Kulturvertreter klagen Bildungsausschuss ihr Leid – Budgets zu gering – Politik hält sich bedeckt

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Beim gestrigen (4. April) Ausschuss für Bildung, Wissenschaft, Sport und Kultur dominierte ein Thema: die Jahresbilanzen der Delmenhorster Kultur-Institutionen. Dabei waren sich deren Vertreter einig, dass die Stadt zu wenig Geld in die Hand nimmt, um dringende Probleme der Einrichtungen zu lösen.
 
Zunächst gedachte der Rat mit einer Schweigeminute der Opfer der jüngsten Bombenattentate in Sankt Petersburg. Dann wurde nicht mehr geschwiegen, sondern den Reden der Leiter der städtischen Kultur-Einrichtungen gelauscht. Dabei spielte der Veranstaltungsraum in der Turbinenhalle des Nordwolle-Museums kaum mit. Durch den starken Hall waren selbst ins Mikrofon sprechende Redner teilweise kaum zu verstehen. Vielfach fragten sich Zuhörer gegenseitig, was jemand gerade gesagt hatte, oder baten Mitglieder des Ausschusses einen Kollegen, lauter zu sprechen.
 

6.500 Besucher von Kulturveranstaltungen 2016

Den Anfang der Kultur-Vertreter machte Ann-Katrin Meyer vom Kulturbüro der Stadt. Durch verschiedene Veranstaltungen, darunter das Benefiz-Konzert der Bundeswehr, das Fest der Kulturen und das Jazzfest, sei es gelungen, 2016 etwa 6.500 Besucher in die Stadt zu locken. „Wir konnten überzeugen mit einem besonderen, internationalen Konzept und dem ausverkauften Schülerkonzert“, sagte sie.
 

Kulturelles Herz der Stadt baufällig

Ebenfalls in Meyers Zuständigkeit fällt das Theater Kleines Haus. Dieses wurde an 192 Tagen benutzt und zog 40.000 Besucher an. Dabei sei das Haus inzwischen ein Sanierungsfall. Neben zugigen Wänden und kaputtem Dach sei auch die Klimaanlage veraltet. „Im Sommer schwitzen uns die Leute weg, im Winter frieren sie“, schilderte sie. Vom energetischen Stand sei das Haus im Jahr 1980 stehen geblieben.
 
Auch die Beleuchtung stelle die Mitarbeiter vor Herausforderungen. So müssten sich bei Änderungen Techniker mit einer Sicherungsleine versehen, bevor sie Einstellungen an den Scheinwerfern vornehmen könnten. „Das kulturelle Herz der Stadt wird durch den Investitionsstau langsam schwach. Es muss gerettet werden“, appellierte sie an den Rat. Die Sanierung soll im kommenden Jahr beginnen.
 

Müller: „Ein Ruck muss durch diesen Ausschuss gehen!“

Auch Michael Müller, Leider der Musikschule Delmenhorst (MSD), blickte zwar zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. So habe die MSD etwa 1.700 Menschen unterrichtet, darunter auch zahlreiche Erwachsene, die ein Drittel der Schüler ausmachten. „Das muss eine moderne Musikschule heute tun“, erklärte er mit Blick auf die immer älter werdende Gesellschaft. Und daneben noch 44 eigene Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
 
Zugleich sei das Geld knapp. Seit zehn Jahren müsste die MSD wie alle anderen Kultureinrichtungen mit denselben Haushalten wirtschaften. „Wie soll ich unter solchen Umständen ein denkmalgeschütztes Haus unterhalten? Ein Ruck muss durch diesen Ausschuss gehen!“
 

Technik aus der Steinzeit

Auch Vertreter des Nordwestdeutschen Museums für Industriekultur, die Städtische Galerie Delmenhorst und der Stadtbibliothek beklagten sich über zu geringe Mittel. „Mein eineinhalb Stellen-Team leistet ungeheuer viele Überstunden“, erklärte Dr. Annett Reckert, Leiterin der Städtischen Galerie. „Und mit unseren technischen Geräten könnte Fred Feuerstein arbeiten. Irgendwann platzen wir wie eine Bombe.“
 
Die Ausschussteilnehmer lobten die Arbeit der Kulturvertreter. So erklärte Antje Beilemann (SPD): „Ich habe auch den Eindruck, dass sich im Bereich Kultur in den letzten Jahren viel Neues getan hat.“ Und Uwe Kors vom Seniorenbeirat meinte: „Kultur verbindet unheimlich viel. Gleiches zu leisten, während man den Gürtel enger schnallt, rechne ich unseren Kultureinrichtungen hoch an.“ Lösungsansätze für die Probleme oder Zusagen zur Erhöhung der Budgets machten die Ausschussmitglieder dagegen nicht.
 
Foto: Kultureinrichtungen wie das Theater Kleines Haus bekommen nach eigener Aussage kaum ausreichend Mittel, um ihren Betrieb aufrecht zu erhalten.
 

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