Konrad Beikircher tritt am 1. März in der Divarena auf – Einblicke in Beethovens Alltag werden gewährt

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Zum wiederholten Mal gastiert am Sonntag, 1. März, der Autor, Kabarettist und Musiker Konrad Beikircher in der Divarena. Ab 20 Uhr präsentiert der 74-jährige sein Programm „#Beethoven – dat dat dat darf!“. Delmenews hat vorab ein Interview mit dem gebürtigen Südtiroler geführt, dessen Wahlheimat seit geraumer Zeit im Rheinland liegt.
 
Delmenews: Guten Tag Herr Beikircher. Was hat Sie dazu bewogen Ihr neues Programm über Beethoven zu machen?
Konrad Beikircher: Beethoven ist für mich eine Größe in meinem Leben, eigentlich seit meinem dritten, vierten Lebensjahr. Ich war immer schon als Kind Beethoven-Fan, bin mit der Klaviermusik aufgewachsen, habe Geige gespielt. Also Beethoven hat mich begleitet und in Bonn habe ich Musikwissenschaften als Nebenfach studiert. Da bin ich auch viel mit Beethoven in Berührung gewesen, im Beethoven-Haus, im Beethoven-Archiv, sowohl als Student als auch später. Ich habe Freunde, die in der Beethoven-Forschung tätig sind. Also Beethoven an jeder Ecke meines Lebens.
 
Delmenews: Also ist er sozusagen ein stetiger oder ständiger Begleiter?
Konrad Beikircher: Ja, das kann man nicht anders sagen. Jawohl, ich lieb seine Musik, nicht alles. Da sind auch Sachen dabei, die ein bisschen schwieriger sind oder die ich nicht so gerne mag. Aber ich bin ein großer Liebhaber seiner Musik und naja, dann kommt das schon zusammen, ein bisschen Kabarett. Irgendwie wird Beethoven dauernd so hoch auf das Tablett gehoben und auf den Altar gestellt und er hat ja nun viele Seiten im Alltagsleben, die muss man auch mal ein bisschen beleuchten und das tue ich da.
 
Delmenews: Sie haben gesagt, dass es da auch ein paar Sachen gibt, die Ihnen nicht so an seiner Musik gefallen. Welche sind das zum Beispiel?
Konrad Beikircher: Ich meine, er ist immer toll, weil er einfach ein grandioser Komponist war. Aber es gibt da schon so ein paar Sachen. Die Schottischen Lieder, da bin ich jetzt nicht gerade der größte Fan von. Das waren so Auftragsarbeiten, die er gemacht hat, um Geld zu verdienen. Das ist ja auch völlig klar. Da ist Beethoven zwar auch schon Beethoven, aber auch ein bisschen Dieter Bohlen und das ist halt nicht wirklich so der große Hammer.
 
Delmenews: Was können Sie von Beethoven am besten nutzen, um es kabarettistisch zu verarbeiten?
Konrad Beikircher: Es gibt ja wahnsinnig viele Aufzeichnungen und Aussagen von Freunden und Zeitzeugen von damals, die ihn sehr im Alltagsleben beleuchten. Er hat einen Messie-Haushalt ohne Ende gehabt, nie Möbel besessen. Er ist 60-, 70-mal umgezogen in Wien. Das muss man sich mal vorstellen! Praktisch jedes halbe Jahr in seinem Leben ist er umgezogen mit riesen Trara. Er ist mit dem Geld nicht wirklich zurechtgekommen. Er ist immer hinter den falschen Frauen her und ist da nie richtig zum Schuss oder Erfolg gekommen. Er hat sich selber in den letzten 20 Jahren seines Lebens unglaublich vernachlässigt. Er war über 20 Jahre nicht mehr Haare schneiden. Er hat angezogen, was gerade da war, einen gelben Zylinder, einen lila Frack und dann darüber einen Bademantel, weil das gerade so vor dem Bett lag. Die Kinder sind hinter ihm hergelaufen und haben ihn verspottet. Das hat er zum Glück nicht gehört. Taub werden hat ja auch seine Vorteile. Ansonsten war er sehr temperamentvoll, man könnte auch sagen jähzornig, und er war, was auch toll ist, absolut kein Freund des Adels. Das hat ihm null imponiert. Da war er sehr Rheinländer. Da hat er sich Dinge geleistet. Einmal hat ihn jemand beim Hofkonzert bei der Gräfin Thun gestört, wo die ganzen Hofadeligen da waren. Da hat ein junger Schnösel in der Tür gestanden und dauernd eine junge Baroness angebaggert und war relativ laut. Dann hat er um Ruhe gebeten, der hat aber immer weiter gebaggert. Dann ist er aufgestanden vor den 150 Adelsfamilien, hat das Klavier zugeschmissen und dann gesagt: „Für solche Schweine spiele ich nicht“, und ist gegangen. Das hätte sich keiner sonst erlaubt. Beethoven war auch schon Republikaner, also er war in der Hinsicht sehr rheinisch. Da imponiert auch keiner, nur weil er einen Diesel hat oder so. Das ist dem Rheinländer so was von egal.
 
