Neue Ausstellungen präsentieren sich in der Städtischen Galerie – Zeit ist allgegenwertig – Bilder und Video

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Zwei neue Ausstellungen, die sich komplett auf das Medium Video stützen, sind in der Städtischen Galerie zwischen dem 24. November und 13. Januar zu bewundern. Ab 19 Uhr beginnt heute (23. November) die Vernissage mit dem in der Remise gezeigten Projekt „A View from the Other Side“ vom finnischen Künstlerduo IC-98. Eine Stunde später wird im Haus Coburg die Ausstellung „immer wider“ des französischen Videokünstlers Jean-François Guiton eröffnet.
Jean-François Guiton ist Professor für neue Medien an der Hochschule für Künste (HfK) Bremen und hat als anerkannter Videokünstler zahlreiche Künstlergenerationen beeinflusst. Zur Ausstellung hat er 18 ausgesuchte Video-Werke mitgebracht, darunter 15 aus der Vergangenheit und 3 neue Arbeiten. Der 1953 in Paris geborene Guiton hat jede einzelne Monitorkonstellation nach einem sorgfältigen Konzept auf die Räumlichkeiten des Hauses Coburg ausgerichtet.

Zeit ist von zentraler Bedeutung

Auch von ihm eingesetzte Klang- und Tonstücke müssen sich dem unterordnen. „Ich habe versucht eine Balance bei den Arbeiten mit Tönen zu finden, weil alle Räume gleichzeitig geöffnet sind. Es ist sozusagen eine pragmatische Lösung“, erklärt Jean-François Guiton. Dr. Annett Reckert, Leiterin der Städtischen Galerie betont: „Zeit ist ein ganz zentrales Thema. Man muss sie für diese Ausstellung mitbringen und eigentlich wiederkommen. Wir freuen uns über jeden einzelnen Besucher, der sich dabei Zeit lässt.“
Er wolle die Form des zeitlichen Stillstands abbilden, der für die trotz des Fortschrittsglaubens vergebliche Bemühung, weiter im Leben voranzukommen, stehe, teilt Guiton mit. Ihm zufolge handele es sich um eine ironische Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Schaffensprozess. Als Zur Verdeutlichung nennt er ein Beispiel: „Jemand, der ständig malt, aber trotzdem kein Kunstwerk hinterlässt“.
Häufig nehme sich Guiton Alltagsszenen, banale Tätigkeiten oder etwas, das ihn irritiert, damit er sich aus dem Einfachen großen Themen zuwenden kann, weshalb die Arbeiten sehr reduziert wirken, berichtet Dr. Reckert. Alle seine Werke sollen dazu anregen, das menschliche Dasein und Zeit als dessen bestimmenden Faktor zu hinterfragen.

Wintergarten voller Bildschirme

Gleich aus mehreren Gründen ist das Werk „Die Höflinge“ im Wintergarten, bei dem auf Stativen befestigte Monitore allesamt dasselbe Video eines Roboters abspulen, der permanent Verneigungen ausübt, hervorzuheben. „Die Installation im Wintergarten hat eine Form, die ich schon seit langem umsetzen wollte, aber wofür ich zuvor nicht den passenden Raum gefunden habe. Nirgends konnte ich diese Konzentration herstellen“, teilt Guiton die Besonderheit aus einer Sicht mit.
Über diesen Vorzug der Räumlichkeiten des Hauses Coburg ist Dr. Annett Reckert erfreut, die jene Arbeit als eine ihrer persönlichen Favoriten bezeichnet. Sie hebt deren Bedeutung hervor, da Besucher laut ihr mit dem Werk im Wintergarten einen ersten Eindruck von der Ausstellung gewinnen.
Nach Angaben von Guiton dienten Kaiser Otto aus Magdeburg und Könige, die unter sich blieben, als Vorbild, denn es besteht keine Zugangsmöglichkeit zum Wintergarten. Einerseits bezog Dr. Reckert dies mit dem Vergleich geschlossener Gesellschaften oder Veranstaltungen für Prominente auf die Gegenwart und andererseits auf die Kunstwelt, die sich vor sich selbst verneigt.

Wandelndes Haus in Turku in der Remise

Nach Meinung von Jean-François Guiton lasse sich die zweite Ausstellung in der Remise gut mit seiner eigenen und dem Thema Zeit verbinden. Patrik Söderlund und Visa Suonpää stellen dort als IC-98 mit „A View from the Other Side“ einen 71-mitütigen Animationsfilm vor, für den sie innerhalb von drei Jahren zahllose Schwarz-Weiß-Zeichnungen angefertigt haben. Im Mittelpunkt steht ein 1836 errichtetes neoklassisches Kolonnadengebäude in der finnischen Stadt Turku.
Dessen Wandel im Verlauf der Zeit wird von einer Seite des Flusses Aurajoki aus betrachtet, der durch die Stadt fließt. Inspiration fanden die beiden Künstler laut der Galerieleiterin zum einen in der Konstruktion, die für die Architektur der Stadt ungewöhnlich ist, und andererseits in seiner bewegten Historie, da das Gebäude von Zeit zu Zeit verschiedenste Funktionen erfüllte.
Dr. Annett Reckert sieht die Zeit darin extrem gedehnt und deutet daraus eine relativierte Bedeutung des menschlichen Daseins: „Es gibt eine Vision davon, wer wir Menschen überhaupt sind, wenn man den gesamten Zeitstrang der Geschichte berücksichtigt“. Untermalt wird die Szenerie von einem eigens komponierten Orgelstück, das auf den Organisten des Dom zu Turku, Markku Hietaharju, zurückgeht. Für die Animation ist Markus Lepistö verantwortlich.
Insgesamt fünf Förderer ermöglichen beide Ausstellungen. Neben der Oldenburgischen Landesbank, die sich als erstes dazu bereit erklärt hat, die Ausstellung von Guiton zu unterstützen, tun dies auch die Waldemar Koch Stiftung sowie der Freundes- und Förderkreis der HfK Bremen. Sowohl das Finnland-Institut in Deutschland als auch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur fördern die Ausstellung von IC-98 in der Remise.
„immer wider“ und „A View from the Other Side“
Veranstaltungsort: Städtische Galerie; Fischstraße 30
Uhrzeit: Eröffnung 19 Uhr in der Remise, 20 Uhr im Haus Coburg
Datum: 23. November; Ausstellungen bis zum 13. Januar 2019 geöffnet

Bild oben: Jean-François Guiton erklärt seine Videoinstallation „Lichtfall“.

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