Menschenansammlung auf Friedhof – Stadt Delmenhorst reagiert einsilbig auf Nachfrage
Am Donnerstag vergangener Woche fand auf dem Friedhof Bungerhof eine Beerdigung statt, bei der es zu einem medizinischen Notfall kam. Auf dem Friedhof traf die Polizei 150 statt der derzeit bei einer Beerdigung in einer Hochinzidenzkommune erlaubten 30 Menschen an. DelmeNews wollte von der Stadtverwaltung wissen, wie so eine große Menschenansammlung ohne Kenntnis der Behörden möglich ist und warum sie nicht zu verhindern sei. Doch die Stadt gab eine sehr einsilbige Antwort.
Am Donnerstagnachmittag kam es zu einem medizinischen Notfall auf dem Friedhof Bungerhof, in dessen Rahmen durch die Polizei eine Zusammenkunft von 150 Menschen entdeckt und beendet wurde. Delmenews wollte von der Stadt Delmenhorst wissen: Wie ist so eine Zusammenkunft organisatorisch möglich, ohne dass es eine Behörde mitbekommt?
Das beschriebene Zusammentreffen fällt in eine Zeit, in der Delmenhorst gegen einen Corona-Hoch-Inzidenzwert von rund 180 ankämpft und zwecks Pandemiebekämpfung eine nächtliche Ausgangssperre gilt. Vonseiten der Stadt Delmenhorst gibt es nur eine sehr einsilbige Antwort auf die Frage, warum ein solches Treffen nicht vorab bemerkt wurde bzw. wie die Stadt das Ganze ahnden wird. In der ursprünglichen Pressemeldung der Polizei hatte es in diesem Zusammenhang geheißen: „Die Stadt Delmenhorst prüft nun die Einleitung möglicher Ordnungswidrigkeitenverfahren.“
Auf schriftliche Delmenews-Anfrage übermittelt Timo Frers die Anfrage von Rudolf Mattern, Leiter des Corona-Krisenstabs: Seine kurze schriftliche Antwort lautet: „Beerdigungen werden nicht angemeldet. Deshalb können Trauerfeiern, die gegen Corona-Vorschriften verstoßen, auch nicht im Vorfeld erkannt bzw. verhindert werden. Selbstverständlich werden die Verstöße gegen die Niedersächsische Corona-Verordnung verfolgt.“
Auf Nachfrage sagt derweil ein Delmenhorster Bestatter, dass natürlich die Friedhofsmitarbeiter von Beerdigungen im Vorfeld wissen, immerhin müssen die entsprechenden Gräber ausgehoben werden. Auf dem Friedhof Wildeshauser Straße gehörten zudem ebenso wie auf dem katholischen Friedhof an der Oldenburger Landstraße Anwesenheitslisten zu den Gepflogenheiten, so der Bestatter.
Auch die Ratspolitik hat zunehmend Schwierigkeiten, die hohe Inzidenz nachzuvollziehen. Bei der vergangenen Ratssitzung am Mittwoch vergangener Woche, als die Inzidenz thematisiert wurde, gab es von Verwaltungsseite die gleichen Antworten – auch im nichtöffentlichen Teil: Es gebe ein diffuses Geschehen, keine Hotspots und man kämpfe gegen die britische Variante. Gezieltes Impfen in bestimmten Stadtteilen bringe daher nichts und führe nur zu einer unnötigen Stigmatisierung, so der Corona-Krisenstabsleiter.
Kommentar von Redaktionsdirektor Steffen Peschges: Die Stadtverwaltung macht in puncto Corona-Bekämpfung gerade keine gute Figur. Ich meine nicht das Thema Impfen. Während im benachbarten Landkreis Oldenburg und anderswo die 7-Tage-Inzidenz massiv fällt, liegt Delmenhorst noch immer bei knapp 180 und damit hinter Salzgitter auf Platz 2 in Niedersachsen (Stand Montag).
Das Problem ist, dass die Verwaltung das Infektionsgeschehen nicht plausibel erklären kann. Man kämpfe gegen die britische Variante, es gebe ein diffuses Geschehen, das sich über die Stadt verteile, Hotspots gebe es keine, so lauten die Argumente. Tatsächlich ist die britische Variante aber natürlich nicht nur in Delmenhorst vorherrschend, sondern auch dort, wo die Zahlen sinken. Auch die Ratspolitik fragt sich inzwischen zunehmend, was eigentlich los ist.
Vor einer solchen Gemengelage wirkt eine Ansammlung von 150 Menschen, die anscheinend nur zufällig entdeckt wurde und die angeblich vorher nicht behördlich bekannt war, nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme. Die örtlichen Behörden können solch massive Regelbrüche nicht dulden, wollen sie das Vertrauen der Bürger nicht verspielen.
Denn die Regeln, die zum Schutz der Gesundheit aufgestellt wurden, gelten auch in größerem Rahmen – und nicht nur, wenn acht Unternehmer zum Grünkohlessen zusammenkommen oder einzelne Bürger auf dem Wochenmarkt ihre Maske nicht tragen.
Symbolbild oben: Die Stadtverwaltung hält sich zu den Geschehnissen am Donnerstag zurück.
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Christ und Muslime, wir alle müssen uns dran halten. Aber wenn es drauf ankommt werden wohl doch Unterschiede gemacht