Neues Hotel in Delmenhorst-City bekommt 80 bis 90 Zimmer – internationale Hotelkette
In der Ratssitzung vom 11. Juni 2024 hat der Delmenhorster Stadtrat den Verkauf eines Grundstücks am Wollepark beschlossen. Dort soll ein Hotel entstehen. DelmeNews hat bei der Stadt nachgefragt, wie viele Zimmer das neue Haus bekommen soll.
Delmenhorst bekommt ein neues Hotel. Auf dem städtischen Eckgrundstück Stedinger Straße/Nordwollestraße, das per Ratsbeschluss verkauft wird, entsteht ein Hotel, das nach Angaben der Stadtverwaltung von einer internationalen Hotelkette betrieben werden wird. Nach DelmeNews-Informationen handelt es sich dabei um die Kette B&B, eine international tätige Hotelkette, die über 600 Hotels in 14 Ländern betreibt, über 160 davon in Deutschland, sowohl in großen als auch kleineren Städten. Das Unternehmen ist im Eigentum der US-Bank Goldman Sachs. Eine DelmeNews-Anfrage bei B&B läuft.
80 bis 90 Zimmer auf vier Ebenen
Auf insgesamt vier Ebenen entstehen auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung 80 bis 90 Hotelzimmer, darunter behindertengerechte Zimmer im Erdgeschoss. Das neue Zimmerangebot dürfte den Druck auf die bestehenden Hotels erhöhen. So hat das City Hotel am Bahnhof nach eigenen Angaben 45 Zimmer. Das Hotel Thomsen verfügt insgesamt über 150 Betten. Darüber hinaus gibt es mit den Betrieben Baldus, Goldenstedt, Zur Riede und Hasport weitere Hotelangebote im Stadtgebiet.
Überkapazität als Befürchtung
Entsprechend ist die Resonanz bei den örtlichen Hoteliers nach Bekanntwerden der Zimmerzahl des neuen Mitbewerbers nicht allzu euphorisch: „Wenn das neue Hotel 80 bis 90 Zimmer bekommt, haben wir 120 Zimmer zu viel in Delmenhorst“, konstatiert Conny Baldus, die zusammen mit ihrem Mann Stefan das Hotel Baldus in der Nordenhamer Straße betreibt, das im September 60 jähriges Bestehen feiert. „Andernfalls wären wir alle durchgehend ausgebucht.“
In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Jens Thomsen vom Hotel Thomsen in der Bremer Straße. „Wir sind alle nicht ausgelastet. Wenn uns jeden Tag auf einmal auch nur eine Hand voll Zimmer fehlen, tut das weh“, sagt Thomsen. Darüber hinaus geht er von weiteren Herausforderungen aus. So stehe zu befürchten, dass der neue Mitbewerber auch die Personalsuche künftig erschweren wird. „Sie werden die Leute mit mehr Geld locken, was es uns dann zusätzlich schwer macht.“
Online-Buchung als möglicher Vorteil für den neuen Betreiber
„60 bis 70 Prozent der Zimmer werden online gebucht“, sagt Thomsen. Dies könnte sich womöglich auch als ein weiterer Vorteil für den neuen Mitbewerber erweisen, da Hotelkonzerne Buchungsportale wie HRS und Booking.com äußerst professionell bespielen und entsprechend im Ranking weit oben erscheinen.
Davon geht auch Iris Hofer aus, die zusammen mit ihrer Schwester Fleur Hammerschmidt das City Hotel betreibt. „Wir verarbeiten es noch nicht“, sagt sie in Bezug auf den neuen Mitbewerber, der künftig gerade mal 300 Meter Luftlinie entfernt sein wird.
„Wir haben viele Stammkunden“, sagt sie und hofft, dass diese ihnen auch in Zukunft die Treue halten. „Ich finde es schade, dass vorab seitens der Stadt kein Austausch stattgefunden hat.“ Eine Ansicht, die auch Conny Baldus und Jens Thomsen teilen. Die Hoteliers hätten sich im Vorfeld eine Bedarfsanalyse gewünscht.
Meinungen aus der Lokalpolitik
In der Politik ist die Meinung zum Thema derweil anscheinend unverändert. Kristof Ogonovski, Fraktionschef der CDU, sagt: „Ich wundere mich ein bisschen über die aktuelle Aufregung. Das Hotel dort ist ein Baustein von mehreren.“ Die Pläne, dass dort ein Hotel entstehen solle, seien seit zwei Jahren bekannt. „Wenn wir beim Einzelhandel regulierend eingreifen, wie beim vielzitierten Postenhandel, ist es nicht richtig. Wenn wir, wie hier beim Hotel, nicht eingreifen, ist es auch nicht gut“, sagt Ogonovski. „Letztendlich leben wir in einer sozialen Marktwirtschaft. Ob ein Gast einer Hotelkette die gleiche Zielgruppe ist wie jemand, der ein Zimmer in einem familiengeführten Hotel mit einer ansprechenden Bar wie im City Hotel bucht, wage ich zu bezweifeln.“
In eine ähnliche Kerbe schlägt Ratsherr Robert Gabriel (parteilos), der sich allerdings stärker über ein Boardinghouse als über ein Hotel gefreut hätte. „Kann man und darf man das verhindern?“, fragt er vor dem Hintergund des durchgeführten Interessenbekundungsverfahrens. In Bezug auf die örtlichen Hoteliers sagt er: „Ich weiß nicht, ob man sich da Sorgen machen muss.“
Ob der hohen zweistelligen Zahl an Zimmern in seiner Kritik bestätigt sieht sich derweil SPD-Ratsherr Hasan Bicerik, der als einziger in seiner Fraktion die Hotelpläne und die Nichteinbeziehung der örtlichen Hoteliers kritisiert hatte. Wer am Ende mit seiner Einschätzung richtig liegt, wird sich wohl erst später zeigen.
Bild oben: An der Ecke Stedinger Straße/Nordwollestraße wird das neue Hotel entstehen.
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