Mediennutzung von Grundschülern untersucht – Mehr als 70 Prozent nutzen bereits ein Handy

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Ob und wie nutzen Delmenhorster Grundschüler Medien? Welche Rolle spielt das Smartphone? Diesen und weiteren Fragen ist die AG Grundschule nachgegangen. Das Ergebnis zeigt: Smartphones werden auch von Grundschülern schon regelmäßig genutzt.
Für die Befragung wurden 2034 Grundschüler befragt, pro Jahrgangsstufe ca. 500. Die Befragung wurde durch Lehrer und Schulsozialarbeiter mit Fragebögen in einfacher Sprache durchgeführt. Die Ergebnisse wurden anonym erfasst. Sinn der Umfrage war es, herauszufinden, welche Medien von Grundschulkindern genutzt werden und wie sie eingesetzt werden.

Smartphone als wichtigstes Medium

„Das Smartphone ist das Medium, das jedes Grundschulkind kennt“, sagt Tobias Kanzok von der Delmenhorster Jugend-Hilfe-Stiftung, der Sozialarbeit an Schulen leistet. Laut der Befragung nutzen bereits 71,6 Prozent der Grundschüler ein Smartphone. Knapp die Hälfte der Grundschüler (47,7 Prozent) hat bereits ein eigenes Smartphone, wobei die Zunahme mit dem Alter ansteigt: (Klasse 1: 33,6 Prozent; Klasse 2: 39,8 Prozent; Klasse 3: 51,3 Prozent; Klasse 4: 67,4 Prozent).

Das Handy als Legoersatz

62,2 % der Grundschüler nutzen das Smartphone, um Spiele zu spielen. Tim Berthold von der anonymen Drogenberatung sagt: „Die entscheidende Frage ist: Was machen die Schüler in dieser Zeit nicht? Sie klettern nicht auf einen Baum oder spielen nicht mit Lego.“ Iris Matthiesen, Schulsozialarbeiterin im Landesdienst, eingesetzt an der Overbergschule, ergänzt: „Viele Kinder wissen gar nicht, was es noch gibt.“ Dadurch, dass man in freien Minuten direkt zum Handy greife, entstünde keine Langeweile mehr. „Langeweile kann aber Kreativität hervorbringen“, so Matthiesen.

Über ein Drittel der Grundschüler hat einen eigenen Fernseher

Auch das Fernsehen ist ein Medium, zu dem Grundschüler teilweise bereits uneingeschränkten Zugang haben: „Über ein Drittel der Grundschüler hat bereits einen Fernseher im eigenen Zimmer“, sagt Tim Berthold. „Dadurch ist ungefilterter Zugang möglich“, erklärt Tobias Kanzok, die Eltern könnten so nicht ausreichend kontrollieren, was geschaut wird. Das Argument, dass jugendgefährdende Filme erst im Abendprogramm laufen, lässt Martina Gaebel vom erzieherischen Jugendschutz des Fachdienstes Jugendarbeit nicht gelten: „Auch im Nachmittagsprogramm gibt es viele Sendungen, die nicht kindgerecht sind.“   

Grundschulen verbieten das Mitbringen von Smartphones

Obwohl das Smartphone inzwischen schon bei Grundschülern beliebt ist, ist es an Grundschulen tabu. Birgit Süßmuth, Sprecherin der Grundschulleitungen, und Leiterin der Wilhelm-Niermann-Grundschule, sagt: „Wir haben die Smartphones in der Schule verboten. In der Grundschule gibt es keinen Unterrichtsausfall, daher sehen wir die Notwendigkeit für ein Smartphone nicht.“ Wenn mal ein Kind ohne Benachrichtigung der Eltern nicht zum Unterricht erscheine, werde ohnehin umgehend zuhause nachgefragt. Zudem könne das Schultelefon genutzt werden, wenn mal ein dringender Notfallanruf getätigt werden müsse.    

