Kurden demonstrieren gegen Erdogans Politik vor Delmenhorsts Rathaus – Teil eines „langen Marsches“

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Wenn drei Einsatzwagen der Polizei eine Menschentraube begleiten, muss es sich um ein besonderes Ereignis handeln. So geschehen heute, als gegen 16 Uhr eine Gruppe von Kurden vor das Delmenhorster Rathaus zog, um gegen die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu demonstrieren.
 
Mit Fahnen, die das Konterfei des inhaftierten Kurdenführers Abdullah Öcalan zeigen, bauten sich die gut zwei Dutzend Teilnehmer auf dem Rathausplatz auf. „Wir wollen die Wiederaufnahme der Friedensgespräche“, sagte Elif Dogan, Sprecherin von NAV-DEM. Die Abkürzung steht für Demokratisches Gesellschaftszentrum der Kurdinnen und Kurden. Für die Demonstration in Delmenhorst sind die Gruppen in Oldenburg, Bremen und Lohne verantwortlich. „Und Solidarität mit den Opfern in ihren zerbombten Häusern.“ Zudem solle die Bundesrepublik aufhören, die Türkei mit Waffen und Geld zu unterstützen, dafür aber demokratische Kräfte vor Ort (ohne Waffen).
 
Die Demonstration ist Teil eines „langen Marsches“, bei dem mehrere Gruppen in verschiedene Landeshauptstädte reisen. Die Demonstranten in Delmenhorst waren morgens in Hude aufgebrochen. Am Freitag geht es weiter nach Bremen. Daneben wird es unter anderem in Berlin und Straßburg Demonstrationen geben. Anlass ist der 18. Jahrestag von Öcalans Festnahme. Und sicher auch Angela Merkels heutiger Besuch in der Türkei.
 

Konflikt jahrzehntealt

Der Konflikt zwischen Kurden und Türken in der Türkei geht zurück bis in die Gründungszeit der türkischen Republik in den 1920er Jahren. Statt ihren eigenen Staat zu erhalten, wurden die Kurden Teil der Türkei. Mit ihrem Streben nach Unabhängigkeit oder mehr Autonomie stehen sie im Widerspruch zur türkischen Regierung. Erdogan selbst hatte ursprünglich Friedensgespräche mit ihnen geführt. Seit den Parlamentswahlen 2015, als die Kurdenpartei HDP gut und seine eigene AKP relativ schlecht abschnitten, setzt er zunehmend auf Konfrontation. Die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) antwortet immer wieder mit Anschlägen.
 
Dass die Gräben zwischen Kurden und Türken tief sind, zeigte sich auf im Umfeld der Demonstration. Während ein Teilnehmer darum bat, nicht mit seinem Gesicht fotografiert zu werden, erklärte eine türkische Mutter ihrem Kind: „Das sind alles Verräter.“
 
Foto: Gut zwei Dutzend Teilnehmer demonstrierten gegen Erdogans Politik vor dem Delmenhorster Rathaus.
 

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