Neues Hotel in Delmenhorst – Konkurrenz für City Hotel, Thomsen und Co.
Delmenhorst ist keine Tourismushochburg. Ein nicht unerheblicher Teil der Übernachtungen geht auf Monteure und andere Menschen zurück, die beruflich in der Stadt sind. Dennoch wird in absehbarer Zeit in zentraler Lage nahe dem Bahnhof ein weiterer Hotelbetrieb entstehen. Die Weichen dafür wurden am Dienstagabend gestellt.
Der Wollepark oder „Wonnepark“, wie er im Marketing-Sprech inzwischen gern genannt wird, befindet sich im Umbruch. Weg vom städtischen Schmuddelkind hin zu einem attraktiveren Bereich in zentraler Lage.
Am Dienstagabend wurde dafür ein weiterer Schritt gegangen. Im Stadtrat wurde beschlossen, dass ein 1.095 Quadratmeter großes Grundstück für 250 Euro/m2 an einen interssierten Investor verkauft wird. Dieses Grundstück befindet sich nahe der Kreuzung Stedinger Straße/Nordwollestraße. Entstehen soll darauf ein Hotel.

Das Grundstück liegt an der Stedinger Straße nahe der Nordwollestraße. Plan: Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung/Stadt Delmenhorst
„Keine Tourismushochburg“
Allerdings stimmten dem nicht alle Ratsmitglieder zu. In der SPD zum Beispiel war die Abstimmung freigegeben. SPD-Ratsherr Hasan Bicerik kündigte an, dass er nicht zustimmen könne: „Wir sind keine Tourismushochburg. Dementsprechend sind die Übernachtungszahlen“, so Bicerik. Es gebe zwar einen Peak, wenn es in Bremen Messen gebe, jedoch dürfe man das restliche Geschäftsjahr nicht unbetrachtet lassen. „In dieser angespannten Marktsituation einen weiteren Anbieter zuzulassen, finde ich persönlich unverantwortlich.“
Kein Austausch mit den Hoteliers
Zudem habe es im Vorfeld keinen Austausch mit den Delmenhorster Hotelbetreibern gegeben, so Bicerik. Die Stadtverwaltung habe ihm auf Nachfrage gesagt, dass sie dazu nicht verpflichtet sei.
„Leben in einer Marktwirtschaft“
Kristof Ogonovski, Fraktionschef der CDU im Stadtrat, sagte, „wir leben in Deutschland in einer freien Marktwirtschaft“, es sei den Marktteilnehmern überlassen, ob sie in Delmenhorst Geld verdienen oder nicht. Man frage ja auch nicht ob der „35. Optiker in der Innenstadt“ zugelassen werden soll oder ob noch ein zusätzlicher Bäcker gebraucht werde. Letztlich sei es ein unternehmerisches Risiko und der Rat habe lediglich darüber zu entscheiden, ob das Grundstück verkauft werden solle oder nicht.
Kein glückliches Händchen mit Investoren
Ratsherr Robert Gabriel (parteilos) schlug in die gleiche Kerbe: „Wir haben sowieso kein glückliches Händchen mit Investoren und dem Umgang damit.“ Wenn ein Investor sein Geld in Delmenhorst lassen wolle, sollte man ihm das auch gewähren.
Vor dem Hintergrund, dass es in der City bereits ein Hotel gibt und an der Bremer Straße ein weiteres, bezweifelte Ratsherr Mandalka (AfD), dass Delmenhorst noch ein zusätzliches Hotel brauche. Er kündigte eine Enthaltung der AfD zum Thema an.
SPD-Fraktioschef Alexander Mittag wies darauf hin, dass es ein Hotel sei und kein Boardinghouse, wie es zwischenzeitlich in der Diskussion geheißen hatte. Er persönlich sei der Ansicht, dass jemand, der dort investiert, sich Gedanken gemacht habe und das Risiko trägt. In der SPD-Fraktion habe man das Thema kontrovers diskutiert, die Abstimmung sei freigegeben.
Marianne Huismann von den Grünen begrüßte, dass sich eine Reihe von Investoren bereit erklärt haben, in die Stadt zu kommen und hier etwas aufzubauen. Von daher könne man das nur gut heißen. Uwe Dähne ist überzeugt, dass Delmenhorst sich entwickele. Dass die Stadt für den Tourismus von nachrangiger Bedeutung sei, glaube er einfach nicht. Er sei optimistisch, dass Delmenhorst da gewinnen werde.
Kritik an mangelnder Kommunikation
Andrea Lotsios (SPD) kritisierte, dass nicht einmal das Gespräch mit den Hoteliers gesucht wurde, die sich seit Jahrzehnten zum Standort bekennen. „Wir haben ein Einzelhandelskonzept, mit dem wir Einzelhändler in der Innenstadt schützen wollen und jetzt lassen wir die soziale Marktwirtschaft entscheiden…“
Ursprünglich anders geplant, werde sie allerdings nun dennoch für den Verkauf des Grundstücks stimmen. Jedoch sei es nicht klug gewesen, nicht mit den Hoteliers zu sprechen, wie sie wiederholend ergänzte.
Ein Linker für die Marktwirtschaft
Hartmut Rosch (DL2) wundert sich, dass man ein städtisches Interessenbekundungsverfahren durchgeführt hat und nun, da ein Interessent auf die Stadt zukomme, man die Frage stelle, ob man denn die Konkurrenten gefragt habe. „Ich bin zwar von der Linkspartei, aber an dieser Stelle muss ich schon sagen ‚die soziale Marktwirtschaft zählt‘.“
Stadtrat stimmt für den Verkauf
Im Ergebnis stimmte der Stadtrat letztlich mit Mehrheit für den Verkauf des Grundstücks an den Investor, der dort ein Hotel plant.
Meinung von Hoteliers
Und was sagen betroffene Hoteliers? „Begeistert bin ich nicht“, sagt Fleur Hammerschmidt, Betreiberin des City-Hotels mit 45 Zimmern in der Innenstadt auf DelmeNews-Nachfrage. „Ich unterlag der Illusion, dass man eine Bedarfsanalyse macht, bevor man so etwas entscheidet.“ Das City-Hotel ist aktuell das zentralste Hotel in der Delmenhorster Innenstadt, das in Zukunft Konkurrenz durch einen Wettbewerber weniger hundert Meter entfernt bekommen wird.
Auch Olaf Thomsen, der mit seinen Brüdern Jens und Uwe das Hotel in der Bremer Straße mit 150 Betten betreibt, ist wenig angetan. „Ich kann nicht verstehen, warum man so etwas macht. Wir Hoteliers zahlen seit Jahrzehnten hier Steuern.“ Bei der Innenstadt beim Thema ‚Postenhandel‘ Nord habe man „ein Brimborium“ veranstaltet, um dies zu verhindern, doch beim Thema Hotel sei niemand tätig geworden.
Bild oben:
Das City-Hotel, das Hotel Thomsen und weitere Übernachtungsbetriebe im Stadtgebiet bekommen bald neue Konkurrenz.
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