Sexismus-Vorwürfe in der AfD – „Es wollen dich alle bücken sehen“

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Gibt es Sexismus in der örtlichen AfD? Stadtratsmitglied Ulrike Krause-Harjes, die im August 2022 aus der Partei ausgetreten ist, hat gegenüber DelmeNews davon berichtet. Harm Rykena, Vorsitzender des Kreisverbands Oldenburg-Land, hält dagegen.

„So geht man nicht mit Menschen um“, sagt das Delmenhorster Stadtratsmitglied Ulrike Krause-Harjes. In der AfD hätten ein ehemaliges Delmenhorster Parteimitglied und ein Vorstandsmitglied des Kreisverbands Oldenburg-Land, zu dem die Delmenhorster AfD gehört, ehrverletzende Dinge über sie gesagt, die sie öffentlich nicht lesen möchte. Sie habe beide damit persönlich unter vier Augen konfrontiert, sagt Krause-Harjes, nachdem sie von Dritten von den Äußerungen erfahren habe. Doch der eine habe es abgestritten, der andere nur patzig reagiert, so Krause-Harjes.

Sexistische Äußerung beim Billardspiel

Um die Sache aus der Welt zu schaffen, wandte sie sich an den Vorsitzenden des Kreisverbandes Oldenburg-Land und Landtagsabgeordneten, Harm Rykena. Doch der habe nichts unternommen, so Krause-Harjes. Schlimmer noch, am Abend des gleichen Tages, beim Landesparteitag der AfD Ende Mai in Hannover, habe sie von Rykena noch einen sexistischen Spruch erhalten. Nach einer Partie Billard mit den Parteifreunden, als Ulrike Krause-Harjes nicht mehr mitspielen wollte, sagte Harm Rykena: „Spiel doch noch ‘ne Runde mit, es wollen dich alle bücken sehen.“

Spruch entstand aus einer Bierlaune

Harm Rykena streitet auf DelmeNews-Nachfrage nicht ab, dass er diesen Spruch gebracht hat. Er betont allerdings den Zusammenhang: Der Satz sei bei guter Stimmung aus einer Bierlaune heraus entstanden. „Frau Krause hat selber darüber gelacht.“ Doch das bestreitet sie entschieden: „Ich habe mit Sicherheit nicht gelacht, ich war geschockt.“ In Bezug auf die Kommentare unter der Gürtellinie der beiden Parteifreunde gegenüber Krause-Harjes sagt Rykena: „Ich bin der Sache nachgegangen, da war nichts“. Ulrike Krause-Harjes habe das nur vom Hörensagen.

 

Harm Rykena hat einen sexistischen Spruch gemacht. Bild: Niedersächsischer Landtag

 

Eine weitere Frau beschwert sich über den Umgang in der AfD

Dass derartige Vorwürfe in der Partei vor Ort aber anscheinend doch nicht so aus der Luft gegriffen sind, zeigt das Beispiel des Delmenhorster Parteimitglieds Beatrix S. Im Rahmen eines AfD-Stammtisches am 9. Juni 2022 beschwerte sich S. resolut darüber, dass sie als „Hure“ bezeichnet worden sei. Ulrike Krause-Harjes nutzte die Gelegenheit, um in diesem Zuge sachlich, ohne Namen zu nennen, wie sie betont, ihre eigene Angelegenheit aufs Tapet zu bringen.

Mitglieder ausgetreten

Nicht ohne Konsequenzen: Noch am Abend des Stammtisches verließ ein Ehepaar die Partei, darunter ein Fördermitglied. Auch das von ihr mit seinem Fehlverhalten konfrontierte Parteimitglied verließ nach Angaben von Krause Harjes die Delmenhorster AfD, weil es sich in die Ecke gedrängt fühlt habe.

Ordnungsmaßnahme: Ausschluss von allen Stammtischen, Weihnachts- und Sommerfesten

Ulrike Krause-Harjes erhielt in der Folge eine Ordnungsmaßnahme. Die Partei verhängte am 15. Juni 2022 einen „Ausschluss von allen Stammtischen, Weihnachts- und Sommerfesten sowie
sonstigen Spaßveranstaltungen, die nicht laut Parteienrecht notwendig sind“, wie es in der schriftlich verkündeten Maßnahme wörtlich heißt. Sollte sie sich widersetzen, „wird die Maßnahme verlängert und es werden ggf. weitere Maßnahmen folgen“ heißt es in dem vom stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisverbands Oldenburg Land Bernhard von Hasseln unterschriebenen Schreiben. Es liegt der Redaktion vor. Sollte Krause-Harjes die Ordnungsmaßnahme publik machen, „behalten wir uns weitere Maßnahmen vor“, so von Hasseln in der E-Mail, mit der das PDF-Dokument zugestellt wurde.

Anzeige bei der Polizei –

„Es war mein größter Fehler in die AfD einzutreten“

Ulrike Krause-Harjes ist nach eigenen Angaben im August aus der AfD ausgetreten, die örtliche Partei hatte ihren Austritt am 9. Oktober 2022, dem Tag der Landtagswahl in Niedersachsen, auf ihrer Website kommuniziert. Bei Redaktionsschluss saß sie – trotz der gekündigten Mitgliedschaft – noch für die AfD-Fraktion im Stadtrat. Harm Rykena habe sie wegen seines Spruchs inzwischen bei der Polizei Delmenhorst angezeigt. Die Polizei Delmenhorst bestätigt auf Nachfrage, dass Ermittlungen wegen Beleidigung auf sexueller Basis geführt werden. Da sich die Angelegenheit in Hannover ereignet hat, werden die Ermittlungen von dort aus geführt. Aufgrund der laufenden Ermittlungen gibt die Polizei keine weiteren Details bekannt.

Mit den Personen in der AfD in Delmenhorst habe sie im Großen und Ganzen keine weiteren Probleme, sagt sie. Aufgrund des Verhaltens, das einige in der AfD ihr gegenüber gezeigt hätten, fühlt sie sich allerdings erniedrigt. Sie sagt: „Es war der größte Fehler meines Lebens in die AfD einzutreten.“

 

Update vom 22.11.2022, 18:15 Uhr:

Ulrike Krause-Harjes hat unserer Redaktion heute Nachmittag mitgeteilt, dass sie den städtischen Sitzungsdienst am Samstag per E-Mail über ihren Austritt mit sofortiger Wirkung aus der AfD-Stadtratsfraktion informiert habe.

 

Foto oben:

Ulrike Krause-Harjes hat der Partei den Rücken gekehrt, die AfD-Stadtratsfraktion allerdings noch nicht verlassen.

 

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