Delmenews: Kann man sich das dann wie einen Blick in die Vergangenheit mit Anekdoten aus dem Leben Beethovens vorstellen?
Konrad Beikircher: Ja.
 
Delmenews: Setzen Sie da auch ein paar Bezüge zur heutigen Zeit oder ist es mehr ein Rückblick?
Konrad Beikircher: Je nachdem, wie es sich gerade ergibt. Da gibt es ja nicht so viele Bezüge zur heutigen Zeit, zumindest abgesehen von zum Beispiel dem Beethovenfest in Bonn, wo von offizieller Seite so ein bisschen abgefeiert wird. Aber es gibt zum Glück noch private Leute. Eine Pianistin sammelt seit 2014, gibt Kompositionen an zeitgenössische Komponisten in Auftrag, die sich zu Beethoven-Themen Gedanken machen sollen. Es gibt jetzt meine ich inzwischen acht CDs. Das ist toll. Einen Dialog zu suchen und zu finden; Beethoven und was hat er uns denn heute noch zu sagen. Das ist super, ein wirklich ganz tolle Initiative. Das hätte auch ruhig mal den Offiziellen einfallen können. Und das andere ist das Erstaunliche, dass Beethoven und die Musik von ihm zu großen Teilen immer noch Menschen ansprechen. Man hat fast den Eindruck, heute mehr als früher, und das spricht einfach für die Qualität der Musik, der Komposition. Das sie zeitlos sind, das ist eigentlich das Moderne daran.
 
Delmenews: Hat Ihre Wahl von Beethoven für das Programm etwas damit zu tun, dass dieses Jahr sein 250. Geburtstag gefeiert wird?
Konrad Beikircher: Ja, klar. Ich habe letztes Jahr das Buch „Der Ludwig – jetzt mal so gesehen“ geschrieben, wo ich diese Alltagskapitel zusammengetragen habe. Und natürlich interessieren sich im Beethovenjahr plötzlich alle und das wird im nächsten Jahr wieder vorbei sein. Das muss man nutzen.
 
Delmenews: Woher kommt Ihre Leidenschaft für die Musik?
Konrad Beikircher: Ich bin der jüngste von insgesamt drei Brüdern. Der älteste ist jetzt 80 und Opernsänger geworden. Der mittlere ist zwar Altphilologe geworden und ein sehr berühmter in den Kreisen, aber ist ein exzellenter Pianist und ich hab halt Geige gelernt und überlegt, ob ich nicht hauptberuflich Geige spiele. Hab ich dann zum Glück nicht, weil das ein zäher Beruf ist. Aber ich bin mit gespielter Musik aufgewachsen, hab den Brüdern schon mit fünf Jahren umgeblättert, weil ich Noten lesen konnte. Da hab ich natürlich Musik und Klassik aus dem Innersten heraus kennengelernt. Mit zehn habe ich Gitarre gelernt, weil man will ja auch mal ein Mädel oder sowas, Mädchen imponieren. Das ging mit dem Klavier und mit der Geige schon gar nicht. Also hab ich Gitarre gespielt, drei Griffe und dann war der Fisch gegessen. So kam das eine zum anderen.
 
Delmenews: Ist das Publikum hier im Norden anders zu bespielen als zum Beispiel im Rheinland?
Konrad Beikircher: Ja, natürlich anders, weil man muss dann manchmal bei meinen Sprachprogrammen, bei denen ich dann etwas über rheinische Sprache erzähl, etwas erklären und übersetzen. Da kann man nicht verlangen, dass jeder Hanseat oder jedes Nordlicht gleich rheinischen Dialekt kann. Aber das Witzige ist, da kommen zu mir immer viele Rheinländer. Die bringen ihre Partner mit. Und dann erzählst du etwas und da kommt dann ein sprachlicher Gag oder so und dann ist in der Regel etwas dünner Applaus. Dann hörst du Getuschel und danach kommt nochmal Applaus, weil da die Rheinländer ihren Partnern übersetzen. Das ist saukomisch. Das find ich immer wunderbar. Nee, man muss dem Publikum in Hamburg oder in Delmenhorst ein bisschen anders begegnen. Man darf nicht, aber das sollte man ohnehin nie, arrogant sein. Das mögen sie gar nicht. Wenn man denkt, dass jeder Rheinisch kann und wer das nicht kann, der soll gucken wo er bleibt, das geht nicht. Also man muss bereit sein, schon so ein bisschen dem Publikum entgegenzukommen. Aber ich find das völlig natürlich und in Ordnung.
 
Delmenews: Die rheinische Wesensart und Sprechweise ist in Ihrem Werk ein großes Thema. Ursprünglich kommen Sie aber aus Südtirol. Ist dieser Hang durch Ihr Studium in Bonn entstanden?
Konrad Beikircher: Ja, genau so. Die Zimmerwirtin konnte nicht Hochdeutsch. Da musste ich dann halt irgendwie durch. So bin ich da reingekommen und hab dann aber natürlich auch die Schönheiten aber vor allen Dingen die Eigenarten kennenglernt und deren gibt es im Rheinland und in der rheinischen Sprache wirklich sehr viele.
 
Delmenews: Sind Sie auch ein Karnevalist?
Konrad Beikircher: Nein, das fehlt mir. Ich bin nicht hier geboren. Das Karnevalsgen, das war offensichtlich nicht im genetischen Medizinschränkchen meiner Eltern vorgesehen. Mit den Kinder natürlich, aber fünf Kindern, die alle hier geboren sind, war ich bei den Rosenmontagszügen und sowas alles. So wirklich gepackt hat es mich aber nie. Ich hab dann ab und zu mal etwas beim Karneval gemacht, aber nicht bei Sitzungen, sondern drumherum. Bei der Prinzenproklamation in Köln hab ich zwei- oder dreimal ein bisschen etwas über Heimat erzählt und sie haben mich sogar nicht von der Bühne gepfiffen, was dabei schon ein Ereignis ist. Normal geht das nur Kölsch und sonst geht da gar nichts. Hier in Bonn bin ich Botschafter, aber das ist auch rundherum, also im Umfeld von Karneval. Nicht bei Sitzungen, weil ich finde, erstens ist das ein anderer Humor. Der Karnevalshumor ist sehr linear, sehr gerade nach vorn. Ich bin ein großer Fan von einigen Büttenrednern. Aber man muss auch sehen, dass das Heimat ist und im Heimatgefühl hat ein Zugereister nichts verloren. Das geht nicht. Das muss man respektieren. Es gibt einige Kabarettisten, die das versucht haben, Büttenreden so ein bisschen auf Kölsch. Das geht gar nicht, Die sind so gnadenlos weggepfiffen worden, weil jeder den Eindruck hat, er wird da betrogen. Da wird doch das echte Sprach- und Heimatgefühl betrogen. Die sprechen ja gar nicht richtig Kölsch. Es ist schon ganz interessant, dass das ein Heimatgefühl ist. Woanders in Südtirol sind das die Berge, ist das das Land oder sowas, in Bayern auch eher. In der Gegend Köln oder hier im Rheinland gibt es das nicht wirklich. Und das muss man erst mal kapieren, dass das Heimatgefühl hier im Rheinland ein ganz anderes ist als da, wo ich herkomme. Da hab ich aber Jahre gebraucht, bis ich das verstanden hab und seitdem hab ich auch einen viel positiveren Bezug.
 
Delmenews: Sie sind auch Autor. Schreiben Sie gerade an einem neuen Buch?
Konrad Beikircher: Nee, im Moment nicht. Ich habe überlegt, ob ich was über Max Bruch mach, aber der lohnt einfach die Mühe nicht. Den kennt ja außer den Klassikern kaum jemand. Nein, eigentlich nicht. Ich überleg, nochmal ein kleines Ding über den Rheinländer oder das Rheinische in Ludwig van Beethoven zu schreiben, weil dazu gibt es überhaupt nix. Da kann man schon ein bisschen mehr als nur spekulieren und das ist ein ganz interessantes Thema, weil er dieses Rheinische, dieses vor der Theke sind alle gleich und dieses Aufmuckerische ganz stark hatte, das auch ein Rheinisches Thema ist. Dazu ein paar Gedanken zu formulieren ist vorstellbar, aber daraus ein richtiges Buch zu schreiben nicht. Aber wer weiß, was kommt.
 
Delmenews: Haben Sie gerade irgendwelche anderen Projekte am Laufen?
Konrad Beikircher: Ja, ich mach ein Programm, das fertig ist und ich schon zwei- dreimal probiert hab, von dem ich hoffe, dass es weiter nicht nur im Rheinland thematisiert oder aufgeführt werden kann. Ich war da mal bei der MS Europa und der Queen Mary 2 engagiert und hab da natürlich so meine Erfahrungen gemacht und daraus ein Programm erstellt. Es heißt „Schiff Ahoi“, handelt von Kreuzfahrt und was man alles dabei erleben kann und ich denk, dass kann man auch in Hamburg oder in Delmenhorst spielen. Man glaubt es nicht, was man da erleben kann. Ich habe das drei-, viermal gemacht, Riesenspaß gehabt und das Probepublikum hat mich bestärkt, das weiterzumachen. Mal gucken, was da passiert.
 
Delmenews: Woher nehmen Sie Ihre ganze Kraft, Inspiration und Kreativität?
Konrad Beikircher: Die kommt immer noch von den Kindern. Jetzt sind sie so langsam erwachsen. Der Jüngste ist 23. Also aus der Familie, keine Frage, und ansonsten hab ich offensichtlich Dolomitengene. Die sind unverwüstlich. Die Energie nehme ich schon auch von der Bühne. Ich bin immer noch auf der Bühne und wäre es auch, wenn es finanziell nicht unbedingt oder gar nicht nötig wär, weil es schon eine Leidenschaft ist. Man kann natürlich auch negativ sagen, dass es eine Sucht ist. Es ist schon toll. Du gehst auf die Bühne und dann sitzen da ein paar hundert Leute und die amüsieren sich über das oder finden schön, was du da erzählst. Das ist doch super.
 

Eintrittskarten sind ab 25,59 Euro zu kaufen

Tickets für die Show gibt es bei den Mitarbeitern der Divarena bei diva bau. Geöffnet ist das Ticketbüro dort montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr. Zudem sind sie bei allen Vorverkaufsstellen von Nordwest Ticket oder online bei der Divarena erhältlich. Wer sich das entgehen lassen möchte zahlt mindestens 25,59 Euro Eintritt.
 
Konrad Beikircher – „#Beethoven – dat dat dat darf!“
Veranstaltungsort: DIVARENA Delmenhorst; Gustav-Stresemann-Str. 1
Uhrzeit: 20 Uhr; Einlass 19 Uhr
Datum: 1. März
Preis: ab 25,59 Euro

 
Bild: Aus dem Leben von Ludwig van Beethoven plaudert Konrad Beikircher am 1. März in der Divarena. Bildquelle: Sonja Hoffmann

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