Kunstrasenplätze als Umweltgefahr im Visier

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In Delmenhorst wird derzeit über das Thema Kunstrasen diskutiert. Zahlreiche Fußballer wünschen sich mindestens einen derartigen Platz. Die Stadtverwaltung sieht Schwierigkeiten bei der Finanzierbarkeit. Aus ökologischer Sicht gelten Kunstrasenplätze als Einträger von Mikroplastik in die Umwelt. Die niedersächsische Landesregierung hat das Thema bereits auf dem Schirm.
Die Vorteile eines Kunstrasenplatzes liegen für Sportler klar auf der Hand: Ein solcher Sportplatz muss weder gesprengt, noch gedüngt werden, auch das Mähen entfällt. Besonders wichtig: Im Winter braucht der Platz zudem keine Schonzeit und ist  darüber hinaus für jede Sportanlage ein Imagegewinn.
Doch Kunstrasenplätze haben auch eine Schattenseite: ihre Umweltbilanz. Ein solcher Belag besteht aus künstlichen Polyethylen-Grashalmen, die an eine Trägerstruktur geknüpft sind. Um bei dem künstlichen Gras für ein möglichst naturähnliches Bewegungsverhalten zu sorgen, kommt obendrauf noch eine Schicht aus Kunststoffgranulat oder Sand plus Kunstoffgranulat.
Plastikstreu gerät in die Umwelt
Durch die Bewegung der Sportler auf dem Platz und Umwelteinflüsse wie Wind oder Regen verbleiben Teile des Granulats allerdings nicht dauerhaft auf dem Platz. Das als Infill bezeichnete Streu muss nachgefüllt werden, das alte Streu, das von manchen Herstellern aus geheckselten Autoreifen gewonnen wird, findet seinen Weg in die Umwelt. Zudem haben Kunstrasenplätze laut der niedersächsischen Landesregierung in der Praxis eine Lebensdauer von acht bis zehn Jahren. Anschließend muss der Bodenbelag entsorgt werden.
Dass es bei den Umwelteigenschaften von Kunstrasenplätzen um mehr als ein bisschen Abrieb geht, zeigt eine Kleine Anfrage des Abgeordneten Martin Bäumer (CDU) im niedersächsischen Landtag zum Thema „Kunststoff und Mikroplastik auf dem Fußballplatz“ aus dem Dezember 2017.
Kunstrasen belegen Platz 3 beim Mikroplastikeintrag
Wie die Landesregierung in ihrer Antwort auf die Anfrage unter anderem mitteilt, betrage laut einer Konsortialstudie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (kurz UMSICHT oder Fraunhofer Umsicht) der durchschnittliche Eintrag  von Mikroplastik in die Umwelt durch künstliche Sportplätze durchschnittlich 249 g/Kopf/Jahr, wobei sowohl Granulat als auch Fasern berücksichtigt seien. Das bedeutet, der Eintrag von Mikroplastik aus künstlichen Sportplätzen liegt damit auf Platz Drei nach Reifenabrieb (1031 g/Kopf/Jahr) und Transport- & Produktionsverlusten (450 g/Kopf/Jahr)
Projekt soll Praxis erforschen
Noch sei unklar, welche Anteile des abgesonderten Kunstrasen-Plastiks in die Kanalisation gelangen und wie viel durch Kläranlagen wieder herausgefiltert werden könne, so die Landesregierung. In dem Verbundprojekt „PlastikBudget“ unter der Koordinierung von Fraunhofer Umsicht soll herausgefunden werden, wie sich der Eintrag von Mikroplastik in Bezug auf die Umwelt in der Praxis verhält.
Daher hält es die Landesregierung noch für verfrüht, Konsequenzen zu ziehen: „Die Eintragsquellen von Mikroplastik sind vielfältig, und eine wissenschaftliche Erfassung des Vorkommens  in der Umwelt, bzw. den Gewässern steht erst am Anfang. Zu den Einträgen aus Kunstrasen sind zunächst die Grundlagen aus dem Projekt „PlastikBudget“ abzuwarten“, heißt es in der Mitteilung.
„Mikroplastik eines der wichtigsten Themen der Umweltpolitik“
Doch auch die Landesregierung ist der Ansicht, „dass Mikroplastik in der Umwelt eines der wichtigen Themen in der Umweltpolitik ist.“ „Momentan werden in nationalen und internationalen Projekten in enger Rückkopplung mit relevanten Beteiligten Maßnahmenvorschläge für Mikroplastikquellen mit Relevanz für die Meeresumwelt erarbeitet.“ In diesen Prozess seien Teilnehmer des Runden Tisches Meeresmüll eng eingebunden, wenn die Ergebnisse vorliegen, sollen konkrete Handlungsoptionen geprüft, weiter ausgearbeitet und empfohlen werden.
„Handlungserfordernisse identifizieren“
„Diese Vorgehensweise wird von der Landesregierung auch für Kunststofffasern und Kunststoffgranulat  aus Sportplätzen unterstützt.“ Hierbei sei die Bedeutung der gen Konsortialstudie, des Verbundprojekts „PlastikBudget“ und gegebenenfalls weiterer Studien zu unterstreichen, um „entsprechende Handlungserfordernisse und -optionen zu identifizieren.“
Messungen könnten Klarheit bringen
Zusätzlich, so die Landesregierung, könnten in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Grundlagenstudien konkrete Messungen zu Quellen und Eintragsmengen von Mikroplastik aus künstlichen Sportplätzen sinnvoll werden, um so eine Validierung der theoretischen Hochrechnungen vorzunehmen. „Durch eine Kombination der theoretischen Ansätze verbunden mit Messungen im Feld würde eine gute Grundlage für die Identifizierung der Notwendigkeit von Maßnahmen geschaffen werden.“
 
Aktuell hat sich auch das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ (Ausgabe 44 von 27.10.2018) unter der Überschrift „Kunstrasen: Eine Katastrophe für die Umwelt“ mit dem Thema Kunstrasen und Mikroplastik auseinandergesetzt. Zum (kostenpflichtigen) Online-Artikel geht es hier.
 

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