prüfen ist, wie eng der Kontakt war.

Jahnz hofft und drückt allen Beteiligten die Daumen, damit sie möglichst rasch wieder Herr über die die Lage werden. In den nächsten Tagen rechnet er noch nicht mit einer entscheidenden Besserung. Zuletzt wies Mattern noch darauf hin, dass das Bürgertelefon erneut aktiviert wird. Unter (04221) 99-2271 ist es von Montag bis Freitag zwischen 9 und 16 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr erreichbar.

Einschränkungen bei privaten Feiern

Zudem dürfen sich ab sofort in Delmenhorst maximal nur noch zehn Personen zu privaten Zusammenkünften und Feiern in der eigenen Wohnung, in anderen eigenen geschlossenen Räumlichkeiten oder unter freiem Himmel (eigene oder privat zur Verfügung gestellte Flächen) treffen. Die Stadt hat eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Bei privaten Zusammenkünften und Feiern in Gastronomiebetrieben und anderen öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten gilt derweil bis auf Weiteres eine Obergrenze von 25 Teilnehmenden.

Schulen bis zum Ende der Herbstferien geschlossen

Nachdem die Stadt Delmenhorst seit heute (8. Oktober) als Corona-Risikogebiet gilt, weil der Inzidenzwert 50 überschritten wurde, hat Oberbürgermeister Axel Jahnz am Nachmittag entschieden, dass alle Schulen in der Stadt am morgigen Freitag, 9. Oktober, geschlossen bleiben.

Auch alle Delmenhorster Schülerinnen und Schüler, die eine Schule außerhalb des Stadtgebietes besuchen, dürfen morgen nicht am Unterricht teilnehmen.

Am kommenden Montag, 12. Oktober, beginnen in Niedersachsen – und somit auch in Delmenhorst – die Herbstferien. Bis einschließlich Freitag, 23. Oktober, haben die Schülerinnen und Schüler unterrichtsfrei.

 

Bild oben: Nachdem die Obergrenze an Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Delmenhorst gerissen wurde, sind striktere Maßnahmen die Folge.

Bild unten: Dr. Helge Schumann (v. l.), Fachdienstleiter für Gesundheit, Jörn Stilke, Leiter der Polizei Polizeiinspektion Delmenhorst, Oldenburg-Land und Wesermarsch und Oberbürgermeister Axel Jahnz erklärten auf einer Pressekonferenz im Rathaus, wie mit der Situation umgegangen wird.

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3 Kommentare
  1. Sascha sagte:

    Oh, was sehe ich denn da??? 3 Herren bei einer Pressekonferenz in einem Raum!! Wo ist denn da die Nasen-Mund Bedeckung zu sehen? Auch unsere Hohen Herren sollten mal mit gutem Beispiel vorangehen, denn so wirkt das einfach nur Unglaubwürdig und Lächerlich! Mit freundlichen Grüßen Sascha T.

    Antworten
  2. I.Wehrenberg sagte:

    Natürlich sollte jeder auf jeden Rücksicht nehmen.
    Aber bitte nicht ins EXTREME abgleiten, gerade wir Germanen sind dafür bekannt alles 150% umzusetzen.Im positiven sowie im negativen Sinne.
    Auch mit Strafen erreicht man nicht viel, das ist Kontraproduktiv, besser wäre eine umfangreichere Aufklärung die jedem in einfachster Form vermittelt werden sollte.

    Und bitte nicht vergessen, wir Alle sind mündige Bürger.

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