Medienfreier Tag am 22. November – Aktionswoche im Vorfeld

Mit einem medienfreien Tag am 22. November soll bei Eltern und Schülern ein Bewusstsein für vernünftigen Medienkonsum geschaffen werden. Für diesen Tag möchten die Delmenhorster Grundschulen die Familien der Grundschüler auffordern, auf die private Mediennutzung zu verzichten und stattdessen gemeinsam alternative Beschäftigungen zu suchen. Auch die Grundschulen sollen an diesem Tag zu einer medienfreien Zone werden. In Vorbereitung des Tages gibt es eine vorangehende Projektwoche. In der werden verschiedene Themen rund um das Thema Internet behandelt. Darüber hinaus sollen dann alternative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung nähergebracht werden.
„Der Projekttag ist am 22. November. Hoffentlich ist es dann verregnet und kalt. Dann kann man Gesellschaftsspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ und „Sagaland“ spielen. Die Kinder haben total Bock darauf“, hat Tobias Kanzok bereits festgestellt.  Auf  zwei bis drei lokalen Elternabenden sollen die Eltern zusätzlich auf Gefahren aufmerksam gemacht und Tipps für den Medienkonsum erhalten.
 
Foto oben:
Tobias Kanzok, von der Delmenhorster Jugend-Hilfe-Stiftung, Martina Gaebel vom Fachdienst Jugendarbeit, Tim Berthold von der Anonymen Drogenberatung, Schulsozialarbeieterin Iris Matthiesen und Birgit Süßmuth, Sprecherin der Grundschulleitungen, präsentierten die Ergebnisse zum Thema Mediennutzung von Grundschülern.
 
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Wichtige Ergebnisse der Befragung der AG Grundschule in Kürze:

– Gerätenutzung vor Unterrichtsbeginn: 28,1 % Smartphone, 37,9 % TV, 18,7 % Computer, 14 % Konsole
– 71,6 % der Grundschüler benutzen ein Smartphone
– 47,7 % haben ein eigenes Smartphone, die Zahl steigt mit zunehmendem Alter: Klasse 1: 33,6 %, Klasse 2: 39,8 %, Klasse 3: 51,3 %, Klasse 4: 67,4 %.
– 62,2 % der Grundschüler nutzen das Smartphone zum Spielen
– 60,8 % der Grundschüler nutzen auch eine Spielkonsole
– 70,4 der Grundschüler schauen nach der Schule Fernsehen, 38,5 % haben einen Fernseher auf ihrem Zimmer.
– Bereits vor Unterrichtsbeginn werden folgende Medien genutzt: Smartphone: 28,1 % / TV 37,9 % / Computer 18,7 % / Konsole: 14 %
– Die Smartphone-Nutzung vor der Schule steigt mit zunehmendem Alter an (24,8 % in Klasse 1, 25,5 % in Klasse 2, 28,8 % in Klasse 3, 34,4 % in Klasse 4).
– Mit zunehmendem Alter nimmt die Nutzung des Fernsehers (45,3 %, 40,9 %, 32,3 % 33,3 %), des PCs (20,6 %, 21,6 %, 16,5 %, 16,2 %) und der Konsole (16,8 %, 16,1 %, 12,7 %, 10,8 % vor der Schule ab.
– Die Nutzung des Smartphones nach der Schule steigt mit zunehmendem Alter an: 42,1 % der  Grundschüler in Klasse 1, 44 % in Klasse 2, 51,6 % in Klasse 3, 61,4 % in Klasse 4.
Befragt wurden 2034 Grundschüler, jeweils ca. 500 pro Jahrgangsstufe.
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Hintergrund:
Was ist die AG Grundschule?
Die AG Grundschule ist eine Arbeitsgruppe des Fachkreises Suchtprävention und Gesundheitsförderung des Kommunalen Präventionsrates der Stadt Delmenhorst. Vertreten in der AG Grundschule sind Schulsozialarbeiter der Landesschulbehörde sowie der Delmenhorster Jugendhilfestiftung, Präventionsfachkräfte und der erzieherische Jugendschutz der Stadt Delmenhorst.
 

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