Neue Erkenntnisse und kritische Fragen zur Integration

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Vier Kollegen aus der Verwaltung der polnischen Paertnerstadt Lublin waren in Delmenhorst zu Gast, um sich in einem fünftägigen Arbeitsaufenthalt intensiv mit der Integration zugewanderter Menschen auseinanderzusetzen – mit Erkenntnissen, die auch hierzulande wesentlich sind.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die muslimischen Frauen so unabhängig und so aktiv sind.“ Das ist eine der Erkenntnisse aus Delmenhorst, die Agata Ziętek-Kawa mit in ihre stark katholisch geprägte Heimatstadt Lublin nimmt. Während des maßgeblich von Ute Winsemann – bei der Stadt zuständig für Städtepartnerschaften – organisierten und von der Europäischen Union finanzierten Besuchs lernten die Lubliner nicht nur Verwaltungs-Kollegen aus den Bereichen Städtepartnerschaften, Migration und Integration sowie Aus- und Fortbildung kennen,  sondern serhielten (etwa im Familienzentrum Fröbelschule) auch Einblicke in die Arbeit von Arbeiterwohlfahrt, Sozialdienst muslimischer Frauen und Volkshochschule. Am Hauptstandort der Volkshochschule auf der Nordwolle informierten sie sich darüber hinaus über weitere Bildungsangebote und gleich nebenan im Jobcenter über die Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt sowie über Möglichkeiten, diese zu verbessern. Ebenso besuchten sie ein Nachbarschaftsbüro und ein Jugendhaus und tauschten sich über Schulsozialarbeit und das ehrenamtliche Engagement von Integrationslotsen aus.

Nur 1 Prozent der Bürger haben in Lublin ausländische Wurzeln

Eine Führung im Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur gleich am ersten Tag half, die Gegenwart aus der historischen Entwicklung heraus besser zu verstehen. Schon unmittelbar bei der Ankunft in der Stadt war allen Teilnehmern nach eigenem Bekunden der große Anteil von Menschen mit offensichtlichem Migrationshintergrund aufgefallen – ein deutlicher Unterschied zu Lublin, wo nach ihren Angaben nur etwa ein Prozent der Bürgerinnen und Bürger ausländische Wurzeln haben. Ihm sei weder bewusst gewesen, wie weit die hiesige Zuwanderungsgeschichte bereits zurückreiche, noch, wie viele Menschen gerade seit 2015 in Delmenhorst neu angekommen seien, sagte Grzegorz Hamerla. Ebenso beeindruckt wie von diesen Dimensionen waren die Gäste von den vielfältigen Bemühungen, die Migranten zu integrieren – „nicht nur durch die Verwaltung, sondern auch durch die vielen Nichtregierungsorganisationen“, wie Honorata Chołody bemerkte. Das sei bei ihnen im Ansatz vielleicht ähnlich, ergänzte Vadim Gerko. Unter anderem aufgrund sehr begrenzter Ressourcen für Integration konkurrierten die verschiedenen Akteure in Polen aber oft mehr miteinander, als zusammenzuarbeiten und sich zu vernetzen, wie die Gruppe es hier wahrgenommen habe.

Gespräche auf Augenhöhe

Dankbar zeigten er und seine Kollegen sich für die Offenheit, mit der ihnen überall begegnet worden sei. Dass nicht nur Erfolge, sondern auch Probleme und Herausforderungen angesprochen worden seien, sei ein Vertrauensbeweis und überdies hilfreich bei Überlegungen, wie Lublin die Delmenhorster Erfahrungen in die eigene Arbeit übertragen könne. Umgekehrt freuten sich auch die Gastgeber über das Interesse und die Gespräche auf Augenhöhe. „Sie haben durchaus auch ein paar kritische Fragen gestellt“, bilanzierte etwa Thomas Lauts, Leiter des Fachdienstes Kindesunterhalt, Zuwanderung und Integration, anerkennend.

Bild: Die vier Besucher aus der Partnerstadt Lublin nahmen viele Erkenntnisse aus Delmenhorst mit nach Polen Bildquelle: Winsemann

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