Niedrige Inzidenz bringt das JHD bald um Geld – Freihaltepauschale entfällt, wenn der Trend anhält

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Paradoxerweise könnte sich die positive Entwicklung bei den Neuinfektionen zumindest aus wirtschaftlicher Sicht für das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) negativ auswirken. Gesetzt den Fall, die 7-Tage-Inzidenz bleibt hier weiter unter dem Wert von 70 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, wird das Krankenhaus im Februar die Berechtigung auf die Freihaltepauschale aus Hilfspaket verlieren. Darüber informierten heute (27. Januar) die Verantwortlichen vom JHD.
 
Auf der heutigen Pressekonferenz per Zoom ließ Florian Friedel, Geschäftsführer des JHD, wissen, dass dem Hospital angesichts des Rückgangs der Inzidenzzahl in der Stadt in Kürze weniger Gelder aus dem Hilfspaket des Bundes für Krankenhäuser zur Verfügung stehen könnten. Er erinnert an die erste Phase, in der Kliniken bis zum 30. September Mittel beziehen konnten. Herangezogen wurden für die Freihaltepauschale die Belegungszahlen aus dem Vorjahr.
 

560 Euro gab es bis September, seit Mitte November sind es 504 Euro pro Bett am Tag

Die Differenz sollte damit ausgeglichen werden. Friedel erklärt: „Der eigentliche Zweck der Freihaltepauschale liegt darin, als Ausgleichszahlung für Erlösausfälle zu dienen.“ Für jedes freie Bett betrug die Freihaltepauschale 560 Euro pro Tag. Seit dem 18. November läuft die zweite Phase mit geänderten Voraussetzungen, die das JHD von Anfang an erfüllt hat.

Außerdem wurde die Ausschüttung um zehn Prozent verringert, sodass sich die Freihaltepauschale nun täglich auf 504 Euro je freiem Bett bemisst. „Einen sachlichen Grund gibt es dafür nicht“, merkt Friedel an. So ist die zweite Phase für das JHD mit deutlich höheren Kosten verbunden, was nicht zuletzt mit der Schutzausrüstung zusammenhängt. Unter anderem wurden viel mehr FFP2-Masken verbraucht. Es besteht die Möglichkeit, dass am JHD demnächst ohne die Freihaltepauschale ausgekommen werden muss.
 

Schon kommende Woche könnte das JHD die Pauschale einbüßen

Das hängt davon an, ob sich in Delmenhorst der 7-Tage-Inzidenwert 15 Tage hintereinander auf weniger als 70 beläuft. Ein anderes Kriterium für die Freihaltepauschale ist, dass mehr als 85 Prozent der Intensivbetten belegt sein müssen. „Sollte sich die positive Tendenz nicht gravierend verändern, erreichen wir die 15 Tage im Laufe der nächsten Woche“, teilt Friedel mit.

Er räumt offen ein: „Natürlich freue ich mich, wenn sich die Situation entspannt, aber nicht darüber, dass die Pauschale wegfällt.“ Diese wird noch 14 Tage länger ausgezahlt, sodass geschätzt um den 20. Februar herum kein Geld mehr fließen würde. Grundsätzlich hält der JHD-Geschäftsführer das Konzept der Pauschale für überholt, weil es davon ausgeht, dass Betten für Corona-Patienten wissentlich freigehalten werden. Das war zu Beginn der Pandemie der Fall.
 

Patienten sollen sich wieder zum Arzt und ins Krankenhaus trauen

Mittlerweile bleiben die Patienten allerdings von sich aus fern. Hingegen fallen die Personalkosten ziemlich hoch aus, da nach wie vor ein großer Personalbedarf besteht, obwohl weniger Patienten behandelt werden. „Daran kranken derzeit alle Krankenhäuser“ beteuert Friedel. Sowohl Krankenhausaufenthalte als auch Arztbesuche werden vermieden, nennt er das Problem beim Namen.

Dr. Klaus Gutberlet, Chefarzt für Innere Medizin am JHD, versichert: „Patienten sollen keine Sorge haben. Hier wird nicht schlagartig zur Normalität übergegangen. Es werden weiter Abstriche gemacht und es wird bei jedem Patienten zunächst so vorgegangen, als ob dieser mit dem Coronavirus infiziert wäre.“

Einbrüche bei den Patientenzahlen macht er vor allem bei der Vorsorge und in Arztpraxen aus. „Die Menschen sind nicht gesünder“, befindet Dr. Gutberlet. Ihm und Friedel ist sehr daran gelegen, dass Patienten mit ihren verschiedensten Leiden wieder zum Arzt gehen. Für Dr. Gutberlet ist es ein Effekt des Tragens von Mund-Nasen-Bedeckungen, dass es bislang weniger Grippefälle gibt. Dass selbst die Geimpften weiterhin Masken tragen und Abstand halten müssen, daran appelliert er wiederholt und eindringlich.
 

Neue Antikörper-Medikamente werden im JHD überhaupt nicht zum Einsatz kommen

Klarheit darüber, „ob die Impfung auch vor der Trägerschaft und Übertragung schützt“, erhofft er sich spätestens im Sommer. Zu den von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus den USA gekauften Antikörper-Medikamenten äußerte sich Dr. Gutberlet ebenfalls: „Sie sind für Patienten gedacht, die ambulant behandelt werden und ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf aufweisen.“

Weder Krankenhäuser noch niedergelassene Ärzte werden damit ausgestattet und es ihren Patienten verabreichen. „Es gibt kein Zaubermittel und beide Medikamente sind in Deutschland nicht zugelassen“ konstatiert Dr. Gutberlet.
 
Bild: Der Rückgang der Infektionszahlen könnte sich für das JHD nicht bezahlt machen.

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