Nicht finanziell abgesichert: Ist die Erweiterung des Coworking Space Hyrst ein Luftschloss?

Der Delmenhorster Coworking Space Hyrst braucht ab dem 1. August eine neue Finanzierung, da dann die aktuelle Förderkulisse „Zukunftsräume Niedersachsen“ ausläuft. Die Stadt äußert sich auf DelmeNews-Nachfrage, wie es nun weiter gehen soll. Nach großer Euphorie für das Projekt klingen die Antworten nicht – und die lang angekündigte Erweiterung wurde zwar geplant, aber anscheinend nicht finanziell abgesichert.

Als Niedersachsens Regionalministerin Birgit Honé im Juli 2022 persönlich in Delmenhorst den Spendenscheck für den Coworking Space Hyrst an Oberbürgermeisterin Gerlach übergab, war sie regelrecht begeistert. „Es ist einer der tollsten Co-Working-Spaces, die ich kenne“, sagte sie beim Besuch. Und auch auf städtischer Seite war Vorfreude auf das Projekt zu spüren.

Doch nun, zwei Jahre später, scheint davon nicht mehr allzu viel übrig zu sein. Zum 1. August laufen die damals bewilligten Fördergelder aus. Die Managerin des Hyrst, die ihre Tätigkeit im Rahmen einer befristeten Stelle ausgeübt hat, hat gekündigt. Ehe das Projekt durch ein weiteres Förderprogramm weiterfinanziert wird, muss eine Zwischenlösung her. Das hatte DelmeNews bereits vor einigen Tagen berichtet und wird nun von der Stadt Delmenhorst offiziell bestätigt.

Einnahmen der Nutzer + städtische Mittel

Auf die Frage, wie es mit der Finanzierung weiter geht, teilt die Stadt am Freitag mit: „Der Coworking Space Hyrst soll ab dem 1. August 2024 vorübergehend aus den Einnahmen der Nutzerinnen und Nutzer sowie aus städtischen Mitteln finanziert werden.“

Günstiger als Lidl: Ein Tag im Hyrst mit Getränken kostet 3,83 Euro

Wobei sich die Einnahmen der Nutzer eher bescheiden ausnehmen dürften. Zum einen dürfte sich die Zahl der regelmäßigen Nutzer vermutlich noch immer maximal im mittleren zweistelligen Bereich bewegen. Darüber hinaus ist ein Tag im Hyrst äußerst erschwinglich.

So zahlen die Menschen, die sich im Coworking Space einen Büroarbeitsplatz buchen, bei Nutzung einer Zehnerkarte gerade mal 8,50 Euro – für einen ganzen Tag wohlgemerkt. Darin inkludiert sind Kaffeespezialitäten, Tee- und Wasserflatrate, kostenlose Nutzung von Drucker, Kopierer und WLAN sowie die Nutzung der Teeküche einschließlich Mikrowellle.

Wer sich für einen ganzen Monat festlegt, zahlt umgerechnet sogar nur 3,83 Euro pro Tag. Bei solchen Preisen dürfte mancher Discounter blass werden. Zum Vergleich: Ein Tag im Coworking Space in Brake kostet 30 Euro.

Innenstadtfonds springt ein

Für den städtischen Anteil der erwähnten Zwischenfinanzierung soll unter anderem der Innenstadtfonds herangezogen werden, der sich aus den Restmitteln des einstigen städtischen Corona-Hilfsfonds speist. Der Innenstadtfonds soll zur Fortführung und Erweiterung des Coworking-Spaces genutzt werden. Des Weiteren, so Pressesprecher Timo Frers, würden auch zukünftig Kooperationen mit Unternehmen, Verbänden und Institutionen zwecks Finanzierung des Hyrst angestrebt.

Erweiterung im Oktober 2023 beschlossen

Ein Knackpunkt der Finanzierung der Erweiterung: Bereits im Oktober 2023 wurde von der Steuerungsgruppe des Förderprogramms „Resiliente Innenstädte“  der Stadt Delmenhorst die Umsetzung des Projektes „Weiterentwicklung des Coworking Space Hyrst zum Cowork Campus Hyrst“ geprüft. Das Projekt wurde demnach am 19. Oktober 2023 vorgestellt und von der Steuerungsgruppe der Stadt Delmenhorst beschlossen.

Hyrst soll verbessert werden

So soll der Hyrst umfangreich erweitert und verbessert werden. Die Räumlichkeiten sollen vergrößert werden und mehr Arbeitsplätze sowie Raum für Veranstaltungen bieten. Daneben sind Einzelbüros und themenspezifische Arbeitsräume angedacht, die Privatsphäre und spezialisierte Arbeitsbereiche für verschiedene Nutzergruppen ermöglichen, teilt die Stadt mit. Das Ziel sei eine weitere Belebung der Innenstadt.

Nicht im städtischen Haushalt eingeplant

„Die Entwicklung eines Coworking Space ist in den Förderrichtlinien Resiliente Innenstädte ausdrücklich erwähnt“, teilt Timo Frers weiterhin für die Stadt mit. Wo die Erweiterung des Hyrst allerdings anscheinend überhaupt nicht erwähnt wird, ist der städtische Haushalt. Laut Timo Frers war zum Zeitpunkt der Haushaltsanmeldung 2024 das Projekt weder bekannt noch eingeplant.

Somit könnt es anscheinend also passieren, dass die angedachte und mehrfach angekündigte Erweiterung womöglich noch bis zum nächsten Jahr auf sich warten lässt. Bis dahin bleibt der Hyrst vielleicht weiterhin das günstigte Café der Stadt.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert