Kommentar zur Corona-Krise

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Ich wollte schweigen, mich gar nicht äußern… Doch inzwischen halte ich es nicht mehr aus. Die Corona-Krise produziert derart viele merkwürdige Verhaltensweisen, dass sie in Summe nur schwer zu ertragen sind.

Erst einmal Glückwunsch an alle Heimwerkerkönige. Schön, dass ihr euer lang ersehntes Großprojekt, für das ihr sonst nie Zeit habt, dank Corona-Freizeit nun endlich fertiggestellt habt, toll! Doch darum geht es bei „Stay Home“ nicht. Ebenso wenig wie die Schulkinder ihre momentane Freizeit nutzen, um auf den Spielplatz zu gehen, war es nicht das Ziel, dass ihr mit anderen den Baumarkt bevölkert, um erst danach zuhause zu bleiben. Denn irgendwas fehlt bei so einem Projekt ja immer. Stay home heißt: Bleib zuhause!

Irgendwie befremdlich finde ich auch, wie schnell derzeit unsere Gesellschaft Idole aufbaut. Waren LKW-Fahrer vor ein paar Wochen noch für viele die Deppen der Nation, die sich während der Fahrt die Fußnägel schneiden und Unfälle am Stauende verursachen, sind sie innerhalb weniger Wochen zu „Helden“ mutiert, die uns alle mit Alltagswaren versorgen. Wow, das ging schnell! LKW-Fahrer machen wirklich einen tollen Job und es ist schön, dass die Krise das nun beleuchtet. Doch ich hoffe, Politik und Passatfahrer erinnern sich auch nach Corona noch daran, dass es dieser Vierzigtonner auf der linken Spur vor ihnen ist, der ihnen in der Krise buchstäblich den A… gerettet hat, weil er sie mit Klopapier versorgt hat. Hoffentlich ist die Halbwertszeit dieser oberflächlichen Belobigungen länger als der Nachhall der momentan grassierenden Klopapierwitze. Gleiches gilt für die unterbezahlte Arbeit von Krankenschwestern, Pflegern und Co., die momentan vielerorts Unmenschliches leisten müssen.

Die Securitys am Eingang der Supermärkte machen übrigens auch nur ihren, ebenfalls nicht beneidenswerten Job. Da es so oft gefragt wird, hier noch mal die Antwort für alle: Ja, die Regel, dass jede Person einen Einkaufswagen nehmen soll, gilt für alle — auch für dich. Und nein, eine Diskussion ändert nichts daran….

Noch ein Hinweis an jene, die — wie in Delmenhorst — vor dem „Problem“ stehen, dass das Altpapier gerade nicht abgeholt wird: Das ist kein Problem! Es ist vielleicht ein kleiner Umstand, dass man das gesammelte Papier nun irgendwo in einer Raumecke, in einem Schrank oder unterm Bett lagern muss, aber: Es ist kein Problem! Für alle, die es noch nicht verstanden haben: Es geht aktuell, pathetisch formuliert, um das Überleben der Menschheit. Sie wird es überleben, natürlich, doch nicht alle von uns. Erklärt doch mal einem Arzt in New York, einem Bestatter in Bergamo oder einer Krankenschwester, die auf der Intensivstation arbeitet: „Entschuldigung, ich habe ein Problem, ich weiß gerade nicht, wohin mit meinem Altpapier!“…

Apropos wissen: Wer so genau weiß, was in der Corona-Krise gerade alles politisch zu erlauben und was zu verbieten ist, so wie es viele „Experten aus der Nachbarschaft“ gerade in den sozialen Medien tun, sollten ihre geballte Kompetenz unverzüglich der Bundesregierung zur Verfügung stellen. Auch für die Politik ist diese Pandemie eine ungekannte Herausforderung. Dass da vereinzelt auch falsch entschieden wird, ist nur logisch. Ich jedenfalls bin froh, dass ich derzeit in Deutschland bin und mich im Notfall nicht auf ein anderes Gesundheitssystem verlassen muss.

Last but not least: Man kann den Eltern oder der alten Dame nebenan auch helfen, ohne anschließend auf Facebook PR in eigener Sache machen zu müssen.

Ich ziehe meinen Hut vor denen, die derzeit auf allen Ebenen ohne Klagen ihre Arbeit machen, um uns alle durch diese Krise zu bringen.

Alle anderen dürfen sich gern mal für einen Moment zurücknehmen.

So, das war’s, nun bin ich auch wieder ruhig.

Bleibt gesund!

Steffen Peschges, Redaktionsdirektor Borgmeier Media Gruppe GmbH

08. April 2020